Würzburg: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland trinkt am liebsten Kaffee. Das Land der Dichter und Denker besteht zu zwei Dritteln aus Kaffeekonsumenten. Das war vor Corona so und hat sich durch die Pandemie auch nicht geändert, im Gegenteil. Wie der Deutsche Kaffeeverband bereits im Frühjahr veröffentlichte, stieg der Kaffeegesamtmarkt im Jahr 2020 sogar um 1,5 %. Dies bedeutete 20 Tassen Kaffee im Jahr mehr pro Kopf.
Über die Herkunft, Bedeutung und Wirkung von Kaffee lassen sich ganze Bücher schreiben. Vielen geht es beim Konsum von Kaffee vor allem um das Koffein. In zunehmendem Maße verbinden Menschen das beliebte Heißgetränk aber mit einem bestimmten Lebensgefühl. Der bewusste Genuss kann ein Anker im Tageslauf sein, der passende Rahmen für ein persönliches Gespräch oder der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Gemeinsames Kaffeetrinken wirkt anregend und gleichzeitig befriedend und ist damit absolut geeignet zur Völkerverständigung.
Was sich seit Beginn der Pandemie allerdings verändert hat, sind die Trinkgewohnheiten. Mit Lockdown und Homeoffice verlagerte sich der Schwerpunkt weg von Büros und Gastronomie hinein ins private Umfeld. Während das tägliche Ritual vorher in Gesellschaft Gleichgesinnter in Cafés und Bars stattfand, nahmen immer mehr Genießer die Zubereitung selbst in die Hand, kauften hochwertiges Equipment und zelebrieren ihre täglichen Auszeiten seitdem in der hauseigenen Kaffeebar.
Neben den Herstellern von Kaffeemaschinen und -mühlen, Kaffeefiltern, Milchaufschäumern und Espressotassen zählen zu den Gewinnern dieses Trends auch die Röstereien – wenngleich diese bereits vorher eine positive Entwicklung verzeichnen konnten. Die sprunghaft gestiegene Zahl von Hobby-Baristas legt Wert auf qualitativ hochwertigen Kaffee, sucht mehrheitlich den besonderen Geschmack, denkt ökologisch, nachhaltig und immer mehr auch regional.
Würzburger Rösterei bezieht Bio-Kaffeebohnen von Kleinbauern
Dies kann auch Andrea Werner, Inhaberin der KAFFEE MANUFAKTUR in Würzburg, der einzigen Rösterei im Stadtgebiet der unterfränkischen Metropole, bestätigen. Seit 2003 betreibt sie ihr Ladengeschäft mit Kaffeebar in der Spiegelstraße und freut sich über den wachsenden Zuspruch. Zwanzig Sorten Arabicakaffee aus dem Hochland und sechs Sorten Espressobohnen röstet sie im Laden vor den Augen ihrer Kundschaft. Das zehnköpfige fachkundige Team steht ihr von 10:00 bis 18:30 Uhr zur Seite.
Ihre Klientel besteht aus Menschen, denen Genuss und Fairness ein Bedürfnis ist und die bereit sind, für die hochwertige Qualität etwas mehr zu bezahlen. Durch die bewusste Entscheidung, Rohkaffee von Kleinbauernkooperativen zu fairen Preisen einzukaufen, ist den Kaffeebauern die Chance gegeben, dass sie von ihrer Arbeit auch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Bedingt durch viel Handarbeit bei Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung vor Ort profitiert ebenso die Natur durch das nachhaltige Handeln der Bauern. Produziert werden die hohen Kaffeequalitäten meist in Bio. Gleichwohl beliefert Andrea Werner auch einige Lebensmittel- und Biomärkte sowie Gastronomie-, Geschäfts- und Privatkunden mit ihrem frisch gerösteten Kaffee.
Als Renner erweisen sich seit Jahren die Kaffeeseminare in der Rösterei. Hier können Einzelpersonen, Gruppen und Schulklassen Wissenswertes rund um das Thema Kaffee erfahren. Auch Kurzseminare wie zum Beispiel im Rahmen der Stadtführungen „Eat the world“ vermitteln einen kompakten Einblick in die Welt des Kaffees. Das Highlight der Veranstaltung bildet der Röstvorgang, welcher von der Rohbohne bis zur perfekten Röstbohne mitverfolgt werden kann. Ganz offensichtlich besitzt vor allem das Schaurösten einen Erlebniswert für alle Sinne, quasi eine Auszeit mit direkter Belohnung. Pandemiebedingt ist es derzeit allerdings nicht sicher, ob Kaffeeseminare stattfinden können oder nicht.
Webshop als zweites Standbein
Der neue Webshop dagegen bietet die Möglichkeit, sich rund um die Uhr zu bevorraten. Neben frisch gerösteten Kaffee- und Espressobohnen bietet Andrea Werner hier ein ausgewähltes Sortiment von Tee, Kakao, Schokolade und Feinkostprodukten, teilweise von regionalen Produzenten, an. Mittlerweile erfreut sich der Webshop eines wachsenden Zuspruchs aus ganz Deutschland.
Diese Art des Shoppens lässt sich durch einen realen Besuch im Laden toppen. In der Weihnachtszeit bietet die KAFFEE MANUFAKTUR zusätzlich zum üblichen Sortiment eine Kaffee-Rarität aus Jamaika an, den „Jamaica Blue Mountain“, eine „Spezialität mit intensiven, ausbalancierten Noten“, wie Andrea Werner betont. An der Kaffee-Bar gibt es spezielle Wintergetränke sowie winterliches Gebäck zu genießen. Auch sonst kann das eine oder andere nette und nützliche Teil im Laden entdeckt werden.
Foto: KAFFEE MANUFAKTUR