Volkach: Am 13. September 2003 rollte nach sieben Jahren Pause erstmals wieder ein Zug zwischen Volkach – Astheim und Seligenstadt. Dem Förderverein Mainschleifenbahn war es gelungen, den Abriss der 10 km langen Strecke durch die DB zu verhindern. Möglich gemacht hatte das auch das Zusammenwirken aller örtlichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten von CSU, SPD und Grünen. Die teilweise bereits zugewucherte Trasse war ab 2000 instand gesetzt und schließlich als öffentliche, nicht bundeseigene Eisenbahntrasse wieder zugelassen worden. Damals wie heute hat der Verein ein Ziel: den Erhalt der 1909 eröffneten Bahnstrecke und deren Wiederbelebung für den täglichen Nahverkehr (SPNV) nach Würzburg.
Bis September 2003 hatten es die Mainschleifenbahner auch noch geschafft, für ihren Wochenendverkehr einen historischen Schienenbus zu besorgen, Fahrpersonal auszubilden und eine entsprechende Organisation aufzubauen, die den strengen amtlichen Vorschriften entsprach. Hatte es für den Wiederaufbau der Strecke neben 4.237 ehrenamtlichen Arbeitstunden noch Anschubfinanzierungen durch den Landkreis Kitzingen, die Stadt Volkach und das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr gegeben, so musste der Ankauf des vereinseigenen Schienenbusses aus eigenen Mitteln gestemmt werden, ebenso wie ein Jahr später der Erwerb eines dazu passenden Anhängers.
In den nächsten Jahren entwickelte sich die neue Mainschleifenbahn zur Erfolgsgeschichte. Ohne einen einzigen Cent Zuschuss für den Fahrbetrieb pendelt der rote Schienenbus seit 2003 zwischen dem 1. Mai und Ende Oktober an jedem Sonn- und Feiertag zwischen Astheim und Seligenstadt. Dazu kommen während der Woche zahlreiche Sonderfahrten mit den verschiedensten Reisegruppen.
Schon bald merkte der Förderverein, dass das Abstellen der Schienenbusse im Freien auf die Dauer Technik und Material zermürbte. So begannen die Ehrenamtlichen in Prosselsheim zwischen 2007 und 2010 zunächst eine zweite Weiche, dann eine Untersuchungsgrube und schließlich eine Abstellhalle zu bauen. Zu Hilfe kam und kommt ihnen ein Zweiwegebagger, der 2007 als Ersatz für ein älteres Modell erworben werden konnte. 2009 und 2012 stemmte der Verein die periodisch vorgeschriebene Generalüberholung von Schienenbus und Steuerwagen. Ende 2011 gelang es schließlich die Bahn der DB abzukaufen.
Entlang der Strecke ist in den letzten 10 Jahren neben den laufenden, ebenfalls ehrenamtlich durchgeführten Unterhaltungsarbeiten ebenfalls viel geschehen. In Astheim entsteht derzeit am Brückenhaus ein neuer Haltepunkt. Der Markt Eisenheim finanzierte bereits 2007 den Bau eines neuen Bahnsteigs hoch über dem Maintal. Auch wenn das legendäre Obstbaumfeld dort inzwischen einem Maisacker gewichen ist, nutzen Wanderer Jahr für Jahr den neuen Stopp für Ausflüge nach Eisenheim, Kaltenhausen oder Fahr. Und zwischen Escherndorf und Astheim ist im nunmehr wieder sonnigen Schotterbett die Schlingnatter eingezogen – ein ungiftiges Reptil, das auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht.
Seit 2003 sind mit dem Volkacher Bähnle rund 200.000 Fahrgäste mitgefahren. Von denen ist jeder dritte nur wegen der Bahn in die Region gekommen – so eine Untersuchung an der Universität Würzburg. Alles zusammengerechnet haben diese in den letzten zehn Jahren rund zwei Millionen Euro zusätzlicher Kaufkraft in die Ortschaften, Gast- und Winzerhöfe der Mainschleife gebracht.
Nicht aufgegeben hat derVerein in all den Jahren das Ziel der Wiederbelebung einer regelmäßigen Bahnverbindung von Volkach zum Würzburger Hauptbahnhof. Allerdings hat sich seit Mitte der neunziger Jahre einiges geändert. Als am 1.6.1996 ein nagelneuer TALENT-Leichttriebwagen seine Proberunden zwischen Volkach und Würzburg drehte, da sollten die Gebietskörperschaften den laufenden Betreib bezahlen. Der Freistaat Bayern hätte sich damals nur an dem Wiederaufbau der Strecke beteiligt. Heute ist es umgekehrt. Den Schienenstrang soll die Region bereitstellen. Den Fahrbetrieb bestellt dann der Freistaat und bezahlt ihn auch: aus Einkünften aus der Mineralölsteuer. Und dafür bezahlen die Autofahrer auf dem flachen Land erfahrungsgemäß mehr als die Stadtbewohner der bayerischen Ballungsräume. Wichtig allerdings: das Verkehraufkommen auf der Schiene muss höher sein als 1.000 Fahrgäste / Tag. Zwischen Volkach und Seligenstadt würde das Fahrgastaufkommen derzeit ca. 1.300 Fahrgäste / Tag betragen – ohne Umsteiger Richtung Schweinfurt und ohne Reisende, die in Züge des Fernverkehrs umsteigen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung, die in diesen Tagen am Geographischen Institut der Uni Würzburg entstanden ist.
Auch wenn die nur schwach ausgelasteten Busse Richtung Würzburg nicht gerade Hoffnung machen, das große Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr beginnt erst dann, wenn die Bahn mit modernen Zügen im Stundentakt fährt – das belegen viele Beispiele aus Bayern und Baden-Württemberg sowie Blicke auf die immer dichter belegten Pendlerparkplätze, z.B. in Iphofen oder Seligenstadt bei Würzburg.
Erste Wiederinbetriebnahmen im SPNV gibt es nun auch in Bayern. Noch in diesem Jahr soll die Verbindung Ulm-Weißenhorn wieder belebt werden. Auch die in Mittelfranken gelegene Strecke Dinkelsbühl-Dombühl steht auf der Liste der zu reaktivierenden Bahnstrecke. Und Bayerns Wirtschaftsminister Zeil hatte im Sommer versprochen, für einen längeren Probebetrieb der im Bayerischen Wald gelegenen Bahnstrecke Gottelszell – Viechtach im Haushalt 2014ff Sondermittel bereitzustellen.
Allein Unterfranken ist bei der Wiederinbetriebnahme stillgelegter Bahnstrecken bislang nicht berücksichtigt. Mit Stundentakt und einer Fahrzeit von 25 Minuten zwischen Würzburg Hauptbahnhof und Volkach-Astheim wäre auch eine neue Mainschleifenbahn ein wesentlicher Standortfaktor für Volkach und Umgebung – da sind sich nicht nur die Mainschleifenbahner sicher.
Heuer rollt das „Volkacher Bähnle“ mit seinem roten Schienenbus noch bis zum 27. Oktober, ab diesem Samstag (14.9.) auch wieder samstags. Fahrpläne gibt es an allen Haltestellen, in der Touristinfo Volkach und unter www.mainschleifenbahn.de.
Foto IGM