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Schulungstage der Diabetiker Schweinfurt

02.09.2011

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Die Selbsthilfegruppe diabetischer Kinder und Typ 1-Diabetiker Schweinfurt veranstaltete im August ihre neunten Schulungstage – diesmal in Velden am Wörthersee. Elf Teenager im Alter von 13 bis 15 Jahren sollten aus dieser Fahrt neue Motivation zur Bewältigung der Krankheitsproblematik im Zusammenhang mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus schöpfen und ihr theoretisches und praktisches Wissen vertiefen. Die Schulungssequenzen waren eingepackt in ein attraktives Rahmenprogramm. Für die Organisation zeichnete wie immer Norbert Mohr, der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe (SHG), verantwortlich. Die ärztliche Betreuung, die Schulungen und die individuellen Therapiebesprechungen übernahm traditionell der Diabetologe Dr. Reinhard Koch, der als leitender Oberarzt in der Klinik für Kinder und Jugendliche des Leopoldina Krankenhauses tätig ist und dort in der Ermächtigungsambulanz pro Quartal ca. 75 Diabetespatienten im Kindes- und Jugendalter betreut. Die zwei erfahrenen Pädagoginnen Biggi Pötzl-Koch und Ursel Mohr ergänzten das Team in bewährter Art und Weise.

Während es daheim kalt war und oft regnete, hatte die Gruppe am Wörthersee tolles Wetter. Schulungssequenzen, Sport und Freizeit und ein bisschen Seelenpflege machten diese Woche wieder zu einem besonderen Erlebnis.

 

Die Anreise am Samstag mit zwei gemieteten 9-Sitzer-Bussen dauerte wegen mehrerer Staus gute acht Stunden. Nach dem Bezug der Zimmer in der Jugendherberge Cap Wörth ging es erst einmal ins Wasser. Später traf sich die Gruppe im Schulungsraum zur Kennenlernrunde und zur Vereinbarung der für diese Woche geltenden Regeln. Außerdem erhob Dr. Koch die individuellen Diabetesdaten und sprach die täglich zu fertigenden Aufzeichnungen mit den Teilnehmern ab (Tagesprofile mit mind. sechs bis sieben Blutzuckermessungen, Notieren von Broteinheiten und Einheiten des gespritzten Insulins).

Jeder Tag begann um 07.30 Uhr mit dem gemeinsamen Morgenspaziergang im Wald entlang eines Bachlaufes. An jedem Abend traf man sich dann zum gemeinsamen Spielen im Lehrsaal und gelegentlich zum Schauen eines Spielfilms über den gruppeneigenen Beamer. An jedem Abend besprach Dr. Koch mit jedem Teilnehmer dessen Tagesprofil und gab Tipps, wie die Stoffwechseleinstellung verbessert werden könnte.

Die Schulungssequenzen beschränkten sich auf einige wenige Stunden am Vormittag. So reiste Frau Jannette Ganze (vom Sponsor Roche Diagnostics) aus Berchtesgaden an und stellte das neue Blutzuckermessgerät „Accu-Check Expert“ vor, quasi einen Computer, der die Möglichkeit bietet Blutzuckerwerte und weitere erfasste Daten grafisch aufzubereiten. Außerdem macht das Gerät Vorschläge für die zu spritzende Insulinmenge in Abhängigkeit von den individuellen Daten (Broteinheiten der Mahlzeit, variable Insulinempfindlichkeit zu unterschiedlichen Tageszeiten, sportliche Betätigung, Stress u.v.m.). Für die Jugendlichen und Dr. Koch bestand wieder die Möglichkeit, eine Insulinpumpe zur Probe anzulegen, um zu sehen, ob sie mit diesem „Anhängsel“ zurechtkämen. Diesmal vertiefte Dr. Koch insbesondere das Basiswissen der Teilnehmer, die in Kleingruppen die Themen vorbereiteten und dann im Plenum vorstellten – natürlich sorgte Dr. Koch dafür, dass keine Fragen offen blieben. Die Schwerpunkte der medizinischen Themen waren die Wirkdauer von unterschiedlichen Insulinen, die den Blutzucker senken, das Schätzen von Kohlenhydraten, sogenannten Broteinheiten, die den Blutzucker ansteigen lassen und der Einfluss von Bewegung, insbesondere von viel Sport an der frischen Luft. Ein weiterer Schwerpunkt waren das Erkennen von und Vermeiden von Unterzuckerungen und das richtige Gegensteuern. Unterschätzt hatten die meisten Jugendlichen jedoch die Gefahr, in der sie bei einer Ketoazidose schweben, also einer Entgleisung des Stoffwechsels wegen absoluten Insulinmangels und damit verbundenen hohen Blutzuckerwerten und Übersäuerung des Blutes bzw. einer hohen Konzentration von Ketonkörpern im Blut. Unbehandelt führt eine diabetische Ketoazidose zum Tod.

An einem Vormittag des sechsten Tages leitete Biggi Pötzl-Koch einen Workshop, im Rahmen dessen die Jugendlichen ein Bild malten, in dem sie ihre emotionale Lage darstellen sollten, in der sie sich befunden hatten als sie den Diabetes erstmals bewusst wahrnahmen. Sie gab Anleitung und klärte über mit unterschiedlichen Gefühlen korrelierende Farben auf. Die Jugendlichen sprachen in der inzwischen vertrauten Atmosphäre im Stuhlkreis offen über ihre Werke und die Bedeutung der Symbole und Farben.

An jedem Tag stand auf dem für Wörtherseeverhältnisse traumhaft großzügig ausgelegten Areal des Jugendgästehauses Cap Wörth Sport auf der Tagesordnung. Egal, ob Beachvolleyball, Fußball, Tischtennis oder Schwimmen – Leerlauf gab es keinen. Ein Highlight war für die Jugendlichen sicher der Ritt auf der Banane. Dem Geschäftsführer des Gästehauses machte es sichtlich Spaß, die Banane gerade dann zum Umstürzen zu bringen, wenn sich die Reiter aufgrund ihres professionellen Verhaltens in Sicherheit wiegten.

Gemeinsame Ausflüge führten die Gruppe zu verschiedenen Attraktionen der Region. So ging es an einem Nachmittag auf die Burg Landskron, auf der Greifvögel gehalten und nachgezüchtet werden. Die dargebotene Flugschau war beeindruckend und Marcel nahm die Gelegenheit wahr, einen Turmfalken auf der Hand zu halten. An einem weiteren Nachmittag ging es auf den Berg am Kärtner Dreiländereck. In 15 Minuten gelangte die Gruppe mit dem Sessellift auf 1.506 m Seehöhe. Oben angekommen, genoss man die herrliche Aussicht auf die Karawanken, die Julischen Alpen, das Gailtal und auf das Villacher Becken. Natürlich ließen es sich die Jugendlichen nicht nehmen, bei dieser Gelegeheit auch italienischen und slowenischen Boden zu betreten. Der nächste Ausflug führte in die Tscheppaschlucht, wo der Loiblbach über Jahrmillionen eine tiefe Schlucht am Beginn des Loibltals in den Fels gefressen hat. Die Tscheppaschlucht ist heute durch schmale Steige, Brücken und Leitern als beliebtes Ausflugsziel von Unterloibl bis zum Gasthof Deutscher Peter begehbar. Diese knapp zweistündige Tour war für den einen oder anderen Teilnehmer eine Herausforderung. Am Freitag, dem letzten Tag vor der Heimreise hatten die Jugendlichen dann ein paar Stunden zur freien Verfügung in Klagenfurt, der Hauptstadt Kärntens. Das Leitungsteam gönnte sich in dieser Zeit ein paar Leckereien im besten Café der wunderbaren Altstadt.

Resümee:

Der besondere Arzt-Patient-Dialog im Rahmen von Schulungstagen, quasi während einer „Ferienfreizeit“ abseits von Praxis und Klinik, ist eine besondere Chance, Jugendliche zu erreichen und auf ein unabhängiges und eigenverantwortliches Leben mit dem Diabetes vorzubereiten. Die Schulungstage verliefen wieder ohne Zwischenfälle. Die Teilnehmer hielten sich an die Absprachen und es wurde weder geraucht noch Alkohol getrunken. Konsequent waren auch alle pünktlich um 07.30 Uhr am Start zum morgendlichen Spaziergang vor dem Frühstück. Interessant waren die Ergebnisse der Abfrage am Ende der Woche. Obwohl acht von elf Jugendlichen angaben, zur Teilnahme an den Schulungstagen „gezwungen“ worden zu sein, waren die Rückmeldungen durchwegs positiv. Neben den Unternehmungen und dem Sport stellten die Teilnehmer als toll heraus, dass sie andere Jugendliche mit Diabetes kennen gelernt haben und sie nicht wie sonst meist der einzige Diabetiker gewesen sind. Als guter Vorsatz wurde formuliert, man wolle in Zukunft besser Buch führen, häufiger den Blutzucker messen oder selbstständiger werden. Eine Teilnehmerin schrieb unter ihren Fragenbogen: „Ihr werdet mich nicht mehr los!“

Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Sponsoren Roche Diagnostics, die Heiligenfeldkliniken Bad Kissingen, Frau Pfab aus München und an den Runden Tisch der Krankenkassen für die Projektförderung.

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