Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Alle fünf Jahre sind zwei Drittel des Dorfes dabei und leben für die Passion. Das ist das Geheimnis, dass es die Passion auch heute noch gibt. Leute helfen zusammen, machen mit und erhalten das Spiel am Leben.
Die Tradition der Passion ist jetzt 80 Jahre alt, viele Menschen leben für dafür. Das Privatleben wird für das eine Jahr auf die Passion ausgerichtet. Vorstand und erweiterter Vorstand treffen Vorbereitungen und arbeiten noch länger für das Spiel. Die Sömmersdorfer warten schon drauf, dass sie wieder mitwirken dürfen. Das Gemeinschaftsgefühl und die Begeisterung trägt das Sömmersdorfer Passionsspiel und das ganze Dorf. In Oberammergau spielen von 4000 Einwohner rund die Hälfte mit. Die Sömmersdorfer können das besser, von 680 Einwohner wirken 450 direkt und indirekt mit, 300 auf und im Umkreis der Bühne, zuständig für Kostüme, Ton- und Lichttechnik und Bühnenarbeit. Für den Platzaufbau und die Versorgung sind noch einmal 150 Personen zugange. Dazu kommt noch die Feuerwehr mit 30 Personen, für die Sicherheit und den Verkehr zuständig.
Wenn diese Logistik nicht funktioniert ist das Chaos vorprogrammiert. An starken Tagen kommen über 600 PKWs nach Sömmersdorf. Für die Passionspiele 2013 haben sich die Sömmersdorfer außergewöhnlich viel vorgenommen, wie uns der Vorsitzende Robert König beim Gespräch erklärt: „Vom Bühnenhaus haben wir das Dach abgenommen, das ganze Bühnenhaus hochgezogen und ein neues Dach darauf gebaut.
Jerusalem ist neu erstanden
Die Vorbühne wurde ganz ausgebaggert, unterkellert und neu betoniert, ein Belag kommt jetzt noch darauf. Auf diesen Belag kommt möglicherweise Sand, so wie das zu Zeiten Jesu in Jerusalem war. Der Sand ist natürlich auch der Bezug zur Wüste. Die Aufbauten rechts und links haben wir uns schon immer gewünscht für mehr Spielmöglichkeiten, mehr Treppen, mehr Podeste.
Berge versetzt
Durch die Unterkellerung, 25m breit und 10m tief, ist viel Erdreich angefallen, das mussten wir im Wald zwischenlagern. Bevor wir Erde für viel Geld haben abfahren lassen, wurde die Idee geboren, rechts und links der Spielfläche zwei Berge anzufüllen, damit ist auch wieder eine größere Spielfläche entstanden. Ein Mitspieler aus dem Verein hat 14 Tage seines Urlaubs geopfert und die Berge mit einem Bagger modelliert. Das sind alles so Arbeiten von denen wenig an die Öffentlichkeit dringt.”
Ein Holzboden spart Geld
Die Sozialräume, Umkleideräumen, alles wurde renoviert. Duschen, WCs neu gemacht und eine neue Maske ist entstanden. Im Leistungsverzeichnis der Architekten stand Malerarbeiten vereinsseitig, auch das haben wir geschafft. Eigentlich war im Bühnenhaus ein Estrichboden eingeplant, die Kosten waren mit rund 20.000 Euro kalkuliert. Jetzt haben die Vereinsmitglieder einen Holzboden in Eigenleistung installiert, der kostete nur rund 2.000 Euro, die Arbeitsleistung nicht berechnet. Der Holzboden hat zudem noch den Vorteil, man kann auch mal eine Schraube reindrehen um eine Kulisse zu befestigen.
Bei aller Euphorie: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wir sind alle Menschen, es wird natürlich auch über vieles diskutiert. Das wollen wir so, nur so kann der Verein leben”, erzählt uns der Vorsitzende.
Finanziell sind die Passionsspiele ein Riesenprojekt
4,5 Mio. stehen als Gesamtsumme im Raum, wenn alles fertig ist, Bühnenhaus, Bühne, Einrichtung der Technik und alles was dazugehört. In naher Zukunft wird eine neue Überdachung gebraucht, die alten Schirme entsprechen nicht mehr neuestem Stand. Vereinzelt weisen sie Beschädigungen auf und vor allem sind sie sehr arbeitsintensiv unpraktisch. Das ZDF hat sich für den Fernsehgottesdienst im Mai die Freilichtbühne genau angeschaut und fand die Schirme wunderschön. Aber die Masten sind nicht winterfest. Alles muss jedes Jahr ganz abgebaut werden. Zwanzig Helfer brauchen drei volle Arbeitstage jeweils für den Au-f und den Abbau.
Zur Zeit macht der Verein eine genaue Aufstellung, was die Eigenleistung anbelangt. Kalkuliert mit nur 13,50 Euro für die Arbeitsstunde kommt nach Aussage von Vorstand Robert König weit mehr als eine halbe Million Euro zusammen.
Alle müssen in die Tasche greifen
Ohne Zuschüsse reicht es trotzdem nicht. Der Bayer. Kulturfond, der Landkreis, die Gemeinde und der Bezirk, alle müssen in die Taschen greifen, um diesen Edelstein fränkischer Kultur zu erhalten.
Jürgen Kohl