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Schwertransporte sind ein hartes Geschäft

vom 01.10.2012 - 13:10 Uhr

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Blaulicht voraus. Die Nacht ist stockfinster. Im Schweinfurter Bauteilwerk der Firma Riedel hat Raphael Albert, der Trucker des Schwertransportspezialisten Scheder aus Unterspiesheim, die beiden Nachläufer schon bei Tageslicht mit den schweren Betonteilen beladen. Mit dem Beladen ist es nicht getan, die Ladung muss auch ordnungsgemäß gesichert sein. Armdicke Ketten halten die über 30 Tonnen schweren Betonteile sicher auf dem Hänger. Die beiden Fahrzeuge sind jeweils 17 Meter lang.

Bestimmt sind die Schachtwerke für eine Tiefbaustelle an der Straße von Hassfurt nach Königsberg. Jochen Strumpf, der Disponent von Scheder, hat sich schon am Vortag die Route genehmigen lassen. Dafür sind für diese vergleichsweise kurze Strecke zwei Landratsämter im Spiel und die Polizei. Wer glaubt, ein Schwertransport könnte einfach wie ein Bierlaster losfahren, täuscht sich. Es ist ein ‚Papierkram‘ notwendig, der einem Laien oft recht unverständlich vorkommt.

 

Ohne Papierkram geht nichts

Überhaupt setzt die Durchführung eines Schwertransportes die Genehmigung durch die Ämter voraus und damit einen ‚Papierkrieg‘, der vom Disponenten viel Erfahrung, Nerven und die genaue Kenntnis, der je nach Bundesland oft unterschiedlichen Auslegung der Rechtslage, fordert. Wenn der Fahrer die Ladung übernimmt, hat der Disponent schon alles bis aufs Kleinste vorbereitet. Da ist die vorgeschriebene Route ausgedruckt. Ein Navigationssystem ist in der Fahrerkabine zwar in zweifacher Ausführung vorhanden, Raphael verlässt sich aber lieber auf seine ‚Nase‘ und die ausgedruckte Karte.

Die Profis der Branche stellen den bayerischen Ämtern und der bayerischen Polizei durchschnittlich gute Zeugnisse aus. In anderen Bundesländern artet das ganze Verfahren manchmal in kleinliche Haarspalterei aus, über die viele Disponenten und Trucker klagen.

 

Die ganze Woche unterwegs

Raphael Albert lebt in Neunkirchen am Brand, das ist bei Erlangen und rund 100 km von Unterspiesheim entfernt. Seit über zehn Jahren fährt er jetzt für die Firma Schedel.

Um Schwertransport zu fahren braucht es den normalen LKW-Führerschein. Sein eigenes Bett sieht er meist nur am Wochende ansonsten ist die Fahrerkabine unter der Woche seine Wohnung. Der Disponent managt seine Touren und ist natürlich bemüht sie so zu legen, dass möglichst keine Leerfahrten entstehen.

 

600 PS ziehen an

Die Nachläufer sind angehängt und der Tross setzt sich in Bewegung. Das Polizeifahrzeug fährt mit Blaulicht vorne weg. Dann ziehen die 600 PS seines Mercedes Actros den Teil eins der Ladung. Im zweiten Fahrzeug sitzt Klaus, ein Kollege von Raphael am Steuer und das Schlusslicht, im Sinne des Wortes, bildet das eigene Begleitfahrzeug der Firma Scheder, ein kleiner Mercedes der A-Klasse mit einer gelben Rundumleuchte auf dem Dach und gesteuert von Reinhard Markert, der schon lange Begleitfahrzeuge bei Scheder steuert.

 

Fast nur in der Nacht

Dass Schwertransporte fast nur in der Nacht gefahren werden, hat schon seinen Grund. Das Verkehrsaufkommen ist um diese Zeit noch recht gering.

Raphael ist 41 Jahre alt und in Forchheim geboren. Eigentlich ist er gelernter Schreiner. Mit 21 hat er sich seinen Traum erfüllt, er wollte Trucker werden. Gefahren ist er immer schon auf Schwertransportern, die ganz dicken LKWs waren von Anfang an seine Leidenschaft. Das macht er jetzt 20 Jahre. „Es is halt e weng was annersch, wie en normale Zug zu fahr‘n…”, erzählt er mit seiner unverkennbar oberfränkischen Sprachfärbung.

 

Dienstleistung der Polizei

Über das Handy muss er in der Zwischenzeit die Polizei in Hassfurt verständigen. Die Dame am Telefon, die den Anruf entgegennimmt, scherzt, dass sie mit ihrem PKW von Schweinfurt nach Hassfurt länger braucht, man kennt sich. Direkt nach der Abfahrt von der Autobahn taucht dann auch schon der Streifenwagen von der Hassfurter Polizei auf. Ein kurzer Halt, der Polizeibeamte will nur die genaue Lieferadresse sehen. Schon geht‘s weiter an die Baustelle an der Straße nach Königsberg. Das Polizeifahrzeug fährt weit voraus, was dem Trucker das Leben sehr erleichtert. „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Polizeifahrzeug, das dicht vor der Kühlerhaube fährt.” Kopfschmerzen durch das blitzende, blendende Blaulicht sind vorprogrammiert und die Sicht ist natürlich durch das grelle Blaulicht auch stärker behindert je näher die Lichtquelle am Auge ist.

 

Der Truck als Wohnung

Die Schlafkabine des Actros ist groß und bequem, ein gut gefüllter Kühlschrank ist an Bord. Zum Schlafen, erzählt Raphael, bleibt er lieber abseits der Autobahn stehen. Auf oder an der Autobahn findet er keinen Schlaf, es ist ihm einfach zu laut. Verpflegung hat er meistens für die ganze Woche gebunkert. Raststätten sind ihm zu teuer, maximal einmal die Woche leistet er sich mal eine richtige Mahlzeit, ansonsten ist er ein ‚Brotzeitmensch‘ wie er sagt.

 

Im Kreisverkehr wird‘s eng

Kritische Punkte sind immer Kreisverkehre. Je enger der Kreisel desto schwerer ist es mit dem Schwertransport da durchzukommen. Heute sind wir ‚nur‘ 17 Meter lang, da sind die üblichen Kreisverkehre kein Problem. Wobei die Polizei dahingehend behilflich ist, dass sie mit dem Blaulicht manchmal verkehrt herum in den Kreis einfährt, um den Verkehr für die Dauer der Durchfahrt einfach anzuhalten. „Da hatten wir schon ganz andere ‚Dinger‘”, erinnert sich Raphael. „Ein z.B. Transport mit 60 Metern Länge, da werden Kreisverkehre schon zu richtigen Problemen.” Der Transport mit so langen Nachläufern ist für alle Beteiligten eine echte Herausforderung. Allein die Routenplanung stößt bei Städten, Brücken und anderen diversen Baulichkeiten oft an ihre Grenzen. Da kommt man nachmal nicht umhin, dass z.B. Verkehrsschilder und Straßenbeleuchtungen abmontiert werden müssen oder auch mal eine schön angelegte Bepflanzung einfach gerade durchfahren werden muss. Das Neuanlegen und Wiederherstellen des alten Zustandes nach dem Transport muss natürlich gewährleistet sein. Dann müssen die 600 PS seines Actros schon mal 130 Tonnen ziehen, in diesem Fall waren es Brückenteile aus Beton.

 

Am Ziel

An der Baustelle angekommen, dürfen wir uns von den Truckern verabschieden. Raphael und sein Kollege Klaus müssen noch auf den Kran warten, der die Teile ablädt.

Die Heimfahrt mit dem PKW und Reinhard Markert am Steuer gestaltet sich wesentlich unspektakulärer. So langsam graut dann auch der neue Tag. Schwertransporter fahren ist wohl eines der letzten Abenteuer auf der Straße. Es wundert nicht, dass Menschen wie Raphael, Klaus und Reinhard mit Leib und Seele dabei sind.

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-9-2012

Text und Bilder: Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

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