Schweinfurt: Der VSR-Gewässerschutz stellte in den am 20. Mai in Schweinfurt abgegebenen 36 Brunnenwasserproben eine hohe Nitratbelastung fest. Die gemeinnützige Organisation fordert die Bundesregierung auf Agroforst als wichtigen Baustein einer nachhaltigen Landwirtschaft voranzubringen. Durch diese Agroforstsysteme lässt sich die Nitratbelastung nachweislich senken ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.
Die Nitratrichtlinie verpflichtet dazu, Überschreitungen des Grenzwertes für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter zu verhindern. Harald Gülzow stellt bei der Auswertung der Messergebnisse fest, dass die Nitratbelastung im Brunnenwasser trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft sinkt. „In jeder dritten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellten wir eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest“, erklärt er. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in je einem Brunnen in Hirschfeld mit 178 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Geldersheim mit 173 mg/l, in Ettleben mit 109 mg/l und in Schweinfurt mit 90 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Brunnenwasser in Zeuzleben mit 74 mg/l Nitrat, in Euerbach mit 69 mg/l, in Oberwerrn mit 64 mg/l und in Grafenrheinfeld mit 59 mg/l. Zu den weiteren Auswertungen der Nitratmesswerte im Kreis Schweinfurt gelangt jeder Interessierte über die interaktive Karte auf der Homepageseite vsr-gewaesserschutz.de/regionales/bayern
Im Kreis Schweinfurt bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 89 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern“, berichtet Harald Gülzow.
Diese Agroforstsysteme tragen außerdem zum Klima- und Artenschutz bei. Es fehlen bislang jedoch die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die breite Umsetzung zu ermöglichen. Aus diesem Grund haben ein Bündnis von Agrarexperten und Beratern in dem Positionspapier „Agroforst Jetzt!“ dargelegt, wie notwendig und dringlich die Durchsetzung von Agroforstsystemen in Deutschland ist. „Wir unterstützen den Aufruf: „Agroforst Jetzt“. Dieser fordert die Bundesregierung auf klare Rahmenbedingungen für die Agroforstwirtschaft zu schaffen“, berichtet Harald Gülzow. Im Aufruf wird dargelegt, dass diese effiziente Form der Landnutzung die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an den Klimawandel verbessert. Durch den Schutz vor Bodenerosion, sowie die Förderung der Taubildung können Agroforstsysteme mit einer ertragsstabilisierenden Wirkung dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung auch bei zunehmenden Extremwetterereignissen zu sichern. Auf der Homepage agroforst.jetztkönnen weitere Organisationen, landwirtschaftliche Betriebe oder Privatpersonen diesen Aufruf unterstützen.
Über den VSR-Gewässerschutz
Der VSR-Gewässerschutz wurde bereits 1980 als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen gegründet und setzt sich seit über vier Jahrzehnten für sauberes Wasser ein. Das gelbe Labormobil ist von April bis September unterwegs um Brunnenwasserproben zu untersuchen und Bürger am Informationsstand zu informieren. Im Winter werden dann Flüsse und Bäche beprobt, um festzustellen, inwieweit das Nitrat im Grundwasser zur Belastung in den Flüssen und Bächen führt. Für viele Bäche stellt das Zusickern des belasteten Grundwassers eine Hauptursache für die starke Nitratbelastung dar.
Harrald Guelzow analysiert eine Wasserprobe, Fotograf: Ruben Wiltsch