Volkach (igm: „Letzter Seufzer des „Säufer-Bähnles“, so lautete Ende September 1968 die Überschrift eines kleinen, zweispaltigen Artikels mit dem eine Tageszeitung das „Vogelsburg-Bähnle“ verabschiedete. Zwanzig Jahre lang, ab 1887 hatte sich die Stadt Volkach um einen Bahnanschluss bemüht. 1909 war es schließlich soweit. Doch nur 59 Jahre später endete der Personenzugverkehr an die Mainschleife. „750 000 DM hat die Anlage einst gekostet“ – so war 1968 zu lesen. „Selten wurde mit einer solchen Summe sovielen Menschen soolange Zeit soviel Vergnügen geschenkt“.
Am Samstag, dem 28. September 1968 rollte der letzte Personenzug von Würzburg in den Volkacher Bahnhof. Immerhin wurde er statt von einer Dampflok bereits von einer der damals modernen Dieselloks der Baureihe V 100 gezogen. Angehängt waren vierachsige „Umbauwagen“, seinerzeit durchaus komfortable Waggons. Empfangen wurde der Zug von einer kleinen Gruppe mit Volkachs letztem Bahnhofsvorsteher Paul Rinke (1924-2000) an der Spitze.
Allerdings, dieser moderne Zug pendelte 1968 nur einmal am Tag zwischen Volkach und Würzburg. Alle anderen Fahrten hatte inzwischen der Bahnbus übernommen. Wenig geliebt – so damalige Umfragen – war er hier bereits ab 1963 immer häufiger im Einsatz, von Jahr zu Jahr wurde der Bahnfahrplan ausgedünnt. Wer konnte, der nutzte daher immer häufiger Moped, Motorrad oder sein eigenes, neu gekauftes Auto. Gleichzeitig mit dem Personenzugverkehr endeten 1968 in Eisenheim und Prosselsheim auch der Gepäck-, Express- und Stückgutverkehr. Ersatzstationen war nun Volkach und Seligenstadt b.W.
Güterzüge und touristische Sonderfahrten rollten noch bis 1991 an die Mainschleife, letzte Großkunden der DB waren die Bundeswehr und ein großes Tanklager, das jährlich über 100.000 Tonnen Mineralölprodukte erhielt. Zum 30. September 1991 sperrte die Bundesbahn schließlich die alte Volkacher Mainbrücke aus „technischen Gründen“. Die Demontage der Bahnstrecke war für Juli 1995 fest eingeplant.
Bekanntlich ist es anders gekommen: einer privaten Initiative gelang es den Abriss zu vermeiden und die von der DB stillgelegte Strecke wieder zu beleben. Seit zwanzig Jahren pendelt nun der Schienenbus des Fördervereins Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Seligenstadt.
Inzwischen erlebt der Personennahverkehr auf der Schiene deutschlandweit eine Renaissance. Ob eines Tages wieder moderne Triebwagen in einer knappen halben Stunde von Volkach nach Würzburg rollen werden, liegt derzeit vor allem in den Händen der von den Landkreisen Kitzingen und Würzburg getragenen Mainschleifenbahn Infrastruktur GmbH – kurz MIG. Die vom Freistaat für eine Wiederaufnahme des SPNV geforderte Schwelle des Fahrgästepotentials von 1.000 Reisendenkilometern ist mit 1.400 auf jeden Fall deutlich überschritten.
Letzte Ankunft aus Richtung Würzburg. Der Lokführer mit Zylinder, Bahnhofsvorsteher Paul Rinke (1.v.l.) zusammen mit einigen anderen Eisenbahnern in Regenmänteln.
„Aus: Die Mainschleife und ihre Eisenbahn. Verlag Karl Hart, Volkach“.
Seltene Erinnerungsstücke an die Zeit, als die Bahn noch das Verkehrmittel Nr. 1 war: Fahrkarten mussten damals nach Reisende eigentlich an der Bahnsteigsperre abgegeben werden. Die Arbeiterwochenfahrkarte für die 2. Kalenderwoche 1957 ist 2004 beim Abbruch des Volkacher Güterschuppens gefunden worden.
Diese Bekanntmachung bereitete 1968 Fahrgäste und Frachtkunden auf die Einstellung des Personenzugverkehrs von Volkach nach Würzburg vor.