Schwanfeld: Das älteste Dorf im Landkreis ist um ein wahres Schatzkästchen reicher. Mit dem Bandkeramik-Museum setzen die Schwanfelder ihren Urahnen ein Denkmal.
7500 Jahre ist es her, dass die Menschen im Gebiet der heutigen Gemarkung ihre charakteristischen Langhäuser bauten und sesshaft wurden. 150 Jahre lang hätten die vermutlich aus Osteuropa stammenden Bandkeramiker in vier Höfen hier gelebt, erklärte Jens Lüning. Der ehemalige Professor für Vor- und Frühgeschichte hat die Siedlung aus jener fernen Zeit mit ausgegraben und auch das neue Museum mit eingerichtet.
Auch wenn da oft „rheinische Frohnatur und fränkische Kautzigkeit“ aufeinander geprallt seien, so die Innenarchitektin Ursula Sauer-Hauck, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Jens Lüning verstand es, die Besucher der Eröffnungsfeierlichkeiten mit in die Zeit der neolithischen Revolution zu nehmen. „Sitzen Sie gut?“, fragte er seine Zuhörer und erklärte ihnen, dass die Stühle, auf denen sie säßen, eine Erfindung jener Bandkeramiker seien. Allerdings hätte damals noch nicht jeder sitzen dürfen, die „frühesten Möbel Europas“ waren der Führungsschicht vorbehalten. Lüning weckte auch die Neugier auf das „ungewöhnliche Museum“. Nicht nur dass es sich ausschließlich der Zeit der Bandkeramik widmet, ist außergewöhnlich, es sollte auch ein Museum zum Anfassen werden: Von jedem Originalfund gibt es Nachbildungen zum „Be-greifen“.
Und das nutzen die ersten Besucher auch gleich. Da wird ein Baumstamm mit Steinzeitäxten traktiert, dort kniet ein erwachsener Mann vor einem Mahlstein und versucht mit einem zweiten Stein Körner zu Mehl zu mahlen. Ein junges Paar schmückt sich mit den Filzhüten der Zeit und die Kinder schlüpfen in die Kleider der Bandkeramiker. Im Museum lässt sich nicht nur ein Blick in die Welt vor 7500 Jahren werfen, man kann auch in die Haut eines Bandkeramikers schlüpfen.
„Sind Sie stolz auf ihre Gemeinde!“, rief die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Karin Renner Bürgermeister Richard Köth zu. Aber das war der bereits, denn sei besonderer Dank galt neben den offiziellen Unterstützern vor allem seinen Schwanfeldern, die seine Pläne mitgetragen und immer und überall mit angepackt hätten. Die wiederum lobten ihren Rathauschef. Hinter vorgehaltener Hand erzählte seine Stellvertreterin einem Besucher, dass Köth oft noch nachts um zwei am Computer E-Mails beantwortet habe, um dieses Projekt rechtzeitig fertig zu bekommen.
Schade, dass Innenstaatssekretär Gerhard Eck diesmal im wahrsten Sinne des Wortes ein „Schirmherr“ sein musste. Zur Eröffnung goss es wie aus Eimern. Der Stimmung tat dies allerdings keinen Abbruch, die Grundschüler hatten eigene Lieder getextet, die die Bandkeramiker und ihre Zeit vorstellen, und der Musikverein umrahmte die Veranstaltung. Trotz des Regens wurde der Steinzeitbackofen geschürt und ein Steinzeitbrot hineingeschoben und auch Eintopfgerichte wie vor 7500 Jahren wurden gereicht
Die Begeisterung für das neue Museum ist groß, nicht nur bei Wissenschaftlern und Vertretern der Politik und der Wirtschaft, sondern auch und vor allem bei der Bevölkerung Schwanfelds. Das Bandkeramik-Museum ist das neue Schatzkästchen, doch mindestens genauso wertvoll für den Ort sind seine Menschen: Die Dorfgemeinschaft, geleitet von einem hoch engagierten Bürgermeister, die das Museum ermöglicht hat.