Würzburg/Schweinfurt: Interessierte das lange verschlossene Areal der Erlöserschwestern in Würzburg jetzt bequem von zuhause am PC erkunden. Diese Web‐ Anwendung ist das Ergebnis der Bachelorarbeit von Lea Müller, Absolventin des Studiengangs Geovisualisierung an der Technischen Hochschule Würzburg‐Schweinfurt (THWS). Um Besuchenden einen Überblick über das Areal anzubieten, hatte der Veranstaltungsmanager der Kongregation Erlöserschwestern Dr. Matthias Wagner zunächst ein reales Geländemodell im Sinn. Doch als sich Stefan Sauer, Dozent der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung an der THWS, einen Geländeüberblick verschaffte, war er „beeindruckt von den vielen Gebäuden, Höfen und Sakralräumen“ und riet zu einem virtuellen Rundgang. „Web‐Anwendungen ermöglichen einen Besuch vom Sofa aus, bieten Informationen, machen Appetit und sprechen neue Zielgruppen an,“ beschreibt Stefan Sauer, der die Bachelorarbeit betreute, die Vorteile. Weil Lea Müller über die Marienschule in Fulda selbst Anknüpfungspunkte zum Kloster hatte, sprach sie diese Herausforderung sofort an. Neben der technischen Hürde habe sie vor allem die konkrete Nutzung gereizt. Genau diese erachtet Stefan Sauer als sehr wertvoll: „Bei realen Projekten befinden sich unsere Studierenden in der Dienstleisterrolle und lernen, mit Wünschen und Anforderungen des Auftraggebenden umzugehen.“
Schritt für Schritt: Von der Projektidee zur Umsetzung Für die Erstellung der Anwendung nutzte Lea Müller umfangreiche Daten. Neben LoD2‐Gebäudedaten aus der bayerischen Vermessungsverwaltung nahm sie das Gelände mit einer Drohne photogrammetrisch auf und fertigte Videos sowie 360°‐Panoramen an. Im Anschluss erstellte sie mithilfe der 3DSpielesoftware PlayCanvas eine benutzerfreundliche, funktionale und gut verständliche Nutzbarkeit. Dabei achtete sie auf eine stimmige Benutzeroberfläche und ein an die neue Homepage der Erlöserschwestern angepasstes Gesamtbild. Weitere Aufgabe war die Umsetzung einer flüssig funktionierenden Anwendung – eine Gratwanderung zwischen Detailtreue und Dateigröße.
Würdigung der Arbeit von Lea Müller
Die fertige Web‐Anwendung bezeichnet Stefan Sauer als „herausragende Arbeit“. Er sei „beeindruckt, wie Lea Müller die vielfältigen Aufgaben gemeistert hat.“ Auch Matthias Wagner und die Erlöserschwestern sind zufrieden: „Die Anwendung spiegelt die besondere Identität dieses lebendigen Ortes wider, der durch 150 Jahre Gebet und Spiritualität geprägt ist,“ resümiert Wagner. Für ihn ist der Rundgang „ein wunderbarer Einstieg in das Leben und die Spiritualität der Schwestern“ und mache „Lust auf mehr“. So funktioniert das Programm: Ein Flug über die Stadt bietet einen Überblick über die Lage der Kongregation, bevor man sich unter Begleitung von Orgelmusik im Innenhof vor dem Eingangsbereich wiederfindet. Es ist möglich, sich auf einem vordefinierten Pfad über eine lebendig animierte 3D‐Rekonstruktion des Geländes zu bewegen. An verschiedenen Stellen kann man in ein 360°‐Panorama wechseln und so einen Blick auf das Café Mares werfen, die neu gestaltete Mutterhauskirche erleben, das Kolumbarium betrachten oder den Deckenschatz der Allendorf‐Kapelle bestaunen. Über Info‐Buttons können zusätzliche Informationen eingeblendet werden, während die anklickbare Karte für Orientierung sorgt. Einen besonderen Einblick in das klösterliche Leben gibt eine Videoszene vom Morgenlob.
Die Kongregation Erlöserschwestern Seit über 150 Jahren sind die Schwestern des Erlösers ein Zusammenschluss selbstständiger Klöster in der römisch‐katholischen Kirche. Als feste Institution des Bistums Würzburg und ausgehend von der Frohen Botschaft und „in Liebe für das Leben“ führen sie Krankenhäuser, Kindergärten und Horte, kümmern sich um Bedürftige, Geflüchtete und Familien. Das ausgedehnte Areal des Mutterhauses war bisher ausschließlich den Schwestern vorbehalten und selbst für manch alteingesessene Würzburgerinnen und Würzburger unbekannt. Um die Botschaft der Erlöserschwestern in die Zukunft zu tragen, haben die Erlöserschwestern das Stadtviertel hinter dem Würzburger Kiliansdom im Mai 2023 geöffnet. Wer das Areal live sehen will, ist auf dem Gelände herzlich willkommen. Neben den monatlichen öffentlichen Führungen sind auf Anfrage Gruppenführungen möglich.
Zum virtuellen Rundgang des Areals
Titelbild: Die öffentlich zugängliche und einfach zu bedienende Web‐Anwendung von THWSAbsolventin Lea Müller (Grafik: Lea Müller)
Dr. Matthias Wagner, Veranstaltungsmanager der Kongregation Erlöserschwestern, (li.), und Stefan Sauer, Projektbetreuer und Dozent im Studiengang Geovisualisierung der THWS,(re.), freuen sich mit THWS‐Absolventin Lea Müller über das gelungene Projekt (Foto: Anja Legge)
Eine Karte erleichtert die Orientierung in den verschachtelten Bauten und Höfen (Grafik: Lea Müller)