Haßfurt: Im Mehrgenerationenhaus Haßfurt war am Mittwoch alles ein bisschen anders – und ganz besonders: Die beiden Grundschulkinder Abdullah (9 Jahre) und Emad (6 Jahre) übernahmen in ihren Ferien für einen Tag das Ruder und vertraten die Leitung des Mehrgenerationenhauses, Gudrun Greger und die Stellvertretung Julia Sterlings. Gemeinsam mit dem Team planten die zwei den gesamten Tagesablauf. Unter dem Motto „Kleine Menschen, die großes Bewirken“ wurde Partizipation und Kinderbeteiligung nicht nur thematisiert, sondern ganz praktisch gelebt.
Nach einer kurzen morgendlichen Teambesprechung war schnell klar: Ein Fest soll es werden – eine Waffelparty! Kurzerhand wurde die gewohnte Schließzeit am Nachmittag gestrichen – stattdessen wurde das Haus für alle geöffnet. Abdullah sagte begeistert: „Jeder ist willkommen – ein Fest wo alle Generationen zusammenkommen! Das wollen wir machen.“
Für die Umsetzung ließen die beiden Chefs des Tages keine Aufgabe aus: Sie suchten ein Rezept aus, schrieben eine Einkaufsliste, gingen gemeinsam mit der Elternbegleiterin Jennifer Nüßlein einkaufen, machten im Anschluss die Abrechnung, deckten den Tisch und bereiteten den Waffelteig vor. Die Gäste wurden höchstpersönlich von den zwei Chefs angerufen und eingeladen. Das Ergebnis: Ein Nachmittag voller Begegnung, Lachen und gemeinsamem Genießen. Das ganze Haus war erfüllt von Leben – vom Krabbelkind bis zur Seniorin.
Doch das Fest war weit mehr als nur ein schöner Nachmittag – es war ein gelebtes Beispiel für kindliche Beteiligung und partizipative Bildung auf Augenhöhe. Abdullah und Emad durften erfahren, was es bedeutet, selbst Verantwortung zu tragen, Entscheidungen zu treffen und in ihrer Rolle ernst genommen zu werden. Sie lernten nicht nur organisatorische Abläufe des Mehrgenerationenhauses kennen, sondern erfuhren vor allem: Ihre Meinung zählt. Ihre Ideen sind wertvoll. Sie können etwas bewirken.
In einem Umfeld, das durch Vertrauen, Vielfalt und Offenheit geprägt war, konnten die Kinder Selbstvertrauen, Mut und Eigeninitiative entfalten – Kompetenzen, die sie nicht nur an diesem Tag, sondern ihr ganzes Leben lang begleiten werden.
Bemerkenswert war dabei, dass Abdullah und Emad ihren Gestaltungsspielraum nicht für eigene Wünsche nutzten, sondern bewusst ein Angebot für alle planten – ein starkes Zeichen für ein solidarisches Miteinander. Die beiden stellten das Gemeinschaftserlebnis in den Mittelpunkt – ein echtes Beispiel für Demokratiebildung im Alltag.
Solche Momente sind es, die zeigen: Demokratie ist keine Theorie, sondern etwas, das erlebt und gelebt werden muss – und das bereits im Kindesalter. „Wer früh Beteiligung erlebt, wird später eher bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen“ so Jennifer Nüßlein (Projektmitarbeiterin im Mehrgenerationenhaus).
Fotografin aller Bilder: Jennifer Nüßlein (MGH, Projektmitarbeiterin)
Bild 1: Abdullah und Emad leiten ihre erste Teambesprechung und planen ein Event am Nachmittag für alle Besucher und Besucherinnen des Mehrgenerationenhauses.
Bild 2: Für die Vorbereitungen wurde am Arbeitsplatz der MGH-Leiterin, Gudrun Greger, ein Rezept herausgesucht und die Einkaufsliste geschrieben.
Bild 3: Gemeinsame Fahrt zum Einkauf, mit der Elternbegleiterin Jennifer Nüßlein.
Bild 4: Emad und Abdullah bei dem Einkauf der Lebensmittel für die Waffel-Party im MGH.
Bild 5: Die Gäste werden von den beiden Chefs persönlich angerufen und zur Waffel-Party eingeladen.
Bild 6: Abdullah und die Projektmitarbeiterin Hannah Baunacher backen gemeinsam Waffeln für die Gäste.
Bild 7: Emad und Abdullah sind stolz, dass ihr geplantes Fest viele Besucher und Besucherinnen erreicht hat und präsentieren ihr selbstgestaltetes Plakat.