09721 387190 post@revista.de

Grettstädter Gemeinderäte schnüffelten in fremden Abwässern

vom 18.06.2012 - 10:06 Uhr

Anzeige

Grettstadt: Bis zum Ende des Jahres muss die Gemeinde Grettstadt den Behörden eine baureife Planung für den Neubau ihrer Kläranlage vorlegen. Bis Ende des Jahres 2014 soll das neue millionenschwere Bauwerk stehen. Bürgermeister Ewald Vögler lud deshalb seinen Gemeinderat, Geschäftsführer und Klärwärter zu einer speziellen Gemeinderatssitzung mit Besichtigung verschiedener Kläranlagen ein. Die Rundreise führte die Gruppe zunächst zur Kläranlage ins benachbarte Donnersdorf. Bürgermeister Klaus Schenk erklärte zusammen mit seinem Klärwärter die Wirkungsweise der vor einigen Jahren neu gebauten Belebungsanlage und zeigte Problembereiche auf, die im Betrieb der Anlage auftreten können.

NewImage

Die Kläranlage der Gemeinde Knetzgau in Unterschwappach arbeitet als sogenannte Tropfkörperanlage nach einem anderen Prinzip der Abwasserreinigung. Für das Ingenieurbüro Pro Terra stellte Firmenchef Diplomingenieur Hugo Barthel sein Büro in Knetzgau vor. Nach diesem Zwischenstopp war das nächste Ziel die Kläranlage der Gemeinde Oberaurach in Kirchaich, bevor man abschließend noch die Kläranlage Gädheim besichtigte. Bürgermeister Egon Eck und Klärwärter Klaus Sterling erläuterten die wichtigsten Daten und Fakten. Seit einigen Jahren laufen umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an der Kläranlage. Zur Zeit läuft die Betonsanierung des Tropfkörpers. Danach soll die alte Rechenanlage erneuert werden. Die Gemeinde Grettstadt pumpt die Abwässer ihrer Gemeindeteile Unter- und Obereuerheim durch eine Abwasserleitung am Mainsteg in die Kläranlage nach Gädheim und ist deshalb finanziell an den Sanierungskosten beteiligt. Bis zum Abschluss der aktuellen Kläranlagensanierung in Gädheim rechnet man mit Kosten von rund 200.000 Euro für die Gemeinde Grettstadt. Wie der Großteil der kommunalen Kläranlagen in Mitteleuropa, plant auch die Gemeinde den Bau einer Kläranlage nach dem Belebtschlammverfahren, erläuterte Diplom-Ingenieur Hugo Barthel. Durch Zugabe von Bakterien und Sauerstoff wird dabei das Abwasser gereinigt.

Dadurch, dass der Fröschbach als Vorfluter der Kläranlage wenig Wasser führt, wird das Wasser, das die Kläranlage verlässt, zu wenig verdünnt, erläuterte Bürgermeister Ewald Vögler. Es ist zu nitratreich, weshalb als zusätzliche Reinigungsstufe, eine Denitrifikation des Abwassers, verlangt wird. Dabei wird durch Zugabe weiterer Bakterien das Nitrat in Sauerstoff und Stickstoff aufgespalten. Die Bakterien leben von diesem Sauerstoff. Der Stickstoff wird in die Atmosphäre ausgegast. Diese sogenannte Denitrifikation ist für die Betriebserlaubnis der Kläranlage in Grettstadt, wegen des kleinen Vorfluters Fröschbach, zwingend vorgeschrieben, machte Geschäftsleiter Jürgen Markert deutlich. Beim Kläranlagenbau werden die Bürger erheblich zur Kasse gebeten. Die Baukosten werden über Bescheide abgerechnet. Ende des Jahres wird für alle Grundstücksbesitzer der Gemeinde die erste Anteilsrechnung fällig, ließ Bürgermeister Ewald Vögler bereits in den vier Bürgerversammlungen vernehmen. Geplant sind insgesamt vier Anteile, deren Höhe sich nach den Grundstücksgrößen und der Größe der Wohnflächen richten wird. gez. Ruth Volz

 

Was macht eigentlich eine Kläranlage?

Der Abwasserreinigungsprozess unterteilt sich in zwei Stufen und zwar in die mechanische Reinigung und die biologische Reinigung. Zur mechanischen Reinigungsstufe gehören: 1. Der Rechen, zum Entfernen aller sichtbaren Grobstoffe. 2. Der Sandfang, zum Entfernen von Sand und Fett aus dem Abwasser. 3. Die Vorklärung, dort setzt sich schon mal Schlamm ab, der dann auf den Faulturm zum Ausfaulen gepumpt wird. Zur Biologischen Reinigungsstufe gehören: 1. Die Nitrifikation, in dieser Phase wird Ammonium mit Hilfe der Bakterien und Sauerstoffzugabe mittels Belüftung, zuerst in Nitrit und dann in Nitrat umgewandelt. 2. Die Denitrifikation, hier wird das entstandene Nitrat in Sauerstoff und Stickstoff aufgespalten. Dazu wird den Bakterien der Sauerstoff entzogen. Die Bakterien veratmen dann den Sauerstoff, der im Nitrat enthalten ist, also der durch die Denitrifikation entsteht. Der Stickstoff wird in die Atmosphäre ausgegast. Zu allerletzt lässt man den Schlamm absetzen und das klare Wasser wird gereinigt in den Bach abgegeben.

Der Schlamm, der sich durch das Nachwachsen von Bakterien und Mikroorganismen in der Biologie bildet, wird regelmäßig abgezogen und mechanisch eingedickt. Danach kommt er in den Faulturm, dort bleibt er zwischen 20 und 30 Tagen bei ca. 35 °C. In dieser Zeit fault er aus. Dabei entsteht Methangas und die Masse des Schlamms verringert sich. Der Klärschlamm kann dann unter bestimmten Voraussetzungen in der Landwirtschaft als Dünger verwendet werden oder wird nochmals ausgepresst und einer Müllverbrennungsanlage zugeführt.

 

Wie funktioniert die biologische Reinigung in einem Tropfkörper?

Das Abwasser aus der Vorklärung wird über eine Verteilerrinne, Kipprinne oder Sprinkleranlage über die Tropfkörperfüllung schwallartig beschickt. Die Tropfkörperfüllung können entweder Lavaschlacke oder  Kunststofffüllkörper sein. Das Abwasser durchrieselt die Tropfkörperfüllung und benetzt dabei das Füllmaterial. An den Füllkörpern entsteht so der biologische Rasen (Mikroorganismen / sessile Bakterien). Dieser biologische Rasen muss nun regelmäßig mit Nährstoffen versorgt werden. Um das zu erreichen muss die regelmäßige Beschickung des Tropfkörpers gewährleistet werden. Die Mikroorganismen werden gleichzeitig permanent mit Sauerstoff versorgt (natürliche Belüftung). Wenn das Abwasser die Tropfkörperfüllung durchrieselt hat, wird dieses in einem Sammelraum oder Pumpensumpf meist unter dem Tropfkörper gesammelt und wird bei einer bestimmten Füllhöhe mit einer Abwassertauchpumpe in die Nachklärung gefördert. Die Nachklärung ist trichterartig aufgebaut. Der Schlamm setzt sich auf dem Boden ab und wird dann mit einer zeitgesteuerten Abwassertauchpumpe in die Vorklärung oder direkt in den Tropfkörper zurück gefördert. Das klare Abwasser wird durch den Ablauf versickert oder in ein Gewässer eingeleitet.   Belebungsanlage Der Großteil der kommunalen Kläranlagen in Mitteleuropa wird nach dem Belebtschlammverfahren betrieben. Damit werden in sogenannten Belebungsbecken durch Belüften des mit Belebtschlamm (Massen von flockig aggregierten Bakterien) versetzten Abwassers die Abwasserinhaltsstoffe des frischen Abwassers biotisch oxidativ abgebaut. Dabei werden von aeroben (Sauerstoff verbrauchenden) Bakterien und anderen Mikroorganismen Kohlenstoffverbindungen größtenteils zu Kohlenstoffdioxid abgebaut und teilweise zu Biomasse umgesetzt sowie der Stickstoff aus den organischen Verbindungen durch wieder andere Bakterien zunächst als Ammoniak abgespalten und dieses mit Sauerstoff zu Nitrat oxidiert (Nitrifikation). Das Belebtschlammverfahren wird zumeist mit kontinuierlichem Durchlauf betrieben, das heißt, in das Belebungsbecken läuft kontinuierlich Abwasser zu und kontinuierlich läuft im selben Maß Belebtschlamm enthaltendes Wasser ab. Durch die Zugabe von Fällmitteln kann mittels chemischer Reaktionen außerdem der Nährstoff Phosphor entfernt werden, gegebenenfalls durch Simultanfällung. Dies verbessert auch die Absetzeigenschaften des Belebtschlammes im Nachklärbecken.


Aus dem aktuellen Gemeindeblatt. Den Link zum kostenlosen Abo per Email und den Bestellschein für das kostenpflichtige PrintAbo finden Sie hier.

Hier können Sie den kostenlosen E-Mail-Newsletter von revista.de abonnieren. Sie erhalten jeden Wochentag die aktuellsten Meldungen per E-Mail:

Kleinanzeige – Hier könnte Ihre Kleinanzeige stehen: Kleinanzeige aufgeben

Anzeige

ÜBER UNS

REVISTA ist seit 50 Jahren zuverlässiger Partner für Gemeinden, Städte und Kommunen.

Unser Kerngeschäft ist der Druck & Verlag von Amtsblättern, Mitteilungsblättern & Gemeindeblättern.

AMTSBLATT VERLAG & DRUCK

MEDIADATEN

Jetzt unverbindlich unsere Mediadaten und Preise anfordern. Ihre E-Mail-Adresse genügt.

MEDIADATEN ANFORDERN

KOSTENFREIE ANZEIGENANALYSE

Ihr Werbeerfolg ist unser Ziel. Nutzen Sie unsere kostenlose und unverbindliche Anzeigenanalyse!

ANZEIGE EINREICHEN

SWMAGAZIN

  • SWmagazin Juni 2025 ist online

KLEINANZEIGEN

Ihre private Kleinanzeige (Text) in den Gemeindeblättern, ab nur 15 Euro.

KLEINANZEIGE SCHALTEN

ANZEIGE

×