Schweinfurt: Eine wochenlang andauernde Dürre hat den Wald im Schweinfurter Oberland in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge: Ein vermutlich vorsätzlich gelegter, großflächiger Waldbrand im Fichtenbusch westlich von Madenhausen. Mehr als 85 Fahrzeuge mit rund 400 Helfern von Feuerwehren und THW, sowie 31 Fahrzeuge und 140 Helfer der Hilfsorganisationen sind in den nördlichen Landkreis Schweinfurt geeilt, um den Waldbrand zu bekämpfen. Aufgrund der starken Rauchentwicklung mussten die Ortschaften Madenhausen und Weipoltshausen teilweise evakuiert werden. Am Freitagnachmittag dann die Verkündung des Katastrophenalarms durch Landrat Harald Leitherer. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt entschloss sich dazu, den Einsatz in der Nähe des Einsatzortes zu koordinieren. Die Wahl fiel auf das vom Georg-Wichtermann-Haus des Roten Kreuzes in Zell. Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung wurden beauftragt, die notwendige Infrastruktur in dem Gebäude herzustellen.
Diese Schilderungen sind reine Fiktion. Aber eine Fiktion, die nicht ganz so weit hergeholt ist. Erst in den letzten Wochen im Mai und Juni bestand auch im Landkreis Schweinfurt hohe Waldbrandgefahr. Am vergangenen Wochenende bot dieses Szenario die Basis einer groß angelegten Aufbauübung.
Thomas Englisch, Fachberater Information und Kommunikation und Fachdienstführer beim BRK Schweinfurt, und sein Stellvertreter im BRK Jan Dreßler haben sich dieses Übungsszenario ausgedacht. „Die Einrichtung einer abgesetzen Befehlsstelle ist eine wahre Materialschlacht.“, so Thomas Englisch. Telefonleitungen, Internet, Funkverbindungen und der logistische Hintergrund für Einsatz der Katastropheneinsatzleitung des Landkreises Schweinfurt galt es aus den Boden zu stampfen. Um halb acht Uhr am Samstagmorgen starteten die 18 Helfer der beiden Unterstützungsgruppen in das Projekt. Klarer Auftrag an die Katastrophenschützer war die Übergabe eines vollständig einsatzbereiten Gebäudes bis spätestens 15:30 Uhr an den Führungsstab. Rund 14 Personen aus der Führungsgruppe Katastrophenschutz und weitere 18 Unterstützungskräfte sollten dann die Möglichkeit haben, dort mindestens fünf Tage lang rund um die Uhr im Mehrschichtbetrieb den Großeinsatz der Rettungskräfte im Schweinfurter Oberland zu koordinieren.
Die dazu notwendige Logistik ist enorm. Unzählige Stromleitungen waren zu verlegen. Ein großer Lage-Raum mit vierzehn Telefonanschlüssen, drei PC-Arbeitsplätzen mit Internetanschluss, je ein Einsatzzelt für die Funker und die Presse waren aufzustellen und einzurichten. Da die Führungskräfte auch außerhalb der Schichtzeiten vor Ort bleiben müssen, waren eigene Ruhe- und Schlafräume eingerichtet und die Verpflegung der Helfer zu überdenken. „Der Raumbedarf zur Herstellung einer solchen Befehlsstelle im Katastrophenschutz ist schon enorm.“, so die nüchterne Feststellung von Übungsorganisator Jan Dreßler beim Begang der zwischenzeitlich umgenutzten Räume. Aus den tags zuvor noch von einem Kindergarten genutzten Räumen wurde in knapp mehr als sieben Stunden ein abgeriegelter Sicherheitstrakt einschließlich der dazu notwendigen Kommunikationsinfrastruktur geworden.
Der Sachbearbeiter Katastrophenschutz aus dem Landratsamt Schweinfurt Roland Rost zeigte sich fasziniert vom hohen technischen und logistischen Aufwand, der zu dieser Übung aufgeboten wurde. „Hier zeigt sich deutlich, dass die Zusammenarbeit der beiden Unterstützungsgruppen richtig und wichtig ist. Ohne die gute Zusammenarbeit der beiden Gruppen wäre der Aufbau einer solchen Befehlsstelle in dieser knappen Zeit sicher nicht möglich.“, so das Fazit von Roland Rost.
Deutlich beeindruckt zeigte sich auch der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter des BRK Schweinfurt Jürgen Lindemann. „Hier zahlt sich wieder die gute Zusammenarbeit zwischen BRK und MHD im Bereich der Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung, als auch mit den Helfern der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes auf Seiten der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung aus.“, stellte Lindemann fest. „Konkurrenz im Katastrophenschutz kann niemals zielführend sein, da wir ja alle am gleichen Ziel arbeiten, nämlich der Abwehr von Gefahren für unsere Bevölkerung.“, so Lindemann weiter.
Mit der Übung in Zell wurde der Schlusspunkt unter eine insgesamt aus drei Teilen bestehende Fortbildung gesetzt. Im ersten Teil wurden die theoretischen Grundlagen zum Aufbau einer solchen Befehlsstelle vermittelt. Teil zwei widmete sich der Erkundung bestmöglich geeigneter Gebäude für ein solches Vorhaben.
„Ich bin jetzt zwar richtig fertig, aber wir haben es gemeinsam geschafft. Und das sogar eine dreiviertel Stunde bevor der Führungsstab eintrifft.“, so die schließenden Worte von Aufbauleiter Christian Margraf von den Maltesern aus Schweinfurt. „Der Einsatz könnte jetzt kommen.“ Kam er aber glücklicherweise nicht. Nach einer kurzen Manöverkritik packten die Helfer ihr Einsatzmaterial wieder ein. Zweieinhalb Stunden später war die Ordnung im Georg-Wichtermann-Haus wieder hergestellt und die Helfer konnten den Tag in gemütlicher Runde ausklingen lassen.
Bild: Nach 7 Stunden war es geschafft – das Georg-Wichtermann-Haus in Zell wurde zu einer Schaltzentrale für den Katastrophenschutz im Landkreis Schweinfurt umgebaut. (Foto: Jürgen Lindemann, BRK Schweinfurt)