Dass der Kanalbau oft auch eine undankbare Aufgabe ist, bekommen die politisch Verantwortlichen zu weil zu spüren. Kanäle werden als selbstverständlich angesehen und sind oft nicht sicht- bzw. wahrnehmbar unterirdisch vergraben. Nur selten nimmt man von ihnen Notiz, beispielsweise wenn der Kanaldeckel klappert, es in Ausnahmefällen zu Geruchsbelästigungen kommt oder der Kanal bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen das Oberflächenwasser nicht mehr aufnehmen kann und es zu Überflutungen kommt.
Die klein dimensionierten Kanäle der 60er Jahre sind oft nicht dafür ausgelegt, das Oberflächenwasser aufzufangen. In den letzten Jahrzehnten sind Siedlungsgebiete und Straßenzüge auf bestehende Kanäle angeschlossen worden. Das zusätzliche Dach- und Straßenwasser muss allerdings durch die gesamte Kanalisation abgeleitet werden. „Bei starken Niederschlägen kann das Abwasser bis zum tausendfachen ansteigen!“, erklärt Abwasserexperte und Kanalplaner Hans-Ulrich Hossfeld. Zu berücksichtigen ist außerdem die steile Topographie in weiten Teilen der Gemeinde, das sich auf die Abflussgeschwindigkeit der Abwässer auswirkt.
Viele Kilometer Kanal wurden in der Gemeinde bereits auf bauliche Schäden und hydraulische Probleme untersucht. Im Schonunger Schulweg wird jetzt aktuell die Wasserleitung durch die RMG erneuert – weil auch der Kanal stark sanierungsbedürftig ist und in Teilbereichen zu klein dimensioniert, wird die Maßnahme nun gemeinsam ausgeführt um Synergien zu nutzen. Die beengten Platzverhältnisse im Schulweg stellen Baufirmen und Planer vor große Herausforderungen: Die Gemeinde hofft besonders auf Verständnis und Unterstützung bei den Anwohnern. Akuter Handlungsbedarf besteht auch im Bereich Mainblick Richtung Kreuzbergring. Immer wieder schwappt das Wasser bei Gewitterereignissen aus dem Kanal in die Keller. Die Gemeinde und die Anwohner sind alarmiert, wie Bürgermeister Stefan Rottmann berichtet. Mit dem Grundschulneubau im Bereich „An der Tann“ müssen auch die Kanaldefizite gelöst werden. Kanalplaner Hossfeld hofft, dass die Maßnahme in diesem Jahr begonnen werden kann. Eine genaue Trassenführung hat Hossfeld jüngst dem Gemeinderat vorgelegt.
Der Kanalbau zwischen Waldsachsen und Marktsteinach kommt derweil gut voran. Von den etwa 2240 Meter Kanalstrecke sind gut 60 % bewältigt. Wie berichtet hatte das Bauunternehmen Ullrich Bau den Zuschlag für die Baumaßnahme zum Angebotspreis von 525.556,36 Euro bekommen: Damit lag das Ausschreibungsergebnis erfreulicherweise 5,66% unter der Kostenschätzung der Gemeinde. Die Baumaßnahme beinhaltet die Verlegung einer Leitung mit der Dimensionierung DN 200mm mit insgesamt 28 Kunststoffschächten entlang der bestehenden Kreisstraße. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es den Gemeindeverantwortlichen gelungen ist, Synergien zu nutzen und das brach liegende Gewerbegebiet Hainach in dem Zuge an das öffentliche Kanalnetz anzuschließen.
Das notwendige Regenüberlaufbecken in Marktsteinach soll gleich im Anschluss an den Leitungsbau erfolgen: Das Bauwerk soll die Wassermengen, die beispielsweise bei Starkregenereignissen aufkommen, puffern und kontrolliert in das Kanalnetz abgeben um Überlastungen zu vermeiden. Mit der Inbetriebnahme des Bauwerks könnte schließlich die veraltete Teichkläranlage in Waldsachsen vom Netz gehen und das Schmutzwasser endgültig Richtung Schonungen im Freispiegel abgeleitet werden. Die Kanaltrassenführung zwischen Schonungen und Marktsteinach wurde erst vor wenigen Monaten erfolgreich beendet und die marode Kläranlage an der Ziegelhütte außer Betrieb gesetzt, wie Bürgermeister Stefan Rottmann erklärt.
Das Foto zeigt von links Polier Matthias Hengst (Ullrich Bau), Bürgermeister Stefan Rottmann, Marion Endres (Gemeinde), Frank Fronzek (Gemeinde), Hans-Ullrich Hoßfeld (Hoßfeld & Fischer) und Bauamtsleiterin Evi Briggs, sowie Christian Roßmann (Hoßfeld & Fischer)