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Silvia Kirchhof singt Kreisler

18.01.2010

Geldersheim: Wer‘s gerne makaber, zynisch, satirisch mag und ein Fan des schwarzen Humors ist, der war richtig beim Kreislerabend in den Kirchgaden. Empfindlichkeiten kann man sich bei den Liedern des in Wien geborenen Juden Kreisler nicht leisten.

Tabubrüche aller Art sind seine Spezialität und manchmal hätte einem schon das Blut in den Adern gefrieren können angesichts der bitterbösen Lieder, wenn da nicht Silvia Kirchhof und ihr Mann am Klavier Achim Hofmann gewesen wären. Sie verzückte durch ihren rauchigen Alt, er mit perfekter Begleitung und der humorvoll erzählten Lebensgeschichte Georg Kreislers.

Der 1922 in Wien geborene Kreisler bezeichnet sich selbst gerne als „wandernden Juden“. Seine Wanderschaft begann mit der Flucht vor den Nazis in die USA. Dort begann er bereits mit seinen bissigen Liedern, kam aber bei den Amerikanern damit nicht so recht an. 1955 zurück in Europa, feierte er in Wien erste Erfolge. Vor allem in den 50er und 60er Jahren begeisterten seine Chansons. Kirchhof nahm ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch die Welt des Georg Kreisler, durch die nichtarischen Arien, die seltsamen Liebeslieder oder die kabarettistischen Lieder.

„Was für Ticker ist ein Poli-tiker, ist er wirklich so von Nöten wie er glaubt?“, singt sie und dabei wird nicht nur die Stimme perfekt intoniert, auch Mimik und Gestik werden gekonnt eingesetzt. Silvia Kirchhof füllt mit ihrer Stimmgewalt den Raum und egal, in welche Rolle sie schlüpft, ob mit Fuchsboa oder Generalsmütze, sie überzeugt. Die ganze Bandbreite kreislerscher Skurrilitäten steht auf dem Programm. Vom Wert des Menschen über das Rätsel Mann bis hin zum „guaten alten Franz“ und der musikalischen sarkastischen Abhandlung über die Freundschaft bleibt kein Thema unberührt.

Das Publikum lässt sich begeistern. Die Sängerin setzt alle Nuancen ihrer tiefen Altstimme ein, um die makabren Lieder Kreislers lebendig werden zu lassen. So verschroben die Liedgeschichten auch manchmal sind, sie enthalten doch alle auch ein Körnchen Wahrheit, die es zu bedenken gilt. „Nur was gegen den Stich bürstet, hält den Verstand am Leben“, meint Kreisler. So gesehen war der Abend neben einem musikalischen Hochgenuss wohl auch ein Verstandestraining.

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