Bayern: „Menschen, Hunde, Wölfe, Luchse, Katzen, Marder, Wiesel, Füchse, Adler, Uhus, Raben, Krähen, jeder Habicht, den wir sehen, Elstern auch nicht zu vergessen – alles, alles will ihn fressen.“
Mit einem Befruchtungstrick versucht Lepus europaeus, so der wissenschaftliche Name für unseren Feldhasen, einem heutzutage für viele wildlebende Tierarten in unserer Kulturlandschaft typischen negativen Bestandstrend entgegenzuwirken. Der Vorsitzende Wolf Pös erklärt, was es mit diesem Trick auf sich hat.
Das liebenswerte Symbol für Fruchtbarkeit und Frieden hat es schwer in diesen Zeiten. Wer kennt ihn nicht, den Feldhasen mit den langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und dem hoppelnden Gang. In unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft haben sich die ökologischen Faktoren für den Feldhasen geändert. Ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot ist nicht mehr ganzjährig vorhanden, riesige Erntemaschinen fordern viele Opfer unter den Junghasen und aufgrund mangelnder Deckung haben zudem Beutegreifer leichtes Spiel. Hinzu kommen Krankheiten und Verkehrsopfer, die auf den Bestand ebenfalls negative Auswirkungen haben. Jährlich durchgeführte und wissenschaftlich begleitete Feldhasenzählungen durch die private Jägerschaft im Rahmen des Wildtierinformationssytems der Länder Deutschlands (W.I.L.D) stimmen dennoch zuversichtlich. Die Zählungen im letzten Jahr zeigen, dass Meister Lampe sich in Bayern noch am wohlsten fühlt. Mit mehr als 16 Hasen pro 100 Hektar liegt Bayern über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 14,2 Tieren pro 100 Hektar.
In Äckern oder Wiesen verbringt der Einzelgänger Hase den größten Teil des Tages geduckt in Mulden, den sogenannten Sassen. Hier werden auch die relativ weit entwickelten Jungen geboren, nicht etwa wie beim Kaninchen, in unterirdischen Röhren. Um keine Fressfeinde wie Fuchs, Greif- und Rabenvögel anzulocken, säugt die Hasenmutter ihre in Abständen voneinander liegenden Jungen nur einmal am Tag nach Sonnenuntergang mit ihrer gehaltvollen Milch. Die Fruchtbarkeit von Hasen ist sprichwörtlich, aber im Gegensatz zum Kaninchen bekommt die Feldhäsin selten mehr als 4 mal im Jahr, i.d.R. von März bis September, 2-4 Junge. Vorweg fand eine wilde „Hasenhochzeit“ mit Boxkämpfen, Verfolgungsläufen und temperamentvollen Luftsprüngen statt. Eine erstaunliche Besonderheit bei Feldhasen ist aber ein Befruchtungstrick, weiß Wolf Pösl.Die Häsin kann, während einer bestehenden Trächtigkeit durch einen weiteren Deckakt wenige Tage vor der Geburt erneut schwanger werden. Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen auch als Superfötation.
Auch wenn sich die Mümmelmänner fleißig vermehren und gesicherte Feldhasenbestände in vielen Bereichen Bayerns verzeichnet werden können, sind das A und O für eine dauerhafte Sicherung der Population die Maßnahmen der Jäger zur Lebensraumverbesserung und eine verstärkte Bejagung von Beutegreifern. Dann muss man sich in den Wochen vor Ostern keine Gedanken um den Osterhasen machen.