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Starke Frau – Monika Remelé

24.05.2011

Von der studierten Sozialpädagogin Monika Lamm, heute heißt sie Monika Remelé, sind im Internet keine Spuren zu finden. Sie zu einem persönlichen Gespräch zu bewegen war kein großes Problem, außer vielleicht die Terminabsprache. Als Mutter von vier Kindern und Ehefrau des Schweinfurter Oberbürgermeisters und damit seit dem ersten Mai letzten Jahres Schweinfurts First Lady, hat sie wirklich keine Langeweile.

Schon rein äußerlich ist sie eine erfreuliche, jugendliche, sportliche Erscheinung. Vier Kinder? Kaum zu glauben. Ihre offene Art, wie sie auf Fremde zugeht, ihr Lachen, alles Zeugnisse eines außergewöhnlichen Lebenslaufes, der neugierig macht. Sie lässt auch neugierige Fragen zu, lässt sich ein auf unser Gespräch im bescheidenen Küchenkabinett am Oberen Marienbach, bei Cappuccino aus der Maschine.

 

Als Baby auf große Reise gegangen

Als Baby, kaum drei Monate alt, ist sie erst einmal auf große Reise gegangen, zusammen mit ihren Eltern. Der Vater hat in Würzburg studiert, war Lehrer am Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt und hat einen Auftrag als Entwicklungshelfer in Tansania angenommen, als Lehrer an einer Secondary School direkt am Victoriasee.

 

Der See, so groß wie ganz Bayern,

ist der zweitgrößte Süßwassersee der Welt. Dort hat die kleine Monika Laufen und Sprechen gelernt, immer gleich in mehreren Sprachen. Sie hat mit Kindern gespielt, Kinder die naturgemäß eine andere Hautfarbe haben. Vielleicht war ja das der prägende Grundstein für ihre heutige Unvoreingenommenheit gegenüber allem Fremden. In den Siebzigern war Auswandern schon etwas besonderes, nicht wie heute, wo auf jedem Fernsehkanal eine „Auswandererseifenoper” spielt. Freunde und Kollegen der Familie Lamm haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Vater und Mutter Lamm haben ihren Auftrag, Menschen in der Dritten Welt zu helfen, immer sehr idealistisch gesehen. Es war ihnen immer, und ist es heute noch, ein echtes Anliegen, jenseits aller modischen Trends. In Tansania kam dann auch ihr Bruder zur Welt, die Lamm-Kinder waren später zu viert. Die Zahl vier scheint irgendwie eine besondere Rolle im Leben der Monika Lamm zu spielen.

Monika war ziemlich genau vier Jahre alt. Vater Michael Lamm ist nach dem Ende seiner Mission nach Schweinfurt an das Humboldt zurückgekehrt. Für die Mutter, die übrigens auch studierte Pädagogin ist, bedeutete das einen Hausstand auflösen, alles einpacken und mit den, jetzt zwei Kindern, zurück nach Schweinfurt. Kaum haben sich die Ohren von Monika an die deutsche Sprache im täglichen Umgang mit anderen Kindern gewöhnt, erreichte den Vater eine neue Herausforderung.

 

Das neue Ziel: Santiago de Chile

Chile, genauer Santiago de Chile, die Hauptstadt, eine Großstadt mit mehr als fünf Millionen Einwohnern, war das neue Ziel. Die Sprache diesmal Spanisch. Man schrieb das Jahr 1981, die elfjährige Monika hatte am OMG in Schweinfurt gerade noch die sechste Klasse abgeschlossen. Die politischen Verhältnisse in Chile hatten sich dank der massiven amerikanischen Wirtschaftshilfe gerade beruhigt. Augusto Pinochet hatte gegen Salvador Allende geputscht. Von der politischen Gewalt war im Alltagsleben nicht mehr viel zu spüren. Dass Tausende Chilenen wegen der dem Putsch folgenden Menschenrechtsverletzungen ins Exil gingen, erfuhr die Schülerin Monika erst später.

 

Spanisch als Umgangssprache

Der Wechsel vom OMG zu Spanisch als Umgangssprache ist der Elfjährigen ohnehin sehr schwer gefallen. Aber von Jahr zu Jahr ging das besser und als sie mit knapp achtzehn dann in Santiago de Chile das Abitur machte, wollte sie nicht mehr weg aus diesem Land. Sie hat sich sehr wohlgefühlt in Chile. Es nützte nichts, der Auftrag des Vaters war abgelaufen und die Familie musste nach Deutschland zurück. Ein deutsch-chilenisches Kulturabkommen stellte sicher, dass ihr Abitur hier anerkannt wurde. Zurück in Schweinfurt hat sie angefangen sich für die politische Geschichte ihrer Wahlheimat Chile zu interessieren. Amnesty International machte auf diese Dinge aufmerksam und die junge Frau, mit dem Abi in der Tasche, engagierte sich. Auch für die Vorgänge beim Putsch im September 1973 und den ungeklärten Tod von Salvador Allende begann sie sich zu interessieren. Der Unterschied zwischen einer Militärdiktatur und unserem doch recht gut funktionierenden demokratischen System wurde ihr bewusst und schön langsam entwickelte sie Interesse für die Tagespolitik. Monika wollte unbedingt wieder ins Ausland. Eine Ausbildung als Hotelfachfrau schien ihr als Sprungbrett geeignet zu sein.

 

Das wohlbehütete Mädchen lernt die Arbeit kennen

In der Gastronomie lernte das bis dahin wohlbehütete Mädchen harte Arbeit kennen. Nachtschichten, Überstunden und die oft auch überzogenen Wünsche von Gästen in der Edelgastronomie brachte sie zum erneuten Nachdenken über ihre berufliche Zukunft. Mit einem Jurastudium wollte sie, wie sie erzählt, „die Welt retten”. In Würzburg an der Uni hat sie ihren späteren Mann Sebastian wieder getroffen. Erstmalig kennen gelernt haben sich die beiden bei einem ihrer Heimaturlaube in Schweinfurt während ihrer Chile-Zeit. Als Exotin in ihrer ehemaligen Schule herumgereicht, lief ihr Sebastian damals zum ersten Mal über den Weg.

 

Im Hörsaal hats gefunkt

Ihre Freundinnen fanden es total spannend, dass sie in Chile lebte und Sebastian Remelé fand das offensichtlich auch. Später dann, bei ihrem Wiedersehen im Hörsaal der juristischen Fakultät, hat‘s dann richtig gefunkt und die beiden haben nicht mehr voneinander losgelassen. Jura hat sie an den Nagel gehängt, etwas, was sie heute sehr bereut. Damals dachte sie, das Studium ist unmöglich zu schaffen.

 

Nach Nürnberg in die Nobelherberge

Zurück in das Hotelgewerbe, diesmal war es die Nürnberger Nobelherberge Maritim. Mit ihrer Erfahrung und ihren Sprachkenntnissen hat man sie mit Handkuss genommen. Sebastian Remelé hat zeitgleich sein Referendariat in Nürnberg gemacht, als dann seine Mutter in Schweinfurt schwer krank wurde. Schweinfurt als Lebensmittelpunkt stand nicht unbedingt auf dem Lebensplan der beiden. Zumal sich Monika in der JU in Nürnberg politisch engagiert hat und so quasi nebenbei auch noch Sozialpädagogik studierte.

 

Aufbruch zur Stadtratswahl in Nürnberg

Sie stand auf der Liste zur Stadtratswahl 1996 und schaffte es in Nürnberg, als völlig Unbekannte, auf den ersten Nachrückerplatz. Es war die erste und einzige Wahl, bei der in Nürnberg der Sessel des Oberbürgermeisters von der CSU erobert wurde. Monika lernte Wahlkämpfen, den Parteibetrieb von innen und öffentliche Auftritte, alles neben dem Studium, multitaskingfähig war und ist sie wirklich. Dinge, die später Grundlage für Hilfestellungen beim Einstieg ihres Mannes in die Kommunalpolitik in Schweinfurt waren. Sebastian Remelé war mitten im Staatsexamen und das Pendeln nach Schweinfurt zur kranken Mutter war doch sehr zeitaufwändig. Der Entschluss, sich dann doch endgültig in Richtung Schweinfurt zu orientieren, fiel beiden nicht leicht. 1997 heirateten sie dann. Sebastian Remelé trat in die Anwaltskanzlei seines Vaters ein und wurde 2002 in den Schweinfurter Stadtrat gewählt.

 

Das Familienunternehmen ein Fulltimejob

Der Job, das „Familienunternehmen Remelé” zu führen, ist mit den vier Kindern im Drei-Generationen Haushalt mit dem Schwiegervater weiß Gott ein Fulltimejob.

Auf die Frage, ob sich jetzt, ein Jahr nach der Vereidigung ihres Mannes als Oberbürgermeister, etwas im Leben der Familie geändert hat, zögert sie. Ja schon, es ist zu merken, dass die Frau des OB‘s öfter mal erkannt, mit Namen angesprochen wird, aber unangenehm wurde das noch nie. Im Gegenteil, ihre Fähigkeit auf Menschen zuzugehen, ihnen die Scheu vor einem Gespräch zu nehmen, hilft ihr bei Kontakten weiter. Es vereinfacht auch, mit bis dato ganz fremden Menschen, für die Zeit eines kurzen Gesprächs eine gemeinsame Ebene zu finden. Oft bekomme sie Sachen erzählt, die man einem OB so gar nicht ohne weiteres zutragen würde. Wenn da mal ein direktes Anliegen dabei ist, so geschieht das in Schweinfurt bisher immer höflich und zurückhaltend. Nie hat sie den Eindruck, es wäre berechnend.

 

Ja, auch bei den Kindern

haben sich Kleinigkeiten verändert; da ist ein Dienstwagen, der vorher nicht da war, das Büro im Rathaus und viele Termine in der Öffentlichkeit. Natürlich werden die Kinder gefragt, in der Schule, im Verein. Solche Fragen wie: „Zieht ihr jetzt in eine Villa?” oder „..habt ihr Bedienstete?”, finden die Kinder manchmal ganz lustig. Ansonsten ist alles geblieben wie es vorher war.

Die Kinder gehen in die Schule, zur Turngemeinde, weil das in der Nähe des Wohnhauses liegt und so manches Mamataxi erspart. Natürlich spielen die Kosten auch eine Rolle, Vereinsbeiträge müssen auch die Remelés bezahlen.

Eigentlich schade, dass die vereinbarte Stunde für das Gespräch schon zu Ende geht. Die Unterhaltung mit Monika Remelé ist keine Einbahnstraße, sie kann auch sehr gut zuhören. Das Interesse an ihrem Gesprächspartner ist echt. Und das ist eigentlich das Angenehmste. Ein Gespräch mit Schweinfurts First Lady macht Spaß und man freut sich darauf, sie irgendwo wieder zu treffen.

 

Jürgen Kohl – jkohl@revista.de
twitter: @juergenkohl

Aus SWmagaz.in Mai 2011

 

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