Bad Kissingen: Um eine weitere Attraktion reicher wird das Museum Obere Saline in Bad Kissingen. 2012 öffnet ein Spielzeugmuseum in den historischen Räumlichkeiten seine Pforten. Einen Mittelpunkt des Museums bildet die Spielzeugfabrikation in der Rhön, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm.
Denn mit der Entwicklung Bad Kissingens als Weltbad florierten bald auch Spielwaren als Souvenir für die Kurgäste.
Die Idee zu einem eigenen Spielzeugmuseum, das erstmals die Geschichte dieser Rhöner Industrie der Öffentlichkeit zugänglich macht, hatte die Sammlerin Hilla Schütze. Sie hat ihre in Jahrzehnten zusammengetragenen Spielwaren und vielerlei Recherche-Material der Stadt Bad Kissingen übereignet. Ebenso stellt sie ihre Sammlung an Kinderbuch-Illustrationen für das neue Museum zur Verfügung. „Im Museum Obere Saline hat die Einrichtung einen hervorragenden Platz gefunden und nach umfangreichen Vorarbeiten entsteht nun ein neuer kultureller und touristischer Attraktionspunkt“, so Oberbürgermeister Kay Blankenburg erfreut. Auch Kulturreferent und Museumsleiter Peter Weidisch ist begeistert, dass er seine Spezialausstellungen zum Weltbad Bad Kissingen und Bäderland Bayerische Rhön, zu Salz und Heilquellen sowie zu Reichskanzler Bismarck um ein weiteres anschauliches Thema bereichern kann.
Spielzeug und Bad Kissingen
Spielzeug hatte im 19. Jahrhundert als Souvenir einen festen Platz im Kissinger Kurleben. Von besonderer Bedeutung war dabei der Händler Friedrich Meinel, der seine Ware in Sandberg produzieren ließ. Seine mehrfach prämierten „Weißen Pferde“, „weiß“, da aus naturbelassenem hellen Zitterpappelholz, wurden in alle Welt exportiert. Auch die Holzschnitzschule Bischofsheim unterhielt zeitweise Geschäftsbeziehungen in die Kurstadt. Dies führte zu dem Gedanken, mit den Gemeinden Sandberg und Bischofsheim zu kooperieren. Die Idee einer Vernetzung des Spielzeugmuseums mit dem ehemaligen Produktionsstandorten Sandberg und Bischofsheim ist typisch für den Leader-Gedanken. Denkbar sind hier Informationspunkte, die über die Spielzeugherstellung vor Ort sowie die Beziehung zu Bad Kissingen unterrichten.
Lebendiges Museum
Als Besonderheit wird das Spielzeugmuseum vor allem kleine Besucher einladen, sich aktiv zu betätigen. Hierfür wird es Lesekojen und eine Spielecke geben. Ergänzt wird der neue Ausstellungsbereich außerdem mit einer „lebendigen Werkstatt“, in der Kinder und Eltern selbst Holzspielzeug wie Hampelmänner oder Schiffe basteln können. An Erwachsene richten sich spezielle Workshops, die u.a. in das Krippenbauen einführen. Die in der Rhön hergestellten Holztiere wie Ochs, Esel, Kamel und Elefant fanden nicht nur in Kinderzimmern, sondern gleichfalls in Weihnachts-Krippen Ihren Platz.
Finanzierung durch Leader, Bezirk Unterfranken, Landesstelle für nichtstaatliche Museen, Stadt Bad Kissingen
Erfreut zeigten sich alle Beteiligten über die von mehreren Seiten zur Verfügung gestellte Finanzierung. Besonderen Dank richtete Oberbürgermeister Kay Blankenburg an die Regionalmanagerinnen Dipl.-Ing. Cordula Kuhlmann und Dipl.-Biol. Ursula Schneider und an die Leader-Aktionsgruppe Bad Kissingen, den Leader Manager Wolfgang Fuchs, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, an Prof. Dr. Klaus Reder, Bezirk Unterfranken, und Dr. Albrecht Gribl, Landesstelle für nichtstaatliche Museen. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 174.250 EURO. Die Leader-Förderung beträgt 73.791 EURO. Die verbliebenen Kosten übernehmen der Bezirk Unterfranken (Unterfränkische Kulturstiftung), die Stadt Bad Kissingen und die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen.
„Die neue Leader-Förderperiode befindet sich im Landkreis Bad Kissingen wiederum in Hochphase“, unterstrich im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur Projektbewilligung für die Leader-Aktionsgruppe der stellvertretende Landrat Emil Müller. „Mit dem Projekt ‚Spielzeugmuseum Bad Kissingen’ ist es in Zusammenarbeit mit den Akteuren ein weiteres Mal gelungen, die vorhandenen Potenziale aufzugreifen, zu entwickeln, zu vernetzen und Mittel zu akquirieren“, erläuterte weiter dazu Regionalmanagerin Cordula Kuhlmann. Auch Wolfgang Fuchs, Leader Manager Unterfranken, unterstrich die Bedeutung des gemeinsamen Handelns und freute sich über ein weiteres Projekt, das die Region vorwärts bringt.
Regionalmanagement der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld
Das gebietsübergreifende Regionalmanagement der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld wird durch die Kreisentwicklung der beiden Landratsämter und durch von den Landkreisen beauftragte und mit Mitteln des Bayerischen Wirtschaftsministeriums geförderte Regionalmanagerinnen ausgeübt und repräsentiert. Das Regionalmanagement leistet durch den Aufbau fachübergreifender Netzwerke und die Bündelung regionaler Kräfte einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit. Vom Regionalmanagement werden auch das Management der beiden Leader-Aktionsgruppen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld ausgeführt sowie alle Leader- sowie weitere Projekte von der Idee bis zur Umsetzung gemeinsam mit den Projektträgern voran gebracht und intensiv begleitet.
EU Programm Leader und Leader-Aktionsgruppe
Im Rahmen des EU-Programms Leader (2007–2013) unterstützt Bayern unter dem Motto: „Bürger gestalten ihre Heimat“ seine ländlichen Regionen auf dem Weg einer selbstbestimmten Entwicklung. Leader ist ein Förderinstrument, das auf Zusammenarbeit und Zusammenhalt ganzer Regionen ausgerichtet ist. Zentrale Elemente von Leader sind fachübergreifende Maßnahmen, Nachhaltigkeit und ein bürgerorientierter Ansatz, der vor allem durch die Leader-Aktionsgruppen (LAG) dargestellt wird. Diese sind Partnerschaften zwischen kommunalen, wirtschaftlichen und sozial engagierten Akteuren in der Region. Der Lenkungsausschuss der Leader-Aktionsgruppe berät und beschließt über aktuelle Projektvorhaben, bevor diese zur Beantragung beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eingereicht werden. Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Bad Kissingen ist Landrat Thomas Bold.
Bild: Die Geschichte der Rhöner Holzspielwaren lässt ab 2012 das Spielzeugmuseum in der Oberen Saline Bad Kissingen lebendig werden. Den Auftakt für das Projekt gaben soeben (v.l.n.r.) Leader Manager Wolfgang Fuchs, Stellv. Landrat Emil Müller, Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Sammlerin Hilla Schütze, Regionalmanagerin Cordula Kuhlmann, Kulturreferent Peter Weidisch, Regionalmanagerin Ursula Schneider und Historikerin Birgit Schmalz. Foto Grafik Design Schikora