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IHK-Vollversammlung tagte in Würzburg „800.000 Menschen verlassen jährlich das Land“

12.03.2025

Würzburg/Mainfranken: Im Mittelpunkt der Jahresauftaktvollversammlung der mainfränkischen IHK am 11. März standen die Perspektiven nach der Bundestagswahl. Gleichfalls zeigte die IHK das Potenzial der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie auf und verabschiedete das Positionspapier „Arbeitskräfte gewinnen – Arbeitsmarkt deregulieren“. Im Gastvortrag erläuterte Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit, die Ideen der BA, um Fachkräfte zu sichern und so die Wirtschaft zu stärken.

In ihrer Jahresauftaktsitzung diskutierten die Unternehmerinnen und Unternehmer die Perspektiven nach der Bundestagswahl. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders erklärte, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland für viele Betriebe nur noch eingeschränkt wettbewerbsfähig sei. Laut einer DIHK-Umfrage habe der Standortfaktor „wirtschaftspolitische Verlässlichkeit“ die größten Einbußen verzeichnet in den letzten Jahren, nebst weiterhin ausufernder „Bürokratie und Auflagen“. „Die neue Bundesregierung muss hier dringend ansetzen“, so Genders. Aber zunächst sei es wichtig, rasch eine handlungsfähige Regierung zu bilden und in konkrete Umsetzung zu kommen, Zeit habe man mit Blick auf die Herausforderungen nicht zu verlieren und muss Maßnahmen folgen lassen. Das vorliegende Sondierungspapier der möglichen Koalitionspartner sei hierbei als Zwischenstand eine gute Grundlage, müsse aus Wirtschaftssicht aber an entscheidenden Stellen nachjustiert werden. „Zwar gibt es in der Energiepolitik gute Signale, der Blick auf durchgreifende Reformen zur Verhinderung weiter steigender Arbeitskosten fehle jedoch, zudem seien die Ausführungen zu den dringend notwendigen steuerlichen Entlastungen für Unternehmen noch sehr vage“, so Dr. Genders. Mit Blick auf Diskussion um Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen und Ausnahmen von der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben sei bedeutsam, dass geplante Investitionsmittel letztlich auch in Investitionen fließen und keine Konsumausgaben damit bezahlt werden, dies habe keinerlei Wachstumseffekte und führe lediglich zu massiven Zinsbelastungen in der Zukunft. „Schulden lösen keine Probleme, wir brauchen endlich tiefgreifende Strukturreformen!“

Ein zweites Thema der Sitzung war ein Ausblick auf den Stellenwert der Sicherheits- und Verteidigungspolitik (SVI) in Mainfranken. Die IHK ist seit langer Zeit dabei, durch Sensibilisierung, Information und Netzwerkformate auf die Potenziale der SVI in der Region hinzuweisen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, zum Beispiel im Bereich der Automobilzulieferindustrie, sehe die IHK Chancen, sich im Zuge der Transformation und den notwendigen Schritten in Sachen Rüstung proaktiv zukunftsfähig aufzustellen.

Positionspapier: Was tun gegen den Fachkräftemangel?

Die Vollversammlung verabschiedete im Rahmen der Sitzung auch das BIHK-Positionspapier „Fachkräfte gewinnen – Arbeitsmarkt deregulieren“. Darin fordern die bayerischen IHKs eine Reihe von Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Viele bayerische Unternehmen seien mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, der sich durch den demografischen Wandel weiter verschärfen werde. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen an die Arbeitskräfte durch Digitalisierung und neue Technologien. Die bayerischen IHKs fordern unter anderem die Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit durch bessere und bezahlbare Kinderbetreuung, die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie den Abbau bürokratischer Hürden. Zudem sollen ältere Arbeitnehmer durch neue Anreize und den Abbau von Frühverrentungsanreizen zum Arbeiten über das Rentenalter hinaus länger im Erwerbsleben bleiben. Um die Zuwanderung von Arbeitskräften zu erleichtern, sollen Unternehmen bei der Rekrutierung unterstützt, Anerkennungs- und Aufenthaltsverfahren vereinfacht sowie Sprachangebote und eine Willkommenskultur gestärkt werden. Um die Potenziale von Flüchtlingen besser zu nutzen, sind schnellere Arbeitserlaubnisse, ein besserer Zugang zu Aus- und Weiterbildung sowie ein unkomplizierter „Spurwechsel“ für Fachkräfte im Asylverfahren notwendig.

Daniel Terzenbach: Automatisieren und Digitalisieren

In seinem Gastvortrag knüpfte Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit (BA), an die Bedeutung ausländischer und inländischer Potentiale für die Fachkräftesicherung an. Er erläuterte, wie es gelingen könne, Fachkräfte zu sichern und damit die Wirtschaft zu stärken.

„Die Fachkräfteprobleme von heute lösen wir nicht mit den Methoden von gestern – wir brauchen neue Wege, pragmatische Lösungen und den Mut zur Veränderung“, so Terzenbach. Der Vorstand der BA plädierte für innovative Modelle wie Arbeitsmarktdrehscheiben, die den direkten Transfer von Beschäftigten zwischen Unternehmen ermöglichen. Zudem betonte er die Bedeutung der Ausbildung von jungen Menschen. „Zwanzig Prozent der heutigen Arbeitslosen haben keine Ausbildung – und es gibt Bundesländer mit drei Mal so vielen Schulabbrechern, wie andere. Hier muss sich etwas ändern.“

Für ein weiteres Beschäftigungswachstum seien aber auch Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland ein wesentlicher Baustein. Schon heute ginge der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung überwiegend auf Menschen mit einem ausländischen Pass zurück. Umso problematischer sei das Thema Abwanderung. „Jährlich verlassen 800.000 Menschen Deutschland. Wir brauchen also auch eine Bleibekultur“, so Terzenbach. Er fordert daher pragmatischere Ansätze, um die Hürden bei der Integration von ausländischen Arbeits- und Fachkräften, die sich im Land befinden, wie auch bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte zu senken, beispielsweise durch beschleunigte Verfahren: „Die Transformation gelingt nur, wenn wir schneller und innovativer handeln – mit neuen Arbeitsmodellen, einer souveränen Digitalstrategie, Automatisierung und Digitalisierung sind angesichts des demografischen Wandels ein Segen für den Arbeitsmarkt – und einer klugen Fachkräftepolitik.“

Was macht die Vollversammlung?

Die Vollversammlung ist das Parlament der mainfränkischen Wirtschaft und damit das höchste Gremium der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ihr sind grundsätzliche Entscheidungen vorbehalten.

Titelbild: IHK-Präsidentin Caroline Trips (links) und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders (rechts) bedanken sich bei Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit. (Foto: IHK)

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