Aus dem aktuellen SWmagaz.in: ‚Blumi‘ war ihr Spitzname in der Salzburger Fachschule für Mode und Bekleidungstechnik.
Wer ihr persönlich begegnet kann erahnen warum, Anita Wozniak ist sehr zierlich. Liebevoll hat sie sich in der Schule um die Blumen gekümmert. Ihrer Mitschülerinnen hatten das Bedürfnis, sie ein wenig zu gießen, damit sie noch wächst. Das alles zusammen hat ihr den Namen eingebracht. Gelernt hat sie an dieser Fachschule eigentlich die gehobene Damenschneiderei und alles was dazugehört, das im industriellen Umfeld zu betreiben. Irgendwie hat sie sich überreden lassen, doch noch ein Jahr dranzuhängen und eine Spezialausbildung für die Trachtenschneiderei zu machen. Eine ihrer besten Entscheidungen wie sie heute sagt.
In Gerolzhofen hat sie heute ein Dienstleistungsunternehmen, das sich mit Maßanfertigungen von Dirndln und Trachten befasst.
Der Name ‚Alpenmaßliebchen‘ ist Programm.
Dass Anita Wozniak ein ausgeprägt liebevolles Verhältnis zu Blumen hat, zeigt auch der sorgfältig ausgewählte Firmenname. Diese Blume gehört zur Familie der Korbblütler und ist im Alpenraum an bestimmten Standorten verhältnismäßig oft zu finden. Die einzelnen Teile des Wortes haben für sich eine Bedeutung. Die Alpen, klar es ist die Heimat von Anita. Geboren und aufgewachsen ist sie in Wies, das ist ein kleines Dorf, das zu Seekirchen gehört, in der Nähe von Salzburg. Heimat ist für sie dort, wo ihr Mann und ihr kleiner Jakob sind. Jakob wird jetzt bald vier Jahre alt. Ihr Mann, das ist Thorsten Wozniak, den hat sie in Gerolzhofen kennengelernt. Ihre Schwester hat in Gerolzhofen geheiratet. Zum Wasser hat Anita auch ein spezielles Verhältnis, Seekirchen liegt direkt am Wallersee, gegenüber von Neumarkt.
Ihre erste Stelle nach der Schule war im Trachtenunternehmen Gössl als CAD-Technikerin. Das ‚Selbst-was-machen‘ hat ihr schon immer im Kopf rumgespukt. In Gerolzhofen hat sie dann ihre Firma eröffnet. Als hauptberufliche Erwerbsquelle taugt das aber noch nicht, so hat sie noch einen Teilzeitjob bei s.Oliver, einem deutschen Modeunternehmen, das seinen Sitz im unterfränkischen Rottendorf bei Würzburg hat. Sie arbeitet dort in der Produktionsüberwachung.
Ihre Passion ist aber die Handarbeit,
ohne die eine Qualitätstracht auch heute nicht auskommt. Leute, die sich nur so zum Spaß und für den Besuch des Oktoberfestes zur Gaudi eine Tracht anschaffen wollen, schickt sie ohne Probleme in die einschlägigen Modeläden. Dort gibt es Trachten in allen Variationen und Preislagen von der Stange. Von der Stange gibt es bei ihr nichts, selbst ihre Handtaschen sind handgefertigt und Unikate, die man nirgendwo anders finden kann.
Sie hat sich zu Hause eine Nähstube eingerichtet und wirbt in einem kleinen Schaufenster in der Stadt Gerolzhofen für ihre Dienstleistung. Eben erst von einem kurzen Osterurlaub bei ihren Eltern zurück, hat sie das Zimmerchen wieder neu mit mitgebrachten Stoffen vollgepackt. Stoffe, die es hier bei uns nicht mehr zu finden gibt.
Handwerk kostet
Anita Wozniak legt Wert darauf, dass das Handwerk viel Arbeit macht und dass die Arbeit auch Geld kostet. Die ersten Arbeiten waren echte Renovierungsarbeiten uralter schwarzer Seidentrachten, die es wert sind erhalten zu werden. Trachten, die über Generationen weiter vererbt wurden. Die Figuren ändern sich und die Trachten müssen den Leuten angepasst werden. Der Aufwand ist oft genau so groß wie für eine Neuanfertigung. Wenn passende Materialien nicht oder nur schwer aufzutreiben, sind kann der Aufwand schon mal den Wert des guten Stückes übersteigen.
Es sagen immer alle, die Franken wären muffelig, Anita hat keine schlechten Erfahrungen mit den Franken gemacht. Das einzige was ihr hier aufgefallen ist, dass das ‚Hallo‘ auf der Straße fehlt, das kennt sie vom Salzburger Land anders.
von Jürgen Kohl – jkohl@revista.de
Aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-04-2012