Unterfranken: Das Vertrauen des unterfränkischen Handwerks in die Politik für eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ist auch im 2. Quartal 2025 noch nicht zurückgekehrt. 83,9 % der Handwerksbetriebe bewerten im 2. Quartal 2025 ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“, was einem leichten Anstieg von 1,4 Prozentpunkten im Vergleich zum 1. Quartal entspricht, jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Q2 2024) ein Minus von 1,4 Prozentpunkten aufweist. Für das 3. Quartal erwarten 86 % der Betriebe eine gleichbleibende oder sich verbessernde Geschäftslage.
Die neue Bundesregierung ist angetreten mit dem Versprechen, die Stärkung der deutschen Wirtschaft in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns zu stellen. Die wirtschaftliche Lage und Stimmung haben sich im unterfränkischen Handwerk im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch nicht gebessert. Das Vertrauen in die Politik, in eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, ist somit noch nicht zurückgekehrt. „Um Deutschland wieder auf Wachstumskurs zu bringen, muss die Politik Bürokratieabbau vorantreiben, Arbeit und Unternehmertum in den Fokus stellen und insgesamt für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen sorgen“, erklärt Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. Vor allem verweist der Hauptgeschäftsführer auf die vor der Wahl versprochene Stromsteuersenkung für alle, die jedoch nach den jetzigen Plänen nur für die Industrie, das produzierende Gewerbe und nun ergänzt um die Land- und Forstwirtschaft gelten soll. „Die Enttäuschung im Handwerk darüber ist immens. Das Handwerk ist die Stütze der Wirtschaft, und diese Stütze will man, erneut, außen vorlassen. So schafft man kein Vertrauen“, ist sich Ludwig Paul sicher. Insgesamt schätzen 83,9 % der im Rahmen der Konjunkturanalyse der Handwerkskammer für Unterfranken befragten Betriebe ihre Geschäftslage im vergangenen 2. Quartal 2025 als gut oder befriedigend ein. Für das anstehende 3. Quartal des Jahres rechnen 86 % der Betriebe mit einer verbesserten oder gleichbleibenden Geschäftslage. „Ja, das sind an sich solide Werte, sie zeigen aber auch deutlich, dass die von der Bundesregierung angekündigten Wirtschaftsprogramme mit sehr viel Skepsis begleitet werden“, so Ludwig Paul.
Handwerksgruppen
86,9 % der Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes erklären, mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein, was drei Prozentpunkte über dem unterfränkischen Durchschnitt, jedoch gleichauf mit dem Vorjahreszeitraum liegt. Einen starken Einbruch erlebt das Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Mit 73,9 % an zufriedenen Betrieben liegt es fast sechs Prozentpunkte schlechter als im ersten Quartal. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, also zum 2. Quartal 2024, verschlechtert sich die konjunkturelle Lage dieses Handwerksbereichs um 14,2 Prozentpunkte. „Hier finden wir zahlreiche Zulieferbetriebe für die Industrie und vor allem auch energieintensive Branchen wie Gebäudereiniger und Galvaniseure, wie Feinwerkmechaniker und Metallbauer, denen die extrem hohen Energiepreise schwer zu schaffen machen“, analysiert Ludwig Paul.
Regionen-Vergleich
Die drei unterfränkischen Regionen Main-Rhön, Würzburg und Bayerischer Untermain zeigen deutliche Unterschiede in der Beurteilung der Geschäftslage. Spitzenreiter ist die Region Würzburg (Stadt und Landkreis Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen) mit 88,8 % an zufriedenen Betrieben, gefolgt von der der Region Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld) mit 82,3 % an Unternehmen, die mit der Geschäftslage im 2. Quartal 2025 zufrieden sind und der Region Bayerischer Untermain (Stadt und Landkreis Aschaffenburg, Miltenberg) mit 80,3 %. „Die Industrie steht derzeit deutlich unter Druck und damit auch das ihr angegliederte Handwerk. Das erklärt die in diesem Quartal so starke Diskrepanz zwischen den Regionen, denn traditionell sind viele Betriebe am bayerischen Untermain als Zulieferer tätig“, so der Hauptgeschäftsführer.
Blick ins 3. Quartal
Für das 3. Quartal erwarten 86 % der unterfränkischen Handwerksunternehmen, dass die Geschäftslage gleichbleibend oder sich verbessen wird. Das ist ein Plus in den Erwartungen von 3,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, also zu den Erwartungen zum 3. Quartal 2024. Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul: „Die Erwartungswerte zeigen in die richtige Richtung, es ist aber noch ein sehr kleines Pflänzchen der Zuversicht. Deshalb appelliert die Handwerkskammer für Unterfranken eindringlich an die Politik, dieses Pflänzchen mit handwerks- und damit wirtschaftsfördernden Maßnahmen zu stärken und ihm nicht das Wasser abzugraben.“
Titelbild: Auch im 2. Quartal 2025 bewerteten die unterfränkischen Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage zurückhaltend. Das Vertrauen in die Politik, in eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ist noch nicht zurückgekehrt.
Foto: Sascha Schneider