Schonungen: Wer einen Platz für den diesjährigen Bürgerwaldtag ergattert hat, konnte sich wirklich glücklich schätzen. Womöglich hätte die Gemeinde mit den Anfragen heuer wieder mehrere Busse füllen können. In diesem Jahr stand die Waldexkursion unter dem Motto „Viele Nutzer – ein Wald: Wie die unterschiedlichen Interessen in Einklang gebracht werden können“.
Es kommt nicht selten vor, dass Förster, Jäger, Pilzsammler, Spaziergänger, Mountainbiker… den Wald ausschließlich für sich alleine beanspruchen. Wenn dann unterschiedliche Interessen und Nutzungen aufeinander treffen, birgt das oft ein Konfliktpotenzial. Immer öfter sieht sich Revierförster Rainer Seufert draußen im Wald in einer Vermittlerrolle. Es wird hart gerungen und nach Kompromissen gesucht: Anhand des neu entstandenen Mountainbike-Trails erklärt der Förster den Entwicklungs- und Verhandlungsprozess. Am Ende mussten sich alle Seiten aufeinander zu bewegen und Kompromisse schließen.
So wurde bei der Mountainbikestrecke darauf geachtet, dass die Wegführung wie beispielsweise im Bereich des Gendarmen-Trails direkt an der Jagdgrenze zweier Gebiete entlang verläuft. Durch eine separate Wegführung sollen Kollisionen mit Wanderern vermieden werden. Auch die Standortwahl des neuen Waldkindergartens wurde unter naturschutz- und jagdrechtlichen, aber auch pädagogischen und erschließungstechnischen Gründen sorgfältig ausgewählt. Neben der Begehung des Mountainbiketrails stand auch die Besichtigung des künftigen Natur- und Waldkindergartens auf dem Programm.
Forstamtsdirektor Stephan Thierfelder warb für ein Aufeinander Zugehen und ausgewogene Nutzung des Walds. Gerade der Kommunalforst hat eine Vorbildfunktion und ist für alle da. Alle – das sind zuvorderst die knapp 8.000 Bürger der Großgemeinde. Und die Gemeinde ist wiederum stolzer Eigentümer von über 1.200 Hektar Wald. Wie Bürgermeister Stefan Rottmann betont, sei man auf die Ressource Wald besonders stolz: Sie bildet einen wesentlichen Teil des Grundvermögens der OberLand-Gemeinde.
Breiten Raum nahm auch die Pflege des Jungbestands ein: Mit gezielten Aufforstungsmaßnahmen, will der Forstbetrieb den Wald für kommende Generationen fit machen. Unter Berücksichtigung des Klimawandels, steigender Temperaturen und zunehmender Trockenheit müssen robuste und den neuen Klimabedingungen entsprechende Baumarten ausgewählt werden. Mit welchem Werkzeug und Maschinen der Forstbetrieb die Pflege ihres Baumbestandes durchführt, wurde „live“ an Ort und Stelle vorgeführt. Auf großes Interesse stieß das Vertragswaldnaturschutzprogramm: Hier sollen gezielt Spechtbäume und Totholz unter Schutz gestellt werden. Sie erfüllen wichtige Funktionen im Wald und so erläutert Revierförster Rainer Seufert, dass sich durchaus in abgestorbenen Gehölzen neues Leben entwickeln kann. Zum Beweis hatte der gemeindliche Forstbetrieb selbst gebastelte Fernrohre aufgestellt, die auf Spechtbehausungen ausgerichtet sind. Zusätzlich wurden Schautafeln am Wegrand angebracht. Gerade in jüngster Zeit machte die Gemeinde mit Natur- und Umweltschutzprojekten, vor allem aber mit einer nachhaltigen ökologischen, wie auch ökonomischen Forstwirtschaft von sich reden.
Nach dreistündiger Exkursion folgte schließlich der Schlusspunkt beim Tag der offenen Tür im Bauhof, wo sich die gut 55 Teilnehmer stärken konnten.
(Fotos Stefan Rottmann/Claudia Seuffert-Fambach)