Aus dem aktuellen SWmagazin: Bis 1947 waren die Felder und Wiesen zwischen dem Schwebheimer Wald und Grafenrheinfeld Überschwemmungsgebiet. Der Main nutzte bei Hochwasser die Hirtenbachaue, um sich auszubreiten. Zusätzlich war der Grundwasserspiegel, wie auch heute noch, sehr hoch. Im Schwebheimer Wald kann man vom Auto aus die großen Wasserpfützen im Wald das ganze Jahr über sehen und nasse Füße sind normal für Spaziergänger.
Für die kleinen Bauern aus der Gegend war das Ackern ein mühsames Geschäft. Ochsen, Kühe und Pferde als ‚Zugmaschinen’ vor dem Pflug oder vor dem Wagen mussten sich mächtig ins Geschirr legen, um überhaupt vorwärts zu kommen. Einzig für Röthleiner Störche waren die feuchten Wiesen ein Paradies.
Die Flurbereinigung hat dem ‚feuchten Spiel‘ in den sechziger Jahren ein Ende bereitet. Systematisch wurde entwässert und dabei ganze Biotope beseitigt. Die Flur hat man neu geordnet und Wege gebaut, die auch mit Traktoren befahren werden konnten. Das Ergebnis war fruchtbares Ackerland.
Von der Straße nach Gochsheim ausgehend, hat die Firma Glöckle begonnen großflächig Sand und Kies abzubauen.
Die heute vorgeschriebene Bereitstellung großzügiger Ersatzmaßnahmen zu Gunsten des Naturschutzes gab es damals noch nicht. Über derartigen Naturschutz hat sich niemand Gedanken gemacht. Im Gegenteil, man plante die Anlage eines Campingplatzes mit allen Einrichtungen.
Bei diesen Anträgen sind die Ratsherren in Grafenrheinfeld aufgewacht, die Eingriffe in die Natur schienen ihnen dann doch zu groß. Mit dem Ankauf der Flächen von insgesamt rund 35 ha, haben sie dieses Gebiet vor einer massiven Freizeitnutzung gerettet.
Ein neuer Landschaftsplan musste her und ein neues Naturschutzprojekt wurde ins Leben gerufen. Der Freistaat hat das Ganze großzügig unterstützt.
Die ‚Rafelder’ haben sich dadurch, dass sie auch heute noch hohe Kosten für die Landschaftpflege aufwänden müssen, fiskalisch eine ‚Laus’ in den Pelz gesetzt.
Wir müssen dafür dankbar sein, dass die Gemeinde dieses Stück Natur erhält. Bürger aus anderen Gemeinden und vor allem der Stadt müssen nicht kilometerweit fahren, um das zu sehen und zu genießen.
Der bequeme Rundweg lässt den Kontakt zur Natur unmittelbar zu. Wer sich an die Regel hält, die Wege nicht zu verlassen, stört auch jetzt im Mai nicht die vielen Vogelpaare bei ihrem Brutgeschäft.
Ganz wichtig ist, dass Hundebesitzer ihre Lieblinge an die Leine nehmen. Beim Rumtoben können die Hunde leicht versehentlich brütende Vögel von den Eiern aus den Nestern vertreiben, mit tödlichen Folgen für den Nachwuchs. In einer eigenen Schutzverordnung ist der Leinenzwang übrigens sogar von Amts wegen geregelt.
Für die Zweibeiner hat man 2001 eine massive Aussichtsplattform errichtet, von der man sich einen guten Überblick weit über das Gebiet hinaus verschaffen kann.
Der Rundweg führt um den Sauerstücksee, er ist auch streckenweise im Wald angelegt. Dort versucht man Auwald als ökologisch wertvollen Feuchtlebensraum zu erhalten.
Das Gebiet um den Sauerstücksee hat in den letzten Jahren beständig an Bedeutung für die an Wasser und Feuchtgebiete gebundenen Arten gewonnen. Für die Vogelfauna ist es ein wichtiges Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet mit hohem Wert für den gesamten Landkreis und für die angrenzende Stadt.
Text und Fotos: Jürgen Kohl