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Fleisch oder Nichtfleisch, das ist hier die Frage

vom 26.11.2012 - 15:11 Uhr

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Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Irgendwann, im letzten Jahr muss es wohl gewesen sein, hatte Frank Plasberg mit seiner Sendung ‚Hart, aber fair‘ in sein WDR-Studio geladen. Die Grüne und Veganerin Barbara Rütting war dabei, die Fernsehköchin Sarah Wiener, der Schinkenfabrikant Jürgen Abraham. Die Diskussion darüber, ob Fleisch unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Mischkost sei, schlug hohe Wellen. Speziell bei der ethischen Frage, ob man Tiere aus Gründen des Fleischgenusses töten darf, prallten die Meinungen hart aufeinander.
Wir möchten versuchen, diese Diskussion in unserem fiktiven Streitgespräch neu aufzurollen und haben dazu uns die Kontrahenten eingeladen. Da ist zum einen der hart arbeitende Max Schaffer, der glaubt ohne sein Schnitzel keine Leistung bringen zu können und die ‚bekehrte‘ Maria Soft, die daran glaubt, dass die ganze Misere der Tiere die Schuld der Fleischesser ist.

 

Haben Fleischesser keine Moral? 

Max Schaffer: Fleischessen ist keine Frage der Moral, Fleisch ist für mich unverzichtbar. Ich muss den ganzen Tag hart körperlich arbeiten, Fleisch ist für mich der wichtigste Eiweißlieferant und vor allem: es schmeckt. Ob ich Moral habe hängt weiß Gott nicht daran, ob ich Fleisch esse oder nicht.

Maria Soft: Fleisch ist aus ernährungsphysiologischer Sicht ein überflüssiges Nahrungsmittel. Mit vegetarischer Ernährung ist eine optimale Deckung des Nährstoffbedarfs gewährleistet. Jeder kann es mit dem Fleischessen halten wie er will, aber man muss sich über die Folgen des Fleischessens für die eigene Gesundheit im Klaren sein. Der Konsum von Fleisch, Wurst und Fisch ist ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen.

Max Schaffer: Das ist so eines von den vielen Märchen, die so von den ideologisch verbrämten Gutmenschen verbreitet werden. Die Amerikaner essen über 120 Kilogramm Fleisch pro Jahr und sind deshalb nicht weniger gesund. Wir essen nur rund 90 kg im Jahr nach der Statistik.

Maria Soft: Fleischessen setzt doch in jedem Fall das Töten von Tieren voraus. Das kann doch nicht wirklich moralisch sein?

Max Schaffer: Ist das Herausreißen von Pflanzen und das Abbrechen von Früchten moralischer?, muss die Gegenfrage lauten. ‚Macht euch die Erde untertan‘ – eines der Urzitate in der Bibel. Dazu gehört auch, dass wir die Natur nutzen und uns davon ernähren. Zur Natur gehören auch die Tiere. Fleischessen liegt in der Natur des Menschen.

Maria Soft: Es kann doch nicht sein, dass es in der Natur des Menschen liegt seine Mitkreaturen, die ihm sehr nahe verwandt sind wie z.B. ein Schwein, totmacht und aufisst.

Max Schaffer: Das Schwein ist ein gutes Beispiel. Schweine sind ideale Resteverwerter und können Speisereste wie z.B. Kartoffeln zu Schnitzel veredeln.

Maria Soft: Ja, bleiben wir beim Schwein, ein Tier, das erwiesenermaßen sehr schmerzempfindlich ist. Speisereste werden heute einfach entsorgt und nicht mehr wie früher auf dem Dorf den Schweinen verfüttert. So ist das Argument der Resteverwertung eigentlich keines.

Max Schaffer: Heißt das, dass man früher die Schweine essen durfte und heute nicht mehr? Ich glaube, besonders die moderne Nahrungsmittelproduktion nimmt den Tierschutz sehr ernst und nicht nur den Tierschutz. Die Lebensmittelhygiene ist auf einem Stand wie nie zuvor in der Geschichte. Fleisch ist heute ein gesundes Produkt, das sehr genau überwacht wird.

Maria Soft: Wer mit Rücksicht auf seine Umwelt leben möchte, der sollte auf Fleisch lieber verzichten. Die Fleischproduktion verbraucht riesige Mengen Wasser und Energie. Für Steaks braucht es zuerst Rinder und die fressen jede Menge Getreide. Oft werden sogar große Flächen von ökologisch wichtigem Regenwald vernichtet, nur um neue Weideflächen zu erhalten.

Max Schaffer: Heute können sich zum Glück auch Schwellenländer Fleisch leisten. Die Statistik sagt, dass sich weltweit die Fleischproduktion um 500 Prozent gestiegen ist. Heute wird viel effizienter Fleisch produziert. Früher wurden10 Kilo Getreide verfüttert, um ein Kilo Fleisch zu produzieren, heute reichen dafür 1,6 bis 2,5 Kilo. Es gibt noch ein gewichtiges Argument, Getreide enthält nur wenig Eiweiß, Fleisch aber reichlich viel, dazu hat das tierische Eiweiß einen höheren biologischen Wert.

Maria Soft: Dabei wird vergessen, dass diese Turbofuttermittel oft mit Dioxinen und Furanen angereichert sind. Die industrielle Massentierhaltung strotzt nur so von schwer abbaubarern Schadstoffen und von Pestiziden, die die Tiere mit dem Futter aufnehmen. Tiere in Massentierhaltung werden mit enormen Mengen von Antibiotika gefüttert, die mittelfristig auch beim Menschen zu einer Antibiotika-Resistenz führen können. Es wird wertvolle menschliche Nahrung verfüttert, für den vermeintlichen Vorteil einer wie auch immer gearteten ‚Veredlung‘.

Max Schaffer: Das stimmt so nicht, der Weizen, der z.B. an Rinder verfüttert wird, taugt nicht zum Brotbacken. Futtergetreide ist nicht backfähig, es enthält zu wenig Eiweiß. Den wiederkäuenden Rindern ist das egal, ihre Pansen verdauen sogar Stroh. Der Mensch ist mit einer solchen Einrichtung leider nicht gesegnet. Deshalb esse ich persönlich anstelle von Stroh lieber Schnitzel und Wurst oder Käse.

Maria Soft: Dass aber diesem ‚Rinderwahn‘ in Südamerika z.B. ganze Landschaften geopfert werden, auf denen dann riesige Rinderherden gehalten werden und nebenan die Menschen hungern, weil sie sich die teueren Steaks nicht leisten können, das ist gerecht und menschenwürdig?

Max Schaffer: Auch dem kann ich nicht zustimmen. Das wichtigste Futtermittel von Rindern ist schlicht und einfach Gras. Wenn man die Steppen der Erde besiedeln will, dann kann man da halt keine Obstplantagen bauen. In der Prärie und anderen endlosen Weiten in Südamerika werden die Flächen halt für die Erzeugung von Rindfleisch genutzt. Was soll da so schlimm sein dabei? Und wenn Rinder in unseren Regionen in den Ställen stehen, fressen sie vor allem Futtermittel, die für den Menschen nicht taugen. Millionen Tonnen von Weizenkleie, Erdnussschalen, Orangenabfällen oder Biertreber werden bei uns an Rinder verfüttert.

Maria Soft: Die in engen Ställen zusammengepferchten Schweine vergessen Sie bei Ihrer glühenden Rede ganz. Abfälle aus der Küche werden ja, wie Sie vorhin selbst gesagt haben, nicht mehr verfüttert, damit hat das Schwein als Resteverwerter ja wohl seine Schuldigkeit getan.

Max Schaffer: Am Verdauungstrakt der Schweine hat sich auch in Zeiten der Massentierhaltung wenig geändert. Lebensmittelabfälle würden auch heute noch ein sinnvolles Schweinefutter abgeben. Leider sprechen manche Hygieneverordnungen dagegen. Abfälle aus der Soja-Ölgewinnung werden verfüttert. Fleischerzeugung macht auch im großen Stil Sinn und mir schmeckt das einfach.

Maria Soft: Ich bleibe dabei, Vegetarier leben nicht nur gesünder, sie haben auch bessere Blutdruck- und Cholesterinwerte. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ist geringer. Es gibt weniger Gallenstein-Patienten. Auch das Risiko für Brust- und Dickdarmkrebs ist weitaus niedriger und das Wichtigste: Wegen mir muss kein einziges Tier mehr getötet werden.

Text und Bild Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

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