Landkreis Schweinfurt: Um junge Menschen vor einer Rauschmittel-Abhängigkeit zu schützen, hat das Gesundheitsamt vor knapp einem Jahr das Drogenpräventionsprojekt „FreD“ gestartet. „Mit diesem Projekt haben wir unserer Präventionsarbeit einen weiteren wichtigen Baustein zur Eindämmung illegaler Drogen hinzu gefügt“, sind sich Landrat Florian Töpper und der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Werner Arnholdt, einig.
„FreD“ steht für „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten“ und umfasst einen achtstündigen Kurs für 14- bis 21-Jährige, die irgendwo durch ihren Drogenkonsum, in erster Linie Cannabis, aufgefallen sind. In Deutschland ist das Projekt bereits an 120 Standorten etabliert und mehrfach evaluiert worden.
Nach gut einem Jahr ziehen auch die Verantwortlichen am Gesundheitsamt eine erste Bilanz. „Nahezu ein Drittel der Teilnehmer sucht freiwillig den Weg zu FreD, der Großteil kommt jedoch erwartungsgemäß auf richterliche Weisung. Aber auch Auflagen von der Schule, dem Arbeitgeber oder ähnliches sind möglich“, berichtet Alexandra Göbel, die Projektkoordinatorin am Landratsamt.
Seit dem Projektstart sucht das Gesundheitsamt die Zusammenarbeit mit vielen Fachstellen und Institutionen, wie den Polizeiinspektionen, dem Amtsgericht, der Staatsanwaltschaft, den Krankenhäusern, aber beispielsweise auch den Schulen und Jugendtreffs. „In den allermeisten Fällen handelt es sich bei den FreD-Teilnehmern um ganz gewöhnliche junge Leute, die weder äußerlich, noch vom Benehmen auffällig sind“, so Göbel. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit.
Eine Kursteilnahme wird bewilligt, wenn der Jugendliche die nötige Offenheit, Motivation und Gruppenfähigkeit mitbringt. Das ist wichtig, denn im Kurs wird ohne Tabus gesprochen und diskutiert: über Substanzen, die Risiken dabei, über die Motive zu kiffen, über die eigene Suchtentwicklung, Konsummuster oder feste Konsumregeln, oftmals auch über Wünsche an das soziale Umfeld oder die Sicht auf die eigene Zukunft. Es gelten feste Gruppenregeln, an die sich jeder bindend zu halten hat.
Die Stadt Schweinfurt unterstützt das Projekt mit Helmuth Backhaus ebenfalls durch ihre Fachkraft für Suchtprävention – vorerst für die Probephase von einem Jahr. Aufgrund des Kursbedarfs ist seit Januar 2015 mit Christian Schäflein ein weiterer fachkundiger freier Mitarbeiter hinzu gekommen.
Inzwischen hat das Team fünf Kurse abgehalten. Bisher sind mehr als 80 Prozent der Teilnehmer männlich, im Schnitt stehen die Teilnehmer kurz vor der Volljährigkeit, haben fast alle Erfahrung mit Cannabis, daneben vereinzelt mit anderen Substanzen wie Kräutermischungen, LSD, Amphetaminen oder Naturdrogen. Auszubildende machen bisher die größte Gruppe aus, gefolgt von Gymnasiasten.
Die Gründe, warum sie zu Drogen gegriffen haben, sind unterschiedlich. Teilweise, so Göbel, ist es jugendliche Neugier oder Unbedachtheit. Genannt wird auch das scheinbar gute Gefühl, wenn man „mit der Clique bei einem Joint abhängt“. „Manche Jugendliche suchen die Flucht vor dem Alltag, vor dem massiven Leistungsdruck, der einfach zu viel wird“, so Göbel. Vielen falle es schwer am Abend abzuschalten und zu entspannen.
Die Kursteilnehmer schätzen den offenen Austausch in der Gruppe und vor allem die vorbehaltlose Aufnahme durch die drei Sozialpädagogen. Über ihren Drogenkonsum mit Erwachsenen offen sprechen zu können, den Blickwinkel zu ändern, sich selber und seine Gedankenwelt zu hinterfragen, das ist für manche Kursteilnehmer neu. Bei Beendigung des Kurses erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, das an die zuweisende Stelle als Teilnahmenachweis zurückgegeben wird.
„Sicher werden nicht alle Jugendlichen die Drogen aus ihrem Leben verbannen – das wäre unrealistisch. Uns geht es vielmehr darum, dass die Jugendlichen ihren Konsum ehrlich reflektieren, ihr Lebenskonzept hinterfragen, dass sie sensibel mit den Drogen umgehen, Risiken kennen und sich klar darüber werden, dass letztlich jeder für sein Leben ganz alleine verantwortlich ist“, sagt Göbel.
Für die Jugendlichen ist der Kurs grundsätzlich kostenfrei. Nähere Informationen gibt es am Gesundheitsamt Schweinfurt per E-Mail an alexandra.goebel@lrasw.de oder unter Telefon 09721/55-745.