Schonungen: In seiner jüngsten Sitzung gab der Gemeinderat nun offiziell grünes Licht für die 6. Änderung des Flächennutzungsplans für die Erschließung des Gewerbeparks „Schonungen Süd“ – besser bekannt unter dem Begriff „Tiefer Graben“. Viele Jahre nahmen Voruntersuchungen, Planungen und die Ausarbeitung eines Einzelhandelskonzept in Anspruch. Die Ansiedlung neuer Gewerbe- und Einzelhandelsbetriebe ist ein sensibles Thema, denn sie könnten den Altort und die dort ansässigen Geschäfte schwächen. Das wiederum steht im Gegensatz zur Städtebauförderung: Das Zuschussprogramm, dem Schonungen angehört, setzt auf die Strukturen im Ortskern und fördert beispielsweise die Sanierung alter Bausubstanz.
Ein Einzelhandelsgutachten sollte Aufschluss geben, ob Schonungen noch weitere Märkte verträgt und wenn ja, wie viele Verkaufsflächen in welchem Sortiment noch angeboten werden kann. Die umfassende Studie beschäftigte sich mit Grundsatzfragen: Wohin fließt die Kaufkraft aus der Großgemeinde und dem Einzugsbereich? Welche Fachmärkte werden in der Bevölkerung vermisst? Wie wirkt sich der Pendlerstrom der Bundesstraßen auf den Konsum in der Gemeinde aus? Etliche Haushalte wurden befragt, Verkehrszählungen angestellt und Umsatzdaten der Gewerbe eingeholt. Mit seinen rund 8.000 Einwohnern und einem Einzugsgebiet weiterer kleinerer benachbarten Gemeinden, sowie den Pendlerstrom über die Bundesstraßen hat Schonungen großes Potential. Schon jetzt suchen viele Bürger tagtäglich Banken, Ärzte, Apotheke oder Einkaufsmärkte auf. Auch die Bürger der Gemeinden wie Riedbach, Gädheim und Aidhausen orientieren sich bei ihren Einkäufen an Schonungen. Trotzdem fließt enorm viel eigene Kaufkraft beispielsweise beim Kauf von Lebensmitteln in die Stadt und umliegenden Gemeinden ab, weil die Auswahl und das Sortiment lückenhaft ist.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Kaufkraft in der Großgemeinde gebunden wird. Nur so gewinnt die Gemeinde an Bedeutung, werden Arbeitsplätze bzw. kurze Wege zum Einkaufen sowie mehr Auswahl/Angebot geschaffen und letztlich die Gewerbesteuer erhöht.“, so Bürgermeister Stefan Rottmann. Das Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger ist letztlich entscheidend für die Gemeindeentwicklung und die Existenz kleinerer Geschäfte in der Gemeinde. Von der Frequentierung der Märkte könnten auch umliegende einheimische Handwerks- und Gewerbebetriebe profitieren. Das Einzelhandelskonzept sieht ergänzende Verkaufsflächen im Bereich Lebensmittel, Textil, Drogerie, Elektro- und Haushaltswaren bzw. Heimwerker vor: Eine Schwächung des Altortbereichs schließt das Einzelhandelskonzept unter Berücksichtigung der maximal möglichen Verkaufsflächen in den jeweiligen Sparten aus. Somit ist auch die Städtebauförderung für Schonungen, trotz Erschließung des neuen Gewerbeparks, nicht gefährdet.
Das geplante Gewerbegebiet erstreckt sich auf 8,3 Hektar Fläche: Der Bebauungsplan „Gewerbegebiet-Schonungen-Süd“ ist seit 1999 rechtsfähig und ermöglicht die Ansiedlung von Einzelhandel mit einer maximalen Verkaufsfläche von 800 qm im „Tiefen Graben“. Der Gemeinderat entschloss sich, das Projekt auszuschreiben und sich auf die Suche nach potentiellen Investoren zu begeben. Ziel war es, die Flächen an einen Projektanten zu verkaufen, der das zu bebauende Areal in Eigenregie beplant, auffüllt, Straßen, Beleuchtung und Kanäle auf eigene Kosten baut. Vergangenes Jahr im Dezember lud die Gemeinde zu einer Vorstellungsrunde. Drei Investoren präsentierten ihre Konzepte und Konditionen. Der Gemeinderat erteilte der Firma „Deubema GmbH“ den Zuschlag, die in der Region bereits erfolgreiche Projekte dieser Größenordnung umgesetzt hatte. Zunächst soll eine Fläche von rund 30.000 qm erschlossen werden, die sich komplett in Gemeindehand befindet. Gemeinsam mit dem neuen Eigentümer soll ein neuer größerer Lebensmittelmarkt sowie ein Fachmarktzentrum (beispielsweise Schuhmarkt, Discounter, Bekleidung, Drogerie, Baumarkt … etc…) entstehen. Auch örtliche Handwerksbetriebe sollen sich ansiedeln können und von der Resonanz der Märkte profitieren. Insgesamt über 4.500 qm Verkaufsfläche entstehen laut Investor in dem nun ausgewiesenen „Sondergebiet“. Im Zusammenhang mit dem vorhabensbezogenen Bebauungsplan konnte der Gemeinderat erste Pläne über die Größe der Gebäude, die Anzahl der Parkplätze sowie die Zufahrt sichten.
Wie Bürgermeister Stefan Rottmann erklärt, laufen die Anstrengungen auf Hochtouren einen neuen übersichtlicheren Kreuzungsbereich an der B26 gleich mit zu schaffen. Die Wohnsiedlung „Buchental“, das Neubaugebiet „Am Esel“, die Ortsverbindungsstraße Schonungen-Forst, das alte Gewerbegebiet „Goldellern“ und das neue Gewerbegebiet „Tiefer Graben“ münden an selbiger Stelle in die viel befahrene Bundesstraße. Ein Verkehrsgutachten über die Leistungsfähigkeit des Kreuzungsbereichs muss der Straßenverkehrsbehörde vorgelegt werden: Erst dann könnten weitere notwendige Schritte eingeleitet werden.
Mit der Änderung des Flächennutzungsplans geht das Projekt planungstechnisch in die finale Phase: Begleitet wird der Verwaltungsakt durch die Bekanntmachung, die Anhörung und Beteiligung der Behörden und Träger sonstiger öffentlicher Belange.
Trotz aller Bemühungen die Gewerbeflächen in der Großgemeinde zu erweitern und damit eine höhere Magnetwirkung zu erzielen, soll Schonungens Altort weiterhin im Blick behalten werden: Gerade durch die Schließung des ehemaligen „Schlecker-Marktes“ und nun „Delta-Marktes“ verlor der Ortskern wichtige Nahversorger. Neue Interessenten sind im Gespräch bzw. konnten Kontakte durch die Gemeinde an die jeweiligen Privateigentümer der Immobilien vermittelt werden.
Zum Standort „Schonungen“ gehört auch das Gewerbegebiet in Abersfeld: Hier sei man aktuell dabei, weitere Gewerbetreibende anzusiedeln und das Gebiet zu vermarkten. Durch seine Lage und direkten Anbindung an die B303 sei das Areal strategisch „wertvoll“. Bis nach Coburg gebe es keine direkten Gewerbegebiete mit Einkaufsmöglichkeiten. Eine Verkehrszählung zeigte auf, dass besonders am Straßenabschnitt der Gemeinde Schonungen bis hin zur Autobahn ein hohes Verkehrsaufkommen mit mehreren Tausend Fahrzeugen bestehe, was den Standort besonders attraktiv mache.