Landkreis Schweinfurt: Die zweite Bayerische Impfwoche vom 4. bis 9. April 2011 ist eine gemeinsame Aktion der bayerischen „Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)“ mit Ärzten, Apothekern, Hebammen, dem öffentlichen Gesundheitsdienst, der kassenärztliche Vereinigung, den Krankenkassen, der Wissenschaft und dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Gemeinsam will man in dieser Woche das Thema Impfen stärker ins Bewusstsein bringen. Im Mittelpunkt stehen diesmal die Masern- und Keuchhustenimpfung.
Zur aktuellen Impfsituation bei den Kindern in Stadt und Landkreis Schweinfurt kann das Gesundheitsamt Schweinfurt überwiegend Erfreuliches berichten. „Die niedergelassenen Allgemein- und Kinderärzte sind bei Impfberatung und Impfungen sehr engagiert“, sagt Dr. Werner Arnholdt, Leiter des Gesundheitsamts. Die sozialmedizinischen Assistentinnen des Gesundheitsamts prüfen bei allen zur Einschulung anstehenden Kindern – pro Jahr etwa 1600 – die Impfbücher und beraten Eltern. Die statistischen Auswertungen ergeben, dass die Impfraten in Stadt und Landkreis Schweinfurt seit Jahren besser liegen als im bayerischen Durchschnitt.
Ziel bei allen Impfungen ist eine Impfrate von mindestens 95 Prozent, um eine Weiterverbreitung der Krankheiten zu verhindern. An der Spitze im Bereich des Gesundheitsamtes liegen mit über 98 Prozent die Impfraten gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie, es folgen mit über 97 Prozent die Impfraten gegen Polio (Kinderlähmung) und mit 96 Prozent gegen Hämophilus influenza Typ B („Hib“, ein Erreger der Hirnhautentzündungen und bedrohliche Kehlkopfentzündungen hervorrufen kann).
Positiv ist auch, dass im letzten Schuljahr erstmals in der Region die Impfung gegen Hepatitis B die Hürde von 95 Prozent genommen hat. Bei der Impfung der Einschulungskinder gegen Keuchhusten (Impfrate in Stadt und Landkreis Schweinfurt 94,8 Prozent; in Bayern 92,2 Prozent) besteht noch ein geringes Verbesserungspotential.
Ebenso erfreulich ist laut Dr. Arnholdt, dass in Stadt und Landkreis Schweinfurt über 96,3 Prozent der Einschulungskinder einmal gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) geimpft sind (Bayern: 93,4 Prozent). Da es bei der MMR-Impfung Impfversager geben kann, empfiehlt die Ständige Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (STIKO) eine zweite Impfung. Diese kann bereits vier Wochen nach der ersten Impfung verabreicht werden. Die Impfrate für diese zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln hat sich bei den Einschulungskindern in den vergangenen Jahren in Stadt und Landkreis Schweinfurt erneut deutlich verbessert: Sie liegt mit jetzt 90,5 Prozent über dem bayerischen Durchschnitt (84,7), erreicht aber noch nicht ganz die angestrebte Marke von 95 Prozent.
Dass sich die Impfraten bei den kleineren Kindern laufend verbessern, bedeutet umgekehrt, dass Impflücken bei größeren Kindern, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufiger zu erwarten sind als bei den jetzt Sechsjährigen. Gerade die Eltern größerer Kinder und Jugendlicher sollten deshalb die Impfbücher kontrollieren, sich gegebenenfalls beraten lassen und darauf achten, dass vergessene Impfungen nachgeholt werden. Besonders wichtig ist dies bei den Impfungen gegen Masern, Mumps und gegen Keuchhusten. „Aber auch Erwachsene sollten ihren Impfstatus überprüfen. Im Erwachsenenalter Masern oder Mumps zu bekommen, ist oft mit Komplikationen verbunden“, betont Dr. Arnholdt.
2010 und auch 2011 gab es in Bayern (Schwerpunkt Oberbayern) immer wieder Masern-Ausbrüche, bei denen zu je einem Drittel Kinder bis zu elf Jahren, Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren und Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren erkrankten. (2010: 219 Fälle in Bayern; 2011: aktuell 135 Fälle). Die Zahl der komplizierten Verläufe, die Krankenhausaufnahmen erforderlich machten, lag bei etwa einem Drittel und war in der Gruppe der jungen Erwachsenen besonders hoch.
In Stadt und Landkreis Schweinfurt sind 2010 und 2011 bisher noch keine Masern-Fälle gemeldet worden. Dies muss aber nicht so bleiben. Jugendliche und junge Erwachsene ohne ausreichenden Impfschutz (zweimalige Impfung) können erkranken und selbst zum Ausgangspunkt für weitere Erkrankungen werden.
Keuchhusten ist für die behandelnden Ärzte keine meldepflichtige Krankheit. Bei Erwachsenen macht er sich oft als hartnäckiger langandauernder Husten bemerkbar. Besonders gefährdet, bei einer Keuchhustenerkrankung Komplikationen oder sogar einen Atemstillstand zu erleiden, sind Säuglinge, die in den ersten Lebensmonaten noch über keinen Impfschutz verfügen. Säuglinge stecken sich häufig bei Eltern oder Großeltern an.
Seit Sommer 2010 empfiehlt die STIKO wegen der zunehmenden Masern-Fälle allen nach 1970 geborenen Erwachsenen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder nur mit einer Impfung, sich gegen Masern impfen zu lassen. Um die Ansteckungsgefahr von Säuglingen zu reduzieren, wird allen Erwachsenen außerdem empfohlen, bei der nächsten fälligen Impfung gegen Tetanus und Diphtherie auch den Impfschutz gegen Keuchhusten aufzufrischen.
Impfungen gegen Diphtherie und Wundstarrkrampf sollten im Erwachsenenalter alle zehn Jahre aufgefrischt werden. „Wer feststellt, dass dieser Zeitraum erreicht oder überschritten ist, sollte baldmöglichst einen Termin mit seinem Hausarzt vereinbaren“, rät der Leiter des Gesundheitsamtes.
Die Ärztinnen und Ärzte des Gesundheitsamtes stehen während der Geschäftszeiten des Landratsamtes telefonisch und auch persönlich für Impfauskünfte zur Verfügung, bieten aber selbst keine Impfungen an. Die Durchführung der Impfungen ist Aufgabe der niedergelassenen Haus- und Kinderärzte. Die von der STIKO empfohlenen Impfungen sind Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Bei einer Impfung wird keine Praxisgebühr fällig.
Weitere Informationen zur Impfwoche gibt’s auf der Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/lagi.htm