Schweinfurt: Am 9. Mai öffnet die Bayerische Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt ihre Pforten. In der Kunsthalle zeigt das Haus der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit der Stadt Schweinfurt die vielseitige Gestalt des Mains vom Geheimnisträger bis zum Visionär. Es geht aber genauso um die Bedeutung der Flüsse allgemein für Bayern, um ihre Verbindung in den Kanalprojekten des 19. und 20. Jahrhunderts, um Hochwasser und Binnenschiffe sowie um den Drang der Bayern zum Meer. In einer einzigartigen Ausstellung trifft Natur auf Kultur. Die Hauptrolle spielt der Main, die schönste bayerische Verbindung zum Ozean.
Die Vorbereitungen zur Ausstellung laufen aber nicht nur im Haus der Bayerischen Geschichte auf Hochtouren. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg wurden am 16. April Exponate präsentiert, die die besondere bayerische Meeresbeziehung widerspiegeln: Ein Marinegedeck für Kinder aus Porzellan, das im Anschluss an die Präsentation unter fachkundiger Aufsicht der Restauratorin für die Reise in die Schweinfurter Kunsthalle verpackt wird.
Das Geschirr besteht aus einer Tasse und vier Tellern und zeigt die Begeisterung für die kaiserliche Flotte, die zwischen 1890 und 1918 auch im Königreich Bayern und vor allem im gehobenen Bürgertum um sich griff. Das Porzellangedeck ist typisch und untypisch zugleich. Typisch ist es, weil es die Flottenbegeisterung widerspiegelt, die in dieser Zeit auch in Franken viele Anhänger fand – trotz der Ferne zum Meer. Untypisch ist es, weil die militärischen Bilder auf dem Geschirr eigentlich für Buben gedacht waren. Dieses Geschirr bekam aber ein fünfjähriges Mädchen von seinem Vater geschenkt – und zwar in Nürnberg im Jahr 1915 oder 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg.
Das Hauptbild auf Tasse und Tellern ist immer gleich: Es zeigt zwei Schlachtschiffe, einen Zeppelin und ein U-Boot. Links ist die Reichskriegsflagge zu sehen. Über dem Hauptbild sitzt ein Band mit der Aufschrift „1914 – Deutschlands Flotte – 1915“, klein darüber stehen noch die Buchstaben „S M S“. Sie stehen für „Seiner Majestät Schiff“. Am goldenen Tellerrand sind Matrosen, Soldaten oder Sanitäter zu sehen. Und auch die ganz alltägliche Erziehung kommt nicht zu kurz. Denn oben stehen Sinnsprüche wie: „Iß hübsch deinen Teller leer, / Das Compot kommt hinterher.“ oder „Gemüs und Fleisch bekommt nur der / Der seine Suppe aß vorher.“
Mit dem Kauf solcher Dinge konnte man seine Flottenbegeisterung zur Schau stellen. Und natürlich wollte man auch die Kinder beeinflussen. Das beschenkte Mädchen dürfte sich über das Geschenk des Papas gefreut haben. Doch nur wenig später fiel der Vater im Ersten Weltkrieg – Flottenbegeisterung und Krieg hatten ihr wahres Gesicht gezeigt. Mehr zur Flotteneuphorie vor 100 Jahren gibt es in der Bayerischen Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt zu sehen.