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Mahnmal der Vergänglichkeit

06.09.2010

Schwanfeld: „Sie war eine Zierde der Frauen, tugendhaft und schön.“ Die so Gelobte liegt auf dem Judenfriedhof, der sich südlich der Gemeinde Schwanfeld auf einem Gelände von zwei Hektar erstreckt.

1875 wurde die 45-jährige Lina Zins dort bestattet. Es sollte keine siebzig Jahre mehr dauern, bis die letzte Beerdigung auf dem Gelände stattfand. Im Januar 1939 fand Miriam Schwab hier als letzte jüdische Bürgerin ihre Ruhe.

Der „Gute Ort“ ist gleichermaßen ein Lehrpfad der Geschichte wie auch ein Mahnmal der Vergänglichkeit. Da sind die jüngeren Gräberfelder, in den die Steine noch aufrecht stehen, die Inschriften gut zu lesen und nicht nur hebräisch, sondern auch schon in lateinischer Schrift sind. Und es gibt die älteren Bereiche, auf denen Steine am Umfallen oder Versinken sind. Es gehört zur Überzeugung des Judentums, hier nicht einzugreifen, sondern alles seinen natürlichen Gang gehen bzw. fallen zu lassen. Versinkende Grabsteine weisen hin auf die Endlichkeit des Lebens und die Vergänglichkeit alles Irdischen. 2400 Grabmäler sind noch sichtbar, wie viele Steine sich unter der Erde befinden, weiß niemand.

Jahrhundertelang haben jüdische Mitbürger in Schwanfeld einen beachtlichen Teil zur wirtschaftlichen Entwicklung des Dorfes beigetragen. Erstmals erwähnt werden sie in den Opferlisten der „Rintfleisch-Progrome“. 1298 zog eine Gruppe von „Judenschlägern“ unter der Führung des verarmten Ritters Rintfleisch durch Franken und verübte einen Massenmord an Juden. Es sollte bis ins 16. Jahrhundert dauern, bis sich die jüdische Gemeinde in Schwanfeld davon erholte. Aus dem Jahr 1579 ist die Errichtung einer „Judenschule“ urkundlich erwähnt.

Der Friedhof „fünf Meil Wegs breit und lang um Schwanfeld“ wurde 1579 vom damaligen Grundherren Konrad von Grumbach erstmals beurkundet. 30 Gulden musste die jüdische Gemeinde für das Gelände damals zahlen. Gleichzeitig wurde Schwanfeld zu einem jüdischen Gerichtsort und es durfte jüdischer Unterricht gegeben werden. 12 Gulden mussten dafür jährlich an Kiliani gezahlt werden. Die Bestellung eines Totengräbers aus Schwanfeld kostete drei Gulden. Einen Gulden kostete die Beerdigung eines Erwachsenen, von Kindern unter 12 Jahren die Hälfte.

Gut erhalten ist auch das Leichenhaus (Taharahaus). Das zweistöckige Gebäude beherbergte oben vermutlich einen Betsaal. Unten steht noch heute der steinerne Waschtisch für die rituellen Waschungen der Verstorbenen. Der Brunnen ist zu erkennen und ein steinernes Waschbecken weist auf das Jahrhundert der Entstehung der Beerdigungsbruderschaft hin, es trägt die Jahreszahl 1712.

Bis heute wird der „Gute Ort“ von Gästen aus aller Welt, besonders aus den USA und Israel aufgesucht, viele davon stellen Nachforschungen über den Verbleib ihrer Ahnen an. Bürgermeister Richard Köth wundert sich oft, wie viel Zeit und Geld hierfür investiert wird. Der Erhalt des Friedhofs ist für ihn Ehrensache, denn die jüdischen Mitbürger hätten schließlich einen nicht unerheblichen Anteil an der Entwicklung des Ortes gehabt. In Erinnerungen an den letzten Schwanfelder Juden, der 1984 im Alter von 82 Jahren starb, heißt die Straße zum Friedhof deshalb„Ludwig-Gutmann-Weg“. Die Villa des einst reichen Viehhändlers im Ort, das sogenannte „Schlössle“, wurde erst in den letzten Jahren wiederhergestellt.

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