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Verbiss-Inventur in den Wäldern der Haßberge

25.04.2024

Landkreis Haßberge: Die Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt sind in diesen Wochen in den Wäldern des Landkreises Haßberge unterwegs, um junge Bäume auf Verbiss-Spuren von Rehen und Rotwild zu untersuchen. Alle drei Jahre steht diese Inventur an. Ausgerüstet mit Karte, Computer, Maßband und Zollstock erheben sie an rund 500 Inventurpunkten in den Hegegemeinschaften Schäden an Trieben und Knospen.

Über eine Million Rehe werden in Deutschland jährlich geschossen. Trotzdem kann der Bestand örtlich zu hoch sein und das Wachstum junger Bäume gefährden. Weil man zwar die toten, jedoch nicht die lebenden Rehe in den Wäldern zählen kann, soll eine Verbiss-Inventur zeigen, wo in Verjüngungsflächen zu viele Tiere stehen.

Mit Stäben und Klammern den Rehen auf der Spur

Jan Bergmann vom Forstrevier Maroldsweisach ist dazu auch in den Wäldern der Gemeinde Pfarrweisach unterwegs. Bei Dürrnhof trifft er sich mit seinem Helfer Willi Ebert, selber seit über 45 Jahre im Wald beschäftigt, und dem örtlichen Jagdpächter, Frank Kaiser, der die Aufnahme mit Interesse beobachtet, um seine Rehjagd entsprechend ausrichten zu können. Forstoberrat Andreas Leyrer, Abteilungsleiter am AELF Schweinfurt, begleitet die Verbiss-Aufnahme an diesem Tag.

Im nahen Privatwald findet Förster Bergmann eine passende Inventurfläche und fixiert mit Stäben eine 50 Meter lange Gerade durch die Naturverjüngung. Ebert zwickt Wäscheklammern an die Bäumchen, die dann nach und nach begutachtet werden. Vor allem an den Eichen haben die Rehe geknabbert, worauf die fransige Schnittstelle hinweist. „Rehe ziehen und rupfen mehr, Wildsäue reißen die ganzen Pflanzen raus“, erklärt Förster Bergmann, den besonders die Schäden im oberen Drittel der Pflanzen – vor allem am Leittrieb – interessieren. 

Schutz der Naturverjüngung wichtig

Der Baum aus der natürlichen Verjüngung wurzelt stabiler als der gepflanzte und die Naturverjüngung erspart dem Waldbesitzer hohe Kosten für Pflanzen und Zäune. Viel Nachwuchs braucht der Wald nicht nur wegen der Ausfälle nach Stürmen, Dürre, Pilz- oder Schädlingsbefall, sondern auch für den Artenreichtum. „Und weil das Reh bevorzugt die Knospen einiger Baumarten (darunter Eiche und Kirsche) frisst, muss der Rehbestand auf ein Niveau gedrückt werden, der eine Durchmischung der Jungbestände sichert, so Förster Bergmann. „Der Baumartenreichtum in den Haßbergen bietet ein großes Verjüngungspotential. Jäger und Waldbesitzer müssen zusammenarbeiten, sich auch unterm Jahr austauschen und unbedingt gemeinsame Revierbegänge machen, um Bejagungsschwerpunkte festzulegen“, betont Bergmann.

Im Landkreis Haßberge werden große Teile der naturnahen Wälder standardmäßig natürlich verjüngt, das heißt ohne Pflanzung von Bäumchen. Eine wald- und waidgerechte Jagd ist darum ein wichtiger Faktor zum Gelingen des Waldumbaus. „Junge Bäume müssen möglichst unbeeinträchtigt, das heißt weitgehend ohne Verbiss, aufwachsen können“, sagt Förster Andreas Leyrer. Angesichts der in den Wäldern schon deutlich spürbaren Schäden durch den fortschreitenden Klimawandel müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um artenreiche Mischwälder mit standortgerechten Baumarten zu schaffen.

Besonders wichtig ist den Förstern, dass das Verfahren transparent durchgeführt wird. Waldbesitzer und Jäger sollen bei den Außenaufnahmen teilnehmen.

Die Zahlen der Verbiss-Inventur werden an der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising ausgewertet. Die Jagdvorsteher und Jagdrevierinhaber erhalten die Ergebnisse und können sich dazu äußern. Auf der Grundlage der Auswertungen erstellt dann das AELF Schweinfurt das „Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“ für jede Hegegemeinschaft. Sie bewertet darin, ob der Verbiss für den Wald tragbar ist oder nicht.

Zusatzgutachten für die Reviere der Hegegemeinschaft Ebern-Nord

Untersucht werden derzeit ein bis zwei Naturverjüngungsbereiche pro Jagdrevier. Aufgrund der Standortunterschiede bei den Böden, Niederschlägen und Temperaturen erlaubt die Wildverbiss-Inventur zwar Aussagen über größere Räume, aber kaum über ein einziges Revier. Jägern und Waldbesitzern wird empfohlen, zusätzlich einen Waldbegang mit dem Förster zu vereinbaren. Die zuständigen Förster des staatlichen Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fertigen dann in den betreffenden Waldstücken ein ergänzendes Gutachten an, das Revierbesitzern und Jagdpächtern zugestellt wird.

Fotos (Bildautor: Andreas Leyrer):

  • Verbissinventur1: Am Verbiss durch die Rehe hängt das Gelingen des langfristig klimaresistenten Waldumbaus. Betrachten gemeinsam die Bäumchen der Naturverjüngung, v. l.: Willi Ebert, Jagdpächter Frank Kaiser und Förster Jan Bergmann
  • Verbissinventur3: Willi Ebert kennzeichnet junge Bäumchen gut sichtbar mit Wäscheklammern, um Förster Jan Bergmann bei der Verbiss-Inventur zu unterstützen.
  • Verbissinventur4: Verbissene Rotbuche. Ein Großteil der neuen oberen Triebe ist abgefressen und schädigen den Aufwuchs der jungen Buche.
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