Gerolzhofen: 384 Grenzsteine, 25 Kilometer Außengrenze: An zwei Tage fand wieder die traditionelle Grenzbegehung im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen statt. Jeweils knapp 90 Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, von Revierförster Jochen Schenk Informationen über die aktuellen Aufgaben und die Arbeit im Wald zu erhalten, gleichzeitig die Grenze des Waldes zu entdecken und den Wald als Erholungs- und Rückzugsort wahrzunehmen. Am ersten Tag kehrten die Teilnehmenden in der Klinik am Steigerwald ein; daneben bewirtete der Zweckverband die Wandernden mit Brotzeiten und Mittagessen.
Unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die schon seit Jahrzehnten immer wieder an der Waldgrenzbegehung mitmachen, aber auch wieder Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Gerolzhofen. Die ältesten Grenzsteine des Bürgerwaldes stammen übrigens aus dem 16. Jahrhundert.
Traditionell findet die Waldgrenzbegehung alle drei Jahre statt, informierte Thorsten Wozniak, Vorsitzender des Zweckverbands Waldpflege – Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen. Erstmals wurde die Begehung nachgewiesen im Jahr 1557. Bei der Begrüßung versprach Wozniak spannende Einblicke in die Arbeit des Zweckverbandes, der sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wald klimastabil umzubauen. Dieses Versprechen wurde schnell eingelöst.
Diese Einblicke gab nämlich Förster Jochen Schenk, der an vorbereiteten Stationen über den Wald und seine Bedeutung für Mensch und Tier, über Klima und Klimawandel, über Natur- und Artenschutz sowie über die nachhaltige Forstwirtschaft mit den aktuellen Herausforderungen informierte.
Neben Jochen Schenk und dem Team der Waldpflege nahm auch wieder Stephan Thierfelder, Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Schweinfurt, an der Waldgrenzbegehung teil.
Seit Jahrhunderten arbeiten die benachbarten Gemeinde Dingolshausen und die Stadt Gerolzhofen in vielen Bereichen sehr gut zusammen, u.a. bei der nachhaltigen Bewirtschaftung des gemeinsamen Bürgerwaldes. Und so basiert die Satzung des Zweckverbands auf der „Instruction“ vom 15. Juli 1862. Es wurde Wert daraufgelegt, dass die althergekommenen Regularien erhalten bleiben. Dazu gehören die Waldgrenzbegehung, der Holzakkord und die Waldeinsichten.
Der Bürgerwald ist Teil der bäuerlichen Gemeinschaftswälder, die zu unserer gewachsenen Kulturlandschaft gehören. Sie sind eng mit der Lebenswelt der Bevölkerung verwoben. 2018 wurden die bäuerlichen Gemeinschaftswälder des Steigerwalds in das bayerische und 2020 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Fotos: Thorsten Wozniak