Schonungen: „Ihr steht da wie Kerzenleuchter oder Trauerweiden, aber nicht waagrecht.“ Susanne Lohrey weist ihre Damen mit viel Humor zurecht. Die Kommunikationstrainerin trainiert mit über 30 Frauen die rechte Körpersprache.
Eingeladen hat die Gleichstellungsbeauftrage des Landkreises Ute Suckfüll. Mit einer ganzen Seminarreihe will sie „Frauen fit für Ehrenamt und Mandat“ machen. Nach Abenden über den hilfreichen Umgang mit Konflikten oder das erfolgreiche Leiten von Besprechungen geht es diesmal um die Körpersprache.
Susanne Lohrey macht deutlich, dass Mimik, Gestik und Haltung viel mehr über uns verraten als unsere Worte. Dass der Körper nicht Dinge über einen verrät, die man nicht will, sondern ein kraftvoller Verbündeter der eigenen Anliegen wird, das wurde an diesem Abend mit viel Humor trainiert. „Du sitzt da wie ein Mann, was ist denn los?“, fragt Lohrey eine Teilnehmerin und zeigt gleich auf die typischen Frauensitzhaltungen und ihre Botschaft: „ein wenig schüchtern und verschämt“.
Den Frauen wird vieles klar. „Ich muss mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“, sagt Christine Hemmerich und staunt, dass sie oft unbewusst in die „Koketterie-Haltung“ verfällt. Auch Elisabeth Niklaus freut sich. „Ich steh schon ganz anders da“, sagt sie und strahlt dabei ein neues Selbstbewusstsein aus. Die meisten Frauen haben in Politik oder Kirche ein Mandat oder Ehrenamt übernommen. Inge Schuhmann, die bei der SPD und in der Gewerkschaft aktiv ist, fallen erstmals Fehler in ihrer Körperhaltung auf, die sie ganz anders wirken lassen, als sie eigentlich will.
Renate Zeisner hat die Referentin bereits bei einer Gästeführerausbildung erlebt und viel gelernt. Gerade weil sie viel mit Gruppen unterwegs ist, weiß sie, wie wichtig es ist, „wie man selbst wirkt“. Barbara Lother findet vor allem, dass so ein Lernprozess sie auch persönlich weiterbringt. „Ich kann mich schon ganz gut einschätzen, jetzt lerne ich, auch andere zu durchschauen“, erklärt sie.
So nimmt sich jede das heraus, was für sie wichtig ist. Kreisrätin Birgit Röder beispielsweise meint lachend, sie brauche das Seminar dringend. „Ich muss wissen, wie ich zu stehen habe, damit der Herr Leitherer mich nicht niederbügelt.“ Neben der Theorie wird viel geübt. Anhand der Mimik werden Gefühle erraten, Dehnübungen machen groß und weit, Grenzen werden gesetzt und der feste Stand eingeübt. Eines nehmen die Frauen auf alle Fälle mit nach Hause: Schluss mit ausweichen und klein machen, ab sofort wird mehr Raum eingenommen.
