„Ein Bier entsteht nicht einfach so von alleine. Dazu gehören auch ein Quäntchen Zauberei und gewisse Dinge, die niemand so recht versteht.“ (Fritz Maytag, amerikanischer Braumeister)
Schweinfurt ist noch immer „Grenzregion“. Nämlich Grenzregion zwischen Weinfranken und Bierfranken. Edle Weine gibt es in und um Schweinfurt in Hülle und Fülle und süffige Biere – die gibt es auch. Weil das Kulturgetränk Bier aber in den Augen der Betrachter oft hinter dem Wein anstehen muss, hat der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband die kulinarischen Bierwochen in Mainfranken ausgerufen. Heuer finden diese bereits zum achten Male statt. Ein guter Grund (endlich wieder ein Grund), urige Gasthäuser wie das fränkische Bierhaus (unserer Recherche nach das einzige Bierhaus in Schweinfurt und Umgebung) „Neue Schranne“ in Schweinfurt zu besuchen.
Werner Gärtner ist dort schon lange Wirt. „Zum Bären“ hat seine Gaststätte einst geheißen, war dann kurz und knapp das „Sports-Café“ und hat – mit einem neuen Konzept – 2010 als „Neue Schranne“ wieder geöffnet. Auch als kleine Erinnerung an die Schranne im jetzigen Sparkassengebäude am Roßmarkt. Zehn unterschiedliche Biere kann man dort bestellen. „Von vielen unterschiedlichen Brauereien, die meisten stammen aus Oberfranken!“, gibt Gärtner gleich am Beginn des Gesprächs zu. Ist aber kein Misstrauen gegen die Schweinfurter Brauereien oder gegen die des Umlandes, sondern soll helfen, sein Alleinstellungsmerkmal als Bierhaus zu pflegen. Das ist dem Wirt wichtig, der stets versucht, neue Reize zu setzen.
Auch zum Thema Bier. In den Wintermonaten (bitte, bitte vorbestellen) wird dort ein sieben-gängiges Biermenü serviert. Mit acht Bieren. Das Auto sollte zu Hause bleiben, die Portionen sind auf Tapas-Größe konzeptioniert. Was bedeutet, dass man die sieben kleinen Portionen vom Chicoree bis zum Braten im Laufe des Biermenüs mit Genuss verspeisen kann. „Es geht uns auch darum, die Vielfalt der Biere darzustellen!“: Rauchbier, einen tiefschwarzen Gerstensaft, ungespundenes Bier und das Klosterbier vom Kreuzberg – all das bietet die Neue Schranne. Und mit der richtigen Speise schmeckt`s nochmal zu gut. Das ist wieder so wie beim Wein – nur eben weniger bekannt.
Bei den kulinarischen Bierwochen wird in den Gaststätten mit Bier gekocht, gebraten und gemixt. Edmund Beck, der Kreisvorsitzende im BHG, servierte den Gästen beim offiziellen Auftakt im Zellertal unter anderem ein Tiramisu mit Bier – als so etwas wie ein Bieramisu, außerdem ein Weißbiersüppchen und eine leckere Bierroulade. Bei Werner Gärtner und seinem Koch Manuel Stark findet das Bier regelmäßig auch den Weg in die Bratpfanne und in den Kochtopf. In die Soße oder ins Gulasch, natürlich auch in die eine oder andere Tapas-Portion beim Biermenü. Man muss dann nicht das Bier „rausschmecken“, meinen die Köche des Verbandes. Wenn Bier (z.B. auch Malzbier“) seine Süße oder seinen starken Eigengeschmack (Rauchbier) wie ein feines Gewürz an die Speisen weiter gibt, dann hebt das den Genuss des Gastes.
Die Bierwochen werden übrigens von beinahe allen Brauereien der Region unterstützt und gefördert. Erstmals kann man sich sein „Freibier“ im Getränkehandel mitnehmen. Dort loben nämlich die teilnehmenden Brauereien zu jeder Kiste einen Biergutschein für die Gasthäuser aus. Werner Gärtner findet die Aktion richtig gut. Er hatte in diesem Jahr schon einige Gutscheine entgegen genommen und vor Jahren selbst die Auftaktveranstaltung in seinem Garten durchgeführt. „ Ich glaube, so erinnert sich Gärtner, “da haben wir die damalige Schweinfurter Weinprinzessin einfach mal so auch zur Bierprinzessin ausgerufen!“
Die Bierregion Schweinfurt – das fällt manchmal allzu gerne durchs Raster der Berichte – ist in Bayern bestens angesehen. Friedrich Düll (Krautheimer Bier) sitzt als Präsident dem bayerischen Brauerbund vor und beteiligt sich an den kulinarischen Bierwochen und Christine Lang, die Tochter des Wernecker Bierbrauers Hans-Jörg Lang, versuchte im letzten Jahr (2014) bayerischen Bierkönigin zu werden. Sie scheiterte denkbar knapp bei der Wahl.
Das bayerische und das fränkische Bier und natürlich alle, die damit zu tun haben, fiebern nun dem 23. April 2016 entgegen, dann wird das bayerischen Reinheitsgebot 500 Jahre alt. Galt Jahrelang – vielleicht keine 500 Jahre – als älteste existierende Lebensmittelverordnung, der „Erlass der bairischen Landordnung von 1516“. Ist es aber wohl nicht, wenn neuere Forschungen stimmen. Es gibt wohl Dokumente, die beweisen, dass es schon früher Lebensmittelvorschriften für die Zubereitung von Lebensmitteln gegeben hatte. Natürlich überd Bier. Und natürlich aus Franken.
Schließen wir die Betrachtungen über Bier mit Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert in ihrem medizinischen Werk „causae et curae“ kurz und knapp feststellt: „Cervisiam bibat“ („Man trinke Bier“). Zum Wohl!
Übrigens: Schweinfurt 360 Grad bietet Führungen „Schweinfurter Brautradition an. Dort lernt man viel über die Geschichte der Schweinfurter Bierbrauer und Bierbrauerinnen, über die vielen kleinen und kleinsten Brauereien, die es in der Stadt gegeben hatte, über Bierkeller und Braustätten. Und darf zum Abschluss Schweinfurter Bier kosten.