Schweinfurt/Haßfurt: 20 neue Krankenpflegerinnen und zwei neue Krankenpfleger wurden in der letzten Woche im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken ins Berufsleben entlassen. Sie hatten ihre dreijährige Ausbildung an der gemeinsamen Krankenpflegeschule der Haßberg-Kliniken und des Schweinfurter Leopoldina hinter sich gebracht. Nach mehr als 4500 Stunden in Theorie und Praxis haben sie ihre Prüfungen erfolgreich abgelegt und bleiben dem Gesundheitswesen als Pfleger oder Studenten erhalten.
Sophia hatte das richtige Timing. Obwohl die Tochter von Anna Ankenbauer noch kein Jahr alt ist, wusste sie genau, wie lange sie brav sein und auf ihre Mama verzichten musste. Die hatte nämlich am Dienstagnachmittag einen wichtigen Termin. Nach drei Jahren hatte sie ihre Ausbidlung zum Kranken- und Gesundheitspfleger mit den letzten, den mündlichen Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. Jetzt erhielt sie aus der Hand von Dr. Rainer Schuà ihr Diplom. Kaum hatte sie es in Händen, machte sich der kleine Wonneproppen deutlich bemerkbar und durfte wenig später auf Mamas Arm hautnah miterleben, wie Anna Ankenbauers Mitschüler ebenfalls endlich ihre Urkunde in Händen halten durften.
„Sie haben eine der anspruchsvollsten Ausbildungen, die wir in Deutschland kennen, erfolgreich hinter sich gebracht“, lobte Landrat Rudolf Handwerker die 20 neuen Gesundheits- und Krankenpfleger. 2100 Stunden in der Theorie und gut 2500 Stunden in der Praxis umfasst die Ausbildung. „Alltägliche“ Fächer, wie Krankenpflege, Anatomie oder Hygiene standen dabei ebenso auf dem Stundenplan, wie Ethik, Staatsbürgerkunde oder Deutsch und Kommunikation. Wohlgemerkt neben der Arbeit und praktischen Ausbildung auf den Stationen in Ebern, Hofheim, Haßfurt und Schweinfurt.
„Krankenpflege ist ein höchstprofessionelles Berufsbild“, merkte der Landrat an. Ein angesehenes noch dazu. In jeder Umfrage landen die Krankenschwestern und –pfleger in der Kategorie Vertrauen auf Spitzenrängen, meist sogar vor den Ärzten. Der Beruf ist in der Gesellschaft mehr als anerkannt. Und wird in Zukunft – angesichts einer immer älteren werden Bevölkerung – eher noch wichtiger werden. „Die Arbeit wird ihnen in jedem Fall nicht ausgehen.“ Schon jetzt werden Berufsneulinge vom Arbeitsmarkt im wahrsten Sinne des Wortes aufgesogen. Jeweils fünf der Absolventen bleiben am Leopoldina beziehungsweise an einem der drei Häuser der Haßberg-Kliniken. Auch alle anderen haben eine Anstellung gefunden oder sich für eine Weiterbildung entschieden.
Sie werden also weiter „auf Pump“ leben. So drückt es Dr. Rainer Schuà aus. Der Beauftragte der Regierung von Unterfranken verglich die dreijährige Ausbildung mit einer Kreditaufnahme und hatte dabei vor allem die vielen Tricks und Kniffe, die es zu lernen und erfahren gab im Blick. „Im Unterschied zu den Griechen werden Sie Ihren Kredit aber zurückzahlen können“. In Form von Pflege und Zuwendung „für all die, die ihre Hilfe brauchen, für die Patienten“.
Keine einfache Aufgabe. „Sie werden handwerklich und mental richtig gefordert sein“, erklärte der Landrat. „Ab dem heutigen Tag lastet auf ihren Schultern eine ungeheure Verantwortung, die der eines Arztes in nichts nachsteht.“
Eine Verantwortung, die aber auch viel Spaß machen kann. „Einfach toll“, fasst Anna-Maria Goger, eine der neuen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen ihre dreijährige Ausbildung in zwei Worten zusammen. „Wir haben unheimlich viel gelernt und wurden sehr gut angeleitet.“ Die letzten Prüfungswochen seien allerdings richtig anstrengend gewesen. „Man musste das ganze Wissen aus drei Jahren abrufbereit haben. Das war nicht ohne.“ Nichtsdestotrotz hat die Haßfurterin, die auch nach ihrer Ausbildung weiter im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken arbeiten wird, die Entscheidung für den Pflegeberuf noch nicht eine Minute bereut. „Ich würde mich wieder bewerben.“
Damit wäre sie eine von gut 250 Interessenten, die Jahr für Jahr in Haßfurt und Schweinfurt die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger anstreben. Bereits seit nunmehr sieben Jahren teilen sich das Leopoldina und die Haßberg-Kliniken mit einem Zweckverband die Ausbildung und genießen dabei einen sehr guten Ruf. Um dem hohen Bedarf an Pflegekräften Rechnung zu tragen, werden in diesem Jahr erstmals zwei parallel im Leopoldina und an den Haßberg-Kliniken beginnende Kurse angeboten. 50 Jugendliche haben hier einen Ausbildungsplatz gefunden, darunter, sehr zur Freude von Landrat Rudolf Handwerker, auch Absolventen des M-Zweiges der Mittelschulen in der Region.
Und wer weiß, vielleicht erlebt auch die kleine Sophia eines Tages, die Urkundenübergabe nicht nur mit großen, staunenden Augen auf dem Arm ihrer Mama, sondern genau wie sie, nämlich als neue Gesundheits- und Krankenpflegerin. Das könnte sich zumindest Dr. Rainer Schuà vorstellen. Zumindest war auch er beim Anblick von Sophia richtig entzückt und erklärte mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Na, am Pflegenachwuchs scheint es ja in Haßfurt nicht zu mangeln.“
Die neuen Gesundheits- und Krankenpfleger: Anna Ankenbauer (Mechenried), Tatjana Bockarev (Römershofen), Patrick Cormier (Westheim), Janina Eck (Ebelsbach), Johanna Ernsthenrich (Schwebheim), Franziska Filler (Oberlauringen), Julia Funk (Breitbrunn), Johanna Gadamer (Ebertshausen), Anna-Maria Goger (Haßfurt), Franziska Grob (Mark Bibart), Sebastian Holzwarth (Rentweinsdorf), Jessica Hümmer (Grafenrheinfeld), Jennifer Jäger (Sand), Kathrin Morris (Baunach), Teresa Oppmann (Schweinfurt), Stefanie Ritschel (Waigolshausen), Juliane Roth (Haßfurt), Julia Rübig (Gochsheim), Julia Schwab (Dittelbrunn), Jeannine Singer (Schweinfurt), Lisa Stürmer (Haßfurt), Carina Wittig (Zeil)