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Selbstbestimmt leben: Die Pflege-Wohngemeinschaft kann eine Alternative zur klassischen Pflegeeinrichtung sein

vom 19.11.2024 - 09:11 Uhr

Grettstadt/Würzburg: Die klassische Pflegeeinrichtung als Komplettangebot wird ergänzt von einem neuen Modell: die Pflege-Wohngemeinschaft, die auf Selbstverwaltung und reduzierte Bürokratie setzt. Die AWO Unterfranken möchte dieses Modell unterstützen und ein erstes Projekt im Landkreis Schweinfurt initiieren. Ein Gespräch mit Carolin Köstner, die für das Vorhaben als Moderatorin fungiert.

Stationäre Pflegeeinrichtungen entwickeln sich weiter – neue Wohngruppenkonzepte ermöglichen beispielsweise mehr Flexibilität in der Betreuung und dem Tagesablauf. Dennoch gibt es in diesen Einrichtungen notwendigerweise feste Abläufe und Strukturen. Das Modell der Pflege-Wohngemeinschaft kann eine Alternative sein, die eine individuellere Lebensgestaltung ermöglicht. In Selbstverwaltung entscheiden die Mieter und ihre Angehörigen gemeinsam, wie viel Unterstützung sie benötigen, welche Dienstleister sie beauftragen und wie sie ihren Alltag gestalten möchten – und profitieren dabei auch von weniger Bürokratie. 

Derzeit entsteht in Grettstadt ein barrierefreies Wohnobjekt, das sich für das Modell „Pflege-WG“ gut eignet. Gerne möchte die AWO hier die Möglichkeit eröffnen, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft zu gründen. Um die Selbstbestimmung in einem geeigneten Rahmen zu ermöglichen, empfiehlt sich die Gründung eines Vereins, dem die zukünftigen Mieter*innen und Ihre Angehörigen beitrete. Für diesen Prozess stellt ihnen die AWO gern eine Moderatorin zur Seite, die die Interessierten durch den gesamten Prozess hindurch begleitet und berät. Carolin Köstner, die die AWO für diese Rolle gewinnen konnte, stellt sich und die Idee der AWO Unterfranken vor. 

Was ist eine Pflege-Wohngemeinschaft? Was unterscheidet sie von bestehenden Angeboten?

„Die AWO Unterfranken sieht einen Bedarf an weiteren Wohn- und Lebensformen für Menschen mit Pflegebedarf zu schaffen“, erklärt Köstner. „Das Modell der ambulant betreuten Pflege-WG ist hierbei nicht weniger als ein Paradigmenwechsel: Hier entscheiden die Mieter*innen selbst, wie viel Unterstützung sie brauchen und wen sie dafür engagieren möchten.“ Der Bezirksverband der AWO möchte diese Entwicklung aktiv unterstützen und mit seinem Wissen und seiner Infrastruktur fördern und begleiten.

Was sind die Vorteile der ambulant betreuten Pflege-WG?

Eine ambulant betreute Pflege-WG bietet pflegebedürftigen Menschen – ob Senior*innen oder Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen – die Möglichkeit, ein eigenständiges Leben in Gemeinschaft zu führen. Die Mieter*innen gestalten gemeinsam ihren Tagesablauf, die Art der Unterstützung und das Zusammenleben in der WG. Sie können Änderungen vornehmen und den Alltag an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. Auch die Angehörigen können sich – je nach Wunsch und Möglichkeiten – überall einbringen und die Pflege-WG mitgestalten.

Wo sehen Sie die Herausforderungen bei diesem Vorhaben?

Das Modell der Pflege-WG stellt auch einige Anforderungen an die Zusammenarbeit. „Die größte Herausforderung liegt darin, die unterschiedlichen Perspektiven, Anforderungen und Bedürfnisse der künftigen Mieter*innen zusammenzubringen und stets gemeinsam Entscheidungen zu treffen“, so Köstner. Doch gerade diese Herausforderung sieht sie auch als große Chance, gemeinsam ein Umfeld zu schaffen, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist und in dem die gemeinsame Mitbestimmung möglich ist.Gibt es einen rechtlichen Rahmen für das Modell?

Das Bayerische Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWoqG) bietet die gesetzliche Grundlage für ambulant betreute Wohngemeinschaften und stellt sicher, dass Qualitätsstandards eingehalten werden. Die Einhaltung dieser Richtlinien wird regelmäßig durch das örtliche Gesundheitsamt überprüft, was den Mieter*innen und ihren Angehörigen zusätzliche Sicherheit bietet.

Warum soll ein Verein gegründet werden?

Der Rahmen des Vereins bietet genau die gewünschte Mischung aus Selbstbestimmung und Flexibilität für die Mieter*innen und ihre Angehörigen. In diesem Rahmen können sie eigenverantwortlich und rechtssicher Entscheidungen treffen, Aufgaben aufteilen oder gemeinsam Dienstleister auswählen. „Die AWO Unterfranken steht dem Verein als Initiator zur Seite und begleitet den Bau der Räumlichkeiten, die später an die Wohngemeinschaft vermietet werden“, erklärt Köstner. Sie wird als Moderatorin den Verein bei der Gründung und Entscheidungsfindung unterstützen. Falls die Mieter*innen das wünschen, steht ihnen die AWO auch mit ihren Angeboten und ihrer Infrastruktur zur Seite. So können sie sich sicher sein, dass sie immer die nötige Unterstützung in Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung erhalten.

Wo können sich Interessierte melden?

Interessierte Personen, die für sich oder für Angehörige ein selbstbestimmtes Wohnmodell suchen, können sich direkt bei Carolin Köstner melden. Gerne vereinbart sie Beratungstermine, um über die Details des Projekts und mögliche Mitgliedschaften im Verein zu informieren. Carolin Köstner erreichen Sie unter der Telefonnummer 0151 26261327 oder per E-Mail an carolin.koestner@awo-unterfranken.de

Außerdem wird am 11.12.2024 um 17 Uhr eine Informationsveranstaltung im Bürgersaal Grettstadt stattfinden, zu der der Bezirksverband der AWO und die Moderatorin alle Interessierten ganz herzlich einladen. 

 

Titelbild: Carolin Köstner, Foto Eric Langerbeins

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