Schweinfurt: Das hat es in Schweinfurt bisher nicht gegeben: Ein Bunker mit eigener Homepage, eigenem Magazin, eigenem Facebook-Profil sowie auf YouTube ein eigener Film. Jetzt hat das 1. Schweinfurter Bunker-Museum in der Ernst-Sachs-Straße in Oberndorf eröffnet. Der Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg steht gegenüber der Sachs-Werke. Daher wird er im Volksmund „Fichtel-und-Sachs-Bunker“ genannt. Für die Eigentümer Nils und Petra Brennecke selbstverständlich, das Museum zeitgemäß und multimedial zu vermarkten. Die ersten 200 Facebook-Fans hatte der Bunker in kürzester Zeit (www.facebook.de/BunkerSchweinfurt).
Vor einem Jahr haben sie den Koloss, der auf sechs Etagen bis zu 1.500 Menschen Schutz vor dem sicheren Tod bot, von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gekauft. Anstelle der Dach-Attrappe soll einmal ein Penthouse entstehen. „Bis dahin“, so die neuen Eigentümer, „ist es aber noch ein langer Weg.“
Im vergangenen Jahr haben so viele Menschen den Bunker besucht, wie in den letzten 70 Jahren (nach Kriegsende) nicht. Nils Brennecke hat nämlich das Bunkerwesen in Deutschland gründlich studiert, Hochbunker im ganzen Land besucht und sämtliche Literatur über diese Schutzbauwerke gelesen, die verfügbar ist. Schnell stand fest: das muss überliefert und allen Interessierten und nachrückenden Generationen erhalten werden. Eine Führung durch den Bunker dauert rund 70 Minuten. Jede Menge Fakten und Anekdoten sind garantiert. „Die Besucher sind jedes Mal überrascht und begeistert“, sagt Nils Brennecke. Klar, kennt sich doch niemand in der Region zu diesem Thema so gut aus wie er. Permanent kauft er Original-Exponate und erweitert damit die Sammlung. Das geht ins Geld.
Daher hat er einen Aufruf gestartet, ihn zu unterstützen: „Wer im Keller oder auf dem Dachboden irgendetwas zum Thema Luftschutz findet, kann damit das Museum bereichern.“ Vom Orden über Bescheinigungen für abgelegte Luftschutzübungen, Fotos aus Schweinfurt bis hin zur Bunker-Zimmereinrichtung ist alles dabei. Gruppenführungen sind ab zehn Personen möglich. Vereine, Firmengruppen und Familien waren schon da, auch der Stadtrat besuchte im Sommer den „Fichtel-und-Sachs-Bunker“. Schulen haben sich bisher allerdings noch nicht angemeldet.
Mögliche Sponsoren tun sich bislang schwer, das Projekt zu unterstützen. „Das Thema 2. Weltkrieg ist kein angenehmes“, erklärt Nils Brennecke, „jedoch die zehn noch in Schweinfurt verbliebenen Bunker sind positive Orte der Stadt. Lediglich knapp über eintausend Tote gab es unter der Zivilbevölkerung während der verheerenden Luftangriffe – dank der vielen Bunker.“
Trotz allen Respekts hat sich Brennecke für einen lockeren Zungenschlag während der Führungen entschieden, es darf auch gelacht werden. Schließlich gäbe es viele Schweinfurterinnen und Schweinfurter nicht, hätte es nicht seinen Bunker gegeben. Der übrigens wurde 1983 vom Bund atombombensicher gemacht. Als einziger weit und breit.
http://www.fichtelundsachsbunker.de/
nib