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Martin Mößlein: Beruf Winzer – Berufung der Wein

vom 26.11.2012 - 15:11 Uhr

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Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Als einer der wenigen Stände haben die Winzer gleich zwei Schutzpatrone. Der eine ist der heilige Cyriak, einer der Vierzehn Nothelfer, als Beistand gegen Frost und Unwetter, der andere der heilige Urban von Langres. Dieser doppelte Schutz mag schon vielen Winzern geholfen haben, bei solch irdischen Dingen wie Frost und Hagel. Gute Ideen muss der junge, moderne Winzer alleine entwickeln, um auf dem Markt bestehen zu können. Die Mößleins haben viele solche gute Ideen und vor allem, sie wissen das auch umzusetzen. In Zeilitzheim, einem kleinen Gemeindeteil der Gemeinde Kolitzheim, hat die Familie eine Weinerlebniswelt ausgebaut, die sich vor keiner Vinothek in ganz Franken verstecken muss. Weinfreunde aus ganz Deutschland zieht es nach Zeilitzheim. Bei unserem Besuch an einem verregneten Samstagvormittag waren es Münchner, die den Weg zu den Mößleins gefunden haben. Sie wollen Wein probieren und natürlich auch die Vorräte für den heimischen Keller auffüllen.

 

Gespräch mit Martin Mößlein

Wie kommt man dazu, in einem Dorf wie Zeilitzheim eine solch schicke Vinothek hinzustellen?

Martin Mößlein: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Ich bin 2008 ins Weingut mit eingestiegen, war zuvor viel im Ausland unterwegs, in Österreich, Australien. Habe mir Betriebe angeschaut, gearbeitet und gesehen, wie dort in noch kleineren „Käffern“ noch modernere Vinotheken stehen und es gehört heute dazu, wenn man zeitgemäße Weine herstellt oder ausbaut, dass die auch in einem zeitgemäßen Ambiente präsentiert werden. Gerade auf einem Dorf, in dem nicht so viel los ist, muss man schauen, dass man sich die Gäste herholt – eben auch durch die Weinqualität und auch eine super Opti

Erzähle uns mal was zu deinem Werdegang und deinen Auslandserfahrungen?

Martin Mößlein: Ich habe von 1999 bis 2002 eine Winzerausbildung gemacht. Das waren ein Jahr Vollzeitschule und dann zwei Jahre betriebliche Ausbildung. Die Vollzeitschule war in Ochsenfurt, ein Jahr Ausbildung in Ziegelanger, hauptsächlich im Weißweinbereich und dann ein Jahr in Bürgstadt am Untermain, hauptsächlich im Rotweinbereich. Vor der Technikerschule für Weinbau und Kellerwirtschaft in Veitshöchheim kam noch der Zivildienst. Ich wollte dann einfach einmal weg von hier, um Erfahrungen zu sammeln. War in der Steiermark, beim Exportmarketing für deutsche Weine in Mainz und bin schließlich in Australien gelandet. Nach einem Grundkurs in Grainau an der Zugspitze fühlte ich mich auch rhetorisch und pädagogisch fit, um wieder hierher zurückzukommen.

Was hat dich am meisten beeindruckt draußen, was hat dir den Kick gegeben, um zu sagen, okay, da möchte ich auch hin?

Martin Mößlein: Der Kick war die Steiermark, weil die Steiermark mit Franken irgendwie vergleichbar ist. Das gilt allgemein für ganz Österreich. Die Struktur ist ähnlich wie bei uns in Deutschland.

Australien ist da schwerer zu vergleichen, weil die Betriebe dort viel größer sind und der Weinausbau viel mehr technisiert. Die Liebe zum Wein und dass man zum Wein eine persönliche Beziehung aufbaut, findet man schon eher in Österreich oder Südtirol, dort ist es mit fränkischen Weinbaugebieten vergleichbar.

Unter den Winzern gibt es verschiedene Strömungen. Da sind einmal die traditionellen Bocksbeutelwinzer. Bei euch im Laden findet man ein ganz anderes Bild, schon was die Flaschen und Etiketten angeht.

Martin Mößlein: Der Bocksbeutel ist die typisch fränkische Flaschenform, die hat sehr viel Tradition. Unser Betrieb ist noch sehr jung, auf Traditionen können wir nicht verweisen. Wir mussten schon immer alles anders machen, um erfolgreich zu sein. 1984 haben wir erst mit dem Weinbau angefangen. Wir waren gezwungen innovativ zu sein, ein bisschen wird schon in Bocksbeutel gefüllt, aber hauptsächlich findet man bei uns die Bordeauxflasche für die jungen Alltagsweine und die Burgunderflasche für die Weine, die kräftig, füllig sind. Wir wollen international vergleichbar sein.

Sind die Frankenweine wirklich international vergleichbar?

Martin Mößlein: Ja, definitiv. Ein Silvaner ist die fränkische Kompetenz, damit kann man sich in Franken sehr gut vergleichen. Mit dem Riesling kann man sich in Deutschland sehr gut vergleichen, weil es in Deutschland überall Riesling gibt und mit dem Burgunder, sei es Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder – das ist die internationale Vergleichbarkeit – weil das Weine sind, die weltweit angebaut werden. Wobei ich sage, dass auch der Silvaner international auf jeden Fall mithalten kann.

Wie ist heutzutage das Image vom Frankenwein draußen? Gibt es Dinge, die man ändern müsste oder glaubst du, dass ist alles okay?

Martin Mößlein: Es ist wieder ‚in‘ ein Glas deutschen Wein zu trinken, es ist ‚in‘ einen fränkischen Wein zu trinken. Das Image vom Frankenwein oder allgemein vom deutschen Wein ist ganz weit oben, weil in den letzten 10 Jahren sehr viel an der Qualität gearbeitet worden ist. Man ist weg von der Masse gegangen, hin zur Qualität. Was auch mittlerweile stark im Kommen ist, sind die Querdenker. Es ist nicht mehr so, dass ich einfach das mache, was der Vater schon ewig gemacht hat, sondern man muss einfach quer denken, man muss sich verrückte Sachen zusammenspinnen, man muss Innovation zeigen und komplett neue Wege gehen, um Spuren zu hinterlassen. Natürlich ist es nicht einfach, man braucht Ideen. Wir haben die Idee schon, 2013 kommen wir mit einer ganz verrückten Geschichte auf den Markt.

Du hast von der persönlichen Beziehung zum Wein gesprochen, wie muss man sich das vorstellen?

Martin Mößlein: Eine persönliche Beziehung ist für mich, dass ich jeden Wein, den ich selber ausbaue, genau kenne. Wenn du mir jetzt blind aus der Theke einen Wein rausholst, kann ich dir genau sagen, was für ein Wein das ist, was das für Trauben waren, wie der im Keller ausgebaut worden ist, weil ich einfach den Wein kenne und die persönliche Beziehung zum Wein schon daher habe, weil ich von der Traube bis zur Füllung alles selbst mache. Ich weiß, was mit jedem Wein passiert ist und habe jeden Wein im Kopf. Der Wein ist bei mir nicht irgendeine Nummer, sondern wirklich etwas Lebendiges. Das mag jetzt blöd klingen, aber das ist wirklich ein Produkt, auf dem Mößlein draufsteht und auch drinnen ist, mit meinen Händen, man sieht es auch, dass ich die nicht wirklich besonders sauber bekomme, komplett betreut habe. Weinmachen ist wirklich noch eine händische Produktion.

Du machst ja nicht nur Wein, zu deinen schon etablierten verrückten Ideen gehört ja auch der erste fränkische Whisky, wie kam das denn?

Martin Mößlein: Neben dem Wein wird bei uns immer auch schon Schnaps gebrannt. Klassische Obstbrände gibt es reichlich, wir mussten etwas tun, um uns am Markt bemerkbar zu machen. Heute wird bei uns eigentlich nur noch ein fränkischer Whisky gebrannt. Der Erfolg hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist ein Trend geworden, deutsche Whiskys zu konsumieren und zu genießen.

Das hat mit dem Weinbau nichts mehr zu tun. Woher habt ihr die Rohstoffe?

Martin Mößlein: Die Rohstoffe bauen wir selber an. Wir waren früher ein rein landwirtschaftlicher Betrieb. Die Ackerflächen sind uns geblieben nach dem Einstieg in den Weinbau. Sie werden heute noch von uns bestellt, aus unserem Getreide, das ist unser Rohstoff, machen wir den fränkischen Whisky.

Man spürt, dass die Innovationen nur so sprudeln, gibt es noch mehr davon?

Martin Mößlein: Wir machen auch sehr viele Veranstaltungen. Die klassische Weinprobe gibt es bei uns zwar auch, aber stark im Kommen ist, mit dem Planwagen durch die Weinberge zu fahren, mit unserem 50 Jahre alten Porsche-Trecker als Zugwagen. Diese Touren begeistern nicht nur die ‚reiferen Jahrgänge‘ sondern vermehrt auch junge Leute.

Wir haben schon sehr lustige Junggesellenabschiede mit der Treckertour gefeiert, Betriebsausflüge und runde Geburtstage. Die Tour beginnt mit der Begrüßung mit Secco und Weingutsführung, dann führt die Tour durch die Zeilitzheimer Weinberge mit Weinprobe und Imbiss.

Natürlich wird bei uns auch die traditionelle Weinprobe mit fränkischer Brotzeit nachgefragt. Die Weinprobe wird unterhaltsam und fachkundig moderiert, das Ganze ist auch im Weinberg oder bei uns im Innenhof möglich. Alle Events kommen total super an.

 

Text und Bilder Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

 

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