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Zu Anfang gab‘s Bruch – Johannes Stumpf und Frank Tonat sind flightrobotix

08.11.2012

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Der Laden in Unterspiesheim war einmal die Filiale einer untergegangenen Bäckerei. Es ist eigentlich heute kein Laden sondern eine Werkstatt, eher noch ein Labor, in dem solche Dinge ausgetüfftelt werden wie fliegende Drohnen. Mit den militärisch an vielen Kriegsschauplätzen der Welt genutzten unbemannten Kampfflugzeugen hat das nichts zu tun. Johannes und Frank haben eine Firma gegründet, die sich mit Luftbildern im weitesten Sinne befasst. Die Sache mit dem Bruch, ja da ist ihnen eines ihrer Fluggeräte einfach abgeschmiert. Hubschrauber fliegen will gelernt sein und zum Glück ist das Ding niemand auf den Kopf gefallen. Nur zwei teuere Bruch-Propeller an der Wand erinnern noch an diesen Crash.

Heute können beide herzlich lachen über diesen ‚Unfall‘ und haben den Crash unter Lehrgeld verbucht. Frank Tonat und Johannes Stumpf sind beide aus der Region. Technik in allen Formen haben beide immer begeistert und auch ihre berufliche Laufbahn bestimmt.

Johannes Stumpf ist in Schweinfurt geboren und in Euerbach aufgewachsen, er hat Elektriker gelernt, genauer Elektroinstallateur bei einer Firma in Werneck.

 

 

Kabelziehen war sein täglich‘ Brot,

aber das Ende der beruflichen Karriere sollte das nicht sein.

Wie viele seiner Generation ist Johannes mit dem Computer aufgewachsen. Über die reine Anwendung hinaus wollte er tiefer in das Thema einsteigen. Neben seinem Beruf hat er Wirtschaftsinformatik studiert. Seinem Arbeitgeber waren die erworbenen Kenntnisse natürlich recht. Aufträge zur EDV-Vernetzung waren nur von Spezialisten zu erfüllen.

 

Große Vernetzungen

wie z.B. bei AOK, dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Schweinfurt, zählen heute zu den Referenzen, auf die Johannes verweisen kann. Wie er in Kanada gelandet ist, das ist eine eigene Geschichte. Zusammen mit einem Freund hat er sich beim Studium der Wirtschaftsinformatik richtig ‚reingehängt‘ und die beiden haben den

 

Bayerischen Meisterpreis gewonnen 

Der war mit einem ordentlichen Sümmchen dotiert und beide sind zusammen erst einmal in Urlaub gefahren. Die USA war das Ziel, auf eine Zeitdauer haben sich die beiden nicht so recht festlegen wollen. Nach zwei Wochen Sightseeing sind sie in Vancouver Kanada gelandet. Aus einer Schnapsidee und dem Antrieb, dass sie ja nicht nur Land und Leute kennenlernen wollten, suchten sie sich einen Job. Sie landeten im Computer-for-Schools-Programm der kanadischen Regierung. Gebrauchte Computer werden dort überholt und gegebenenfalls repariert, um sie den Schulen zur Verfügung zu stellen. Eine Sache für Spezialisten, ohne Bezahlung, aber die soziale Dienstleistung hat beiden Spaß gemacht.

 

Von Kanada zur Fotovoltaik

Irgendwann hat ihn ein Telefongespräch aus Deutschland erreicht. Über einen alten Bekannten hat Johannes von Frank Tonat ein Jobangebot bekommen, das ihn auf den gesunden Boden der deutschen wirtschaftlichen Realität zurückgeholt hat.

Frank Tonat hat für einen neu gegründeten Fotovoltaik-Betrieb Mitstreiter gesucht. So richtig konnte sich Johannes Stumpf 2001 nicht vorstellen, dass Fotovoltaik überhaupt funktioniert. Er hat sich schnell in die Materie eingearbeitet und ist bis 2008 dabei geblieben.

In der Folge sind Frank Tonat und Johannes Stumpf zusammen zu einem Wechselrichter-Hersteller nach Dänemark gewechselt. Beide sind heute noch bei den Dänen in Lohn und Brot.

Die Sache mit den Drohnen haben sie bei einem Feierabendbier in einer lauschigen Dänennacht ausgetüfftelt.

 

 

Frank Tonat und der Fotovirus

Auch Frank Tonat ist ein gebürtiger Schweinfurter. Seine humanistische Bildung hat er in der zehnten Klasse abgebrochen, um erst einmal was ‚Anständiges‘ zu lernen. Er wollte eigentlich Energieanlagenelektroniker werden, aber eine angeborene Rot-Grün-Blindheit wäre technisch fatal gewesen. Nach einer Lehre als technischer Zeichner hat er sich noch zu einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bei Foto-Uhlenhuth in Schweinfurt entschlossen, hat sich dort den Fotovirus eingefangen und seine Frau. Als Einzelhandelskaufmann in der Computerabteilung ist Frank zwangsläufig zur IT gekommen. Als Systembetreuer, Vertrieb in der EDV, hat auch er sich in der Branche einen Namen gemacht. 2001, als die meisten noch nicht wussten wie man das buchstabiert, ist Frank bei einer Fotovoltaik-Firma in Schweinfurt gelandet. Zum professionellen Fotografieren ist er über das Hobby seiner kleinen Tochter gekommen, dem Tanzen. Als Verbandsfotografen für den Deutschen Garde- und Schautanzsport hat man ihn engagiert.

Auf die Idee, Fotografie zu Lande und aus der Luft miteinander zu verbinden, sind sie beide wie gesagt in Dänemark gekommen.

Die ersten Gehversuche im Modellbau haben sie sich selbst angeeignet. Bei einem Bekannten in Slowenien bekamen sie die Unterstützung, die sie brauchten, um ihre erste Drohne fliegen zu lassen. ‚Günther‘ haben sie das Ding getauft.

 

 

Die ersten Flugversuche

Die ersten Flugversuche haben sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht. Es hat gedauert, bis die ersten Fotos und Filmaufnahmen aus der Luft so ausgesehen haben wie heute. Für das bewegte Bild ist eine ganz ruhige Kamerafahrt Voraussetzung für einen professionellen Bildeindruck. Früher hat man solche Aufnahmen sehr aufwändig und teuer nur mit einem Hubschrauber machen können. Einen Hubschrauber, der dafür eingerichtet war, die Kamera mit einem technisch sehr komplizierten Stabilisierungssystem ruhig zu halten.

Jedes einzelne Filmschnipsel und jede Fotoaufnahme musste vom Bundesamt für Luftfahrt freigegeben werden. Die Aufnahmen durften nur mit der entsprechenden Freigabenummer veröffentlicht werden.

 

Vor dem Start die Bürokratie

Heute noch braucht die Fliegerei viele Genehmigungen. Diese unbemannten Flugobjekte, also die Drohnen, gibt es weder nach europäischen noch nach deutschem Recht. Deshalb wird jeder Flug mit einem solchen Gerät rechtlich genauso bewertet wie der Flug mit einer bemannten Maschine.

 

Alles was fliegt

Vom Start weg fallen die Drohnen-Flüge voll unter das deutsche Luftverkehrsrecht. Gebraucht werden sämtliche Versicherungen, wie z.B. eine Luftfahrthaftpflichtversicherung wie jede Boeing 747, nur die Versicherungssummen sind kleiner. Die Piloten an der Funk-Fernbedienung müssen sich exakt an das Luftverkehrsrecht halten. Kontrollzonen sind ebenso tabu wie bestimmte Bereiche, z.B. rund um das Kernkraftwerk. Für viele Sperrzonen sind spezielle Genehmigungen nötig, Einfluglinien erbeten werden, die Bürokratie braucht viel Aufwand.

Es gibt heute schon so kleine Modellflieger, die man im Spielzeughandel kaufen kann. Damit Luftaufnahmen zu machen, ist, wenn man technisch große Abstriche macht, zwar möglich, aber nicht erlaubt. Wer das als reine Modellfliegerei betreibt, ohne gewerblichen Hintergrund auf speziellen Modellflugplätzen, der hat keine Probleme.

Logbuch und Karten

In dem Moment, in dem es nur den geringsten Anschein einer gewerblichen Verwendung gibt, fällt das voll unter das deutsche Luftverkehrsrecht, jeder einzelne Aufstieg muss genehmigt sein. Das Fluggerät muss entsprechend versichert sein und es muss zwingend ein Logbuch geführt werden.

Vor jedem Flug werden die entsprechenden Karten studiert. Gibt es auf der geplanten Flugroute irgendwelche Einflugbeschränkungen? Gibt es Flughöhenbegrenzungen? Persönlichkeitsrechte und Eigentumsverhältnisse müssen berücksichtigt werden. Auch auf dem Startplatz wird das Einverständnis des Eigentümers benötigt.

 

Der Traum des Paparazzi

Der Traum eines jeden Paparazzi, mit so einem Fluggerät, die Oben-ohne-Fotos von Kate zu schießen, ist mit einem sehr hohen strafrechtlichen Risiko verbunden. Alle Genehmigungen sind auf Widerruf erteilt, zeitlich begrenzt, es wäre der letzte Flug von flightrobotix.

 

Hoher Einsatz

Den Kapitaleinsatz von rund 15.000 Euro, ohne Kameratechnik, haben die beiden aus ihrer eigenen Tasche finanziert. Fremdkapital war dafür nicht notwendig. Das kann aber dann, wenn die Pläne der beiden realisiert werden, anders kommen.

 

Eine Drohne ist kein Spielzeug

Zu Anfang haben die beiden sich das viel einfacher vorgestellt. „Man braucht Training, Training und nochmals Training, viele Flugstunden bevor man das Fluggerät einigermaßen beherrscht.”

Frank Tonat erzählt von den ersten Aufträgen. „Es ist ähnlich wie mit dem Autofahren. Der Fahrschüler ist in den ersten Fahrstunden extrem nervös und nach 40 Jahren Fahrpraxis denkt man nicht mehr darüber nach. Bei den Drohnen ist es halt noch ein bisschen komplizierter, weil man in drei Dimensionen denken muss und die Luft keine Balken hat. Wind, irgendwelche unvorhergesehene Böen, alles beeinflusst die Fluglage und das Flugverhalten. Gut unterstützt werden wir durch Assistenzsysteme, die Höhe wird barometrisch gehalten, die Position über GPS.”

 

Jetzt kommt Florian 

Aktuell bauen die beiden an einem neuen Fluggerät, dem Florian. Im Gegensatz zu Günther wird das ein richtiger Spezialist für den öffentlichen Sicherheitsbereich. Florian wird nicht nur Bild- und Videoaufnahmen im sichtbaren Bereich liefern, sondern kann auch sog. Wärmebildkameras tragen, um beispielsweise bei der Vermisstensuche zu helfen. Florian wird schneller verfügbar sein als ein Hubschrauber, der erst von seinem Standort hierher fliegen muss und die Kosten für den Einsatz werden wesentlich geringer sein.

 

Großes Interesse im Sicherheitsbereich 

Das Interesse der Feuerwehren an Florian ist groß, speziell in den Landkreisen und im Katastrophenschutz. Feuerwehren und dem THW soll Florian helfen, unübersichtliche Einsatzlagen zu dokumentieren, live anzuzeigen, Brandnester aufzuspüren und bei der Waldbrandbekämpfung und der Flächenbrandbekämpfung Unterstützung zu leisten.

Vom Dienstleister zum Hersteller

Geplant ist, den Florian in größerer Auflage zu produzieren, damit sich die Wehren selbst ein solches Gerät leisten können.

Größte Hürde bei der Entwicklung ist es, die Bedienung von Florian so zu gestalten, dass der Aufwand für die Schulung mit einem Schulungstag erledigt ist. Das Flugverhalten der Drohne muss so ausgelegt werden, dass es von einem Laien bequem geflogen werden kann.

Günther schafft an

Günther muss derweil die Kasse füllen. Erste Anfragen von Fernsehanstalten und Filmproduktionsfirmen liegen auf dem Tisch. Mit einem Flug-Video über die fränkischen Weinberge haben sie das Interesse von Fernsehanstalten geweckt.

Zu einer Dokumentation, die zur Zeit vorbereitet, wird dürfen die beiden nur so viel verraten, dass wir das wohl in der nächsten Zeit auf dem Fernsehschirm zu sehen bekommen. Auf die Frage, wann aus ihrer Innovation ein großer Betrieb mit vielen Arbeitsplätzen wird, kriegt man mit dem gleichen herzlichen Lachen wie bei der Begrüßung unter den Resten des Unglücksfluges ein: „Mal sehen…”

 

Text und Bilder: Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-10-2012

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