Europa im Kleinen: Haßberge und Tricastin feiern 50 Jahre gelebte Freundschaft / Bei Besuch in Frankreich Partnerschaft bekräftigt. Es war ein Wochenende voller Herzlichkeit, Erinnerung und europäischem Geist: Eine 20-köpfige Delegation aus dem Landkreis Haßberge reiste nach Südfrankreich, um gemeinsam mit den französischen Freunden aus Pierrelatte, Saint-Paul-Trois-Châteaux und Donzere, das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft mit dem District du Tricastin zu feiern. Was vor einem halben Jahrhundert mit der Unterzeichnung einer Urkunde begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einer lebendigen, generationsübergreifenden Freundschaft entwickelt – getragen von gegenseitigem Respekt, Austausch und zahlreichen persönlichen Begegnungen.
Die Abordnung aus den Haßbergen wurde von Landrat Wilhelm Schneider und seiner Frau Larissa sowie den Bürgermeistern Günther Werner und Michael Ziegler sowie Otto Kirchner, Ehrenbürger der Stadt Königsberg, angeführt. Begleitet wurde sie von Vertreterinnen und Vertretern der Städte Haßfurt, Eltmann und Königsberg. Als Dolmetscher fungierten die beiden Vorsitzenden des deutsch-französischen Freundeskreises Joachim Friedsam und Oliver Fesser. Mit großer Freude und herzlicher Verbundenheit wurde die deutsche Delegation im District du Tricastin empfangen. Zwei Tage lang konnten die Gäste die Menschen, die Landschaft und die Kultur der Region kennenlernen – ein intensiver Austausch, der einmal mehr zeigte, wie lebendig und wertvoll die deutsch-französische Freundschaft ist.
„Unsere Partnerschaft ist ein Schatz, den wir über Jahrzehnte hinweg gepflegt und stetig weiterentwickelt haben“, betonte Landrat Wilhelm Schneider beim offiziellen Festakt am Freitagabend im Rathaus von Pierrelatte. „Die Freundschaft, die in den vergangenen 50 Jahren gewachsen ist, schweißt uns in einer Weise zusammen, wie man es sich für die gesamte Welt nur wünschen kann.“ In einer Zeit globaler Krisen und Unsicherheiten sei es umso wichtiger, sich für Frieden, Freiheit und Demokratie stark zu machen. Die deutsch-französische Partnerschaft sei ein leuchtendes Beispiel dafür, dass aus der Begegnung und dem respektvollen Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft etwas Dauerhaftes und Bedeutsames entstehen kann.
Der Erfolg dieser Partnerschaft sei nicht das Werk weniger, sondern das Ergebnis des Engagements vieler Menschen auf beiden Seiten: „Nicht nur politische Vertreter halten die Verbindung aufrecht – es sind vor allem die sehr aktiven Freundeskreise und Bürgerinnen und Bürger, die mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Einsatz unsere Freundschaft mit Leben füllen, dolmetschen und Austausche zwischen Schulen, Vereinen und Familien organisieren. All diese Begegnungen seien das Fundament dieser Partnerschaft.
Ein besonderer Dank galt den Pionieren der ersten Stunde. Stellvertretend wurden auf deutscher Seite Kurt Sieber und Ingrid Fächer gewürdigt, die sich von Beginn an mit großer Hingabe für die Partnerschaft eingesetzt haben. Beide konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Reise teilnehmen, verfolgten die Veranstaltung aber per Livestream. Auch auf französischer Seite wurden langjährige Wegbegleiter wie Dr. Gustave Jaume, Marcel Gony und Marcel Rodet sowie Tom Bodinier namentlich hervorgehoben.
Nicht zuletzt erinnerte Landrat Wilhelm Schneider an den historischen Moment vor 50 Jahren, als Landrat Walter Keller und Dr. Jean Mouton den offiziellen Partnerschaftsvertrag unterzeichneten – ein mutiger Schritt mit großer Wirkung. Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist diese Verbindung lebendiger denn je. „Die Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind, zeigen sich in Briefen,Telefonaten, E-Mails, Whatsapp-Nachrichten, gegenseitigen Besuchen – sie reichen weit über formale Beziehungen hinaus“, so der Landrat. Für die Zukunft sei es besonders wichtig, auch junge Menschen für die Partnerschaft zu begeistern – sei es durch Schüleraustausch, musikalische Projekte oder gemeinsame Sportaktivitäten. „Unsere Freundschaft ist nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine ständige Aufgabe“, zitierte der Landrat den Musiker Ernst Zacharias und war überzeugt, dass die nächsten Jahrzehnte neue Wege der Zusammenarbeit eröffnen.
Auch die Bürgermeisterin Marie Fernandez und die zwei Bürgermeister Alain Galu und Jean-Michel Catelinois der Partnerstädte Donzère, Saint-Paul-Trois-Châteaux und Pierrelatte unterstrichen in ihren gemeinsamen Worten die Bedeutung dieser außergewöhnlichen Verbindung. Die deutsch-französische Partnerschaft sei weit mehr als ein symbolischer Akt, sie sei eine gelebte Realität, getragen von Engagement, Überzeugung und dem festen Willen, aus der Vergangenheit zu lernen. „Was wir gemeinsam geschaffen haben, ist ein Bollwerk gegen Nationalismus, Populismus und Ausgrenzung“, hieß es weiter. Die Partnerschaft sei ein lebendiges Beispiel dafür, wie Europa im Kleinen gelingen kann. Bewusst wurde der Blick auch nach vorne gerichtet: Die jungen Generationen müssten das Erbe weitertragen – mit Weitsicht, Verantwortungsbewusstsein und Offenheit.
Ein besonderes Zeichen der Verbundenheit setzten die drei Bürgermeisterinnen der Kinderstadträte aus den Partnerkommunen in Frankreich. In eindrucksvollen und persönlichen Worten gaben sie ihrer Generation eine Stimme – und zeigten damit: Die Zukunft der Partnerschaft ist gesichert. Die junge Vertreterin aus Donzère betonte, wie trotz geografischer Entfernung eine enge Verbindung gewachsen sei: „Unsere beiden Städte, Donzère und Königsberg, sind reich an Geschichte und kulturellem Erbe. Es liegt uns am Herzen, unsere Freundschafts- und Austauschbeziehungen zu fördern und zu stärken.“ Diese symbolischen Verbindungen seien Ausdruck eines gemeinsamen Willens und gemeinsamer Werte – und ein Band, das man auch in Zukunft erhalten müsse.
Mit einem gereimten Beitrag beeindruckte die Kinderbürgermeisterin von Pierrelatte. Trotz unterschiedlicher Sprachen und Nationalflaggen seien sich Haßfurt und Pierrelatte eng verbunden. Beide Städte teilten ländlichen Charme, rund 13.000 Einwohner und eine tiefe Freundschaft, die vor 50 Jahren ihren Anfang genommen habe. „Austausch, Begegnung, gemeinsam verbrachte Zeit – zwischen Haßfurt und Pierrelatte – das macht uns stets bereit!“, reimte sie und erntete dafür begeisterten Applaus. Auch die Kinderbürgermeisterin von Saint-Paul-Trois-Châteaux hob hervor, dass die Freundschaft zwischen ihrer Stadt und Eltmann mehr verbinde als trenne. Auch wenn rund 900 Kilometer zwischen ihnen lägen, so teile man gemeinsame Werte, den Euro, das Lernen von Fremdsprachen, ähnliche Schulstrukturen – und selbst der gemeinsame Zugang zu Netflix sei ein Zeichen dafür, wie sehr man in derselben Welt lebe. „Gemeinsam bauen wir – trotz unserer Unterschiede – eine Zukunft auf, die auf Respekt, Verständnis und Freundschaft basiert.“
Auch die drei deutschen Bürgermeister Günther Werner (Haßfurt), Michael Ziegler (Eltmann) und Otto Kirchner als Vertretung von Claus Bittenbrünn (Königsberg) traten gemeinsam ans Rednerpult – und richteten Worte an die anwesenden Gäste aus beiden Ländern: Sie unterstrichen die besondere Rolle der drei Städtepartnerschaften – Haßfurt–Pierrelatte, Eltmann–Saint-Paul-Trois-Châteaux sowie Königsberg–Donzère – die als tragende Säulen das Fundament dieser langjährigen Freundschaft bilden. Über viele Jahrzehnte hinweg seien durch persönliche Begegnungen, kulturellen Austausch und gemeinsame Projekte enge menschliche Verbindungen gewachsen – lebendig, herzlich und beständig. In ihren Worten wurde auch der politische und gesellschaftliche Wert der Partnerschaft deutlich: „In einer Welt, in der Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, leisten unsere kommunalen Verbindungen einen wertvollen Beitrag zur Völkerverständigung. Sie zeigen, dass ein geeintes Europa nicht nur ein politisches Projekt ist, sondern in den Herzen seiner Bürgerinnen und Bürger lebt.“ Die Bürgermeister sprachen ihren Dank für die Einladung und die herzliche Gastfreundschaft aus – verbunden mit dem Wunsch, dass diese Freundschaft auch in Zukunft weiterwachse, gedeihe und kommende Generationen inspiriere.
Höhepunkt des Festakts war die erneute feierliche Unterzeichnung einer aktualisierten Partnerschaftscharta durch die Vertreterinnen und Vertreter beider Regionen. Dieses symbolträchtige Dokument erneuert das gemeinsame Bekenntnis zur grenzüberschreitenden Freundschaft und soll den europäischen Gedanken auch für kommende Generationen weitertragen. Die gesamte Begegnung war geprägt von Herzlichkeit, schönen gemeinsamen Momenten, intensiven Austausch und neuen Impulsen für die weitere Ausgestaltung der so wichtigen Partnerschaft – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Herausforderungen.
In Saint-Paul-Trois-Châteaux wurde die Delegation aus dem Landkreis Haßberge von den französischen Freunden herzlich empfangen.
Besondere Geschenke hatte die deutsche Abordnung mit im Reisegepäck: Bürgermeisterin Marie Fernandez sowie die Bürgermeister Alain Galu und Jean-Michel Catelinois erhielten ein Gemälde aus der jeweiligen Partnerstadt.
Mit der erneuten Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde durch Landrat Wilhelm Schneider, Otto Kirchner, Bürgermeister Michael Ziegler, Bürgermeister Günther Werner, Bürgermeisterin Marie Fernandez, Bürgermeister Alain Galu und Bürgermeiseister Jean-Michel Catelinois wurde die Verbindung zwischen den Haßbergen und Tricastin gefestigt.
Titelbild: Auch die Kinderstadträte aus Pierrelatte, Donzère und Saint-Paul-Trois-Châteaux freuten sich über die lebendige Freundschaft.
Alle Fotos: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge