Von unserem Praktikanten Julian Bauer: Auf dem Dorf hat man es wirklich nicht einfach was Busse angeht. Was den Landkreis Schweinfurt betrifft, ist die Anbindung in den Ortschaften gut, in denen die Linien der Stadtwerke verkehren.
Ich als Jugendlicher aus dem fränkischen Exil, mittendrin zwischen Schweinfurt, Gerolzhofen und Haßfurt habe leider nicht den „Luxus“ einer Stadtwerke-Buslinie.
Eine Buslinie, eine Haltestelle und an Schultagen 8 Fahrten Richtung Schweinfurt. Letzte Fahrt: 15.37 Uhr. Ich frage mich schon eine ganze Weile warum die Busse eigentlich nicht fahren wenn man sie braucht, Abends zwischen 18:00 und 20:00 Uhr, wenn man weggehen oder eine Abendveranstaltung besuchen möchte. Nach Hause kommt man ja schließlich auch um 23:00 mit dem Anrufsammeltaxi (http://www.taxi-schweinfurt.de/pages/ovf-mai.htm).
Die Anfrage beim Omnibusverkehr Franken (OVF) warum die Busverbindung so getaktet ist, konnte mir auch nicht wirklich beantwortet werden. Ich soll mich doch mal an die linienbetreibenden Busunternehmen wenden, die können mir da sicher weiterhelfen.
Während ich da so auf Antwort warte, erlebe ich wieder am eigenen Leib was es heißt wenn kein Bus mehr fährt. Habe einen Abendtermin in Schweinfurt. Den letzten Bus um 15.37 knapp verpasst muss ich also 9 Kilometer Rad fahren, in den Stadtbus steigen und dann bin ich in Schweinfurt angekommen. Der Rückweg spielt sich genauso ab, nur dass es nach Hause gar keinen Bus mehr gibt den ich verpassen könnte. Also zwangsläufiges Rad fahren oder laufen, beides zwar gesund aber auch nicht bei jedem Wetter schön.
Im Allgemeinen ist die Nutzung des ÖPNV eher gering. In Schweinfurt fahren gerade einmal rund 6% Bus. Schweinfurt liegt damit weit hinter anderen Städten wie Passau (12%), Bamberg (12%) oder Landshut (13%) und das obwohl der Tarif im Stadtverkehr in Schweinfurt mit 1,20 € sogar unter den Tarifen von Bamberg (1,60€) und Landshut (1,70€) liegt. (http://www.schweinfurt.de/m_8156)
Am 9. Mai wurde der Verkehrsentwicklungsplan Schweinfurt 2030 bei einer Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert. (http://www.schweinfurt.de/m_9539)
Die Stärken der Stadtbusse sind deutlich. Ein sehr dichtes Liniennetz, sehr gute Erreichbarkeit der Innenstadt und der Stadtteile, der bereits erwähnte günstige Tarif und die überwiegend modernen Niederflurbusse. Schwierigkeiten gibt es jedoch bei der Abstimmung mit Regionalbussen und dadurch dass es keine Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Verkehrsbund gibt.
Vorschläge der Bürger für die Zukunft gibt es einige: unter anderem mehr Busverkehr in den Abendstunden, bessere Anschlüsse an Regionalzüge in den Abendstunden und im Rahmen der Anforderungen der „postfossilen Mobilität“ Straßenumgestaltungen zu Gunsten des ÖPNV: zum Beispiel mehr Busspuren auf Kosten von Pkw-Spuren.
Nachdem die Ergebnisse der Bürgerinformation und die aktuell laufende Betriebsbefragung, bei den größten Industriebetrieben, ausgewertet sind, wird die Bestandsanalyse, laut dem Baureferenten der Stadt Schweinfurt Jochen Müller, in Kürze abgeschlossen sein.
Danach steht die konkrete Ziel- und Maßnahmenphase an. Eine Information des Stadtrates ist in diesem Sommer geplant. Das Planwerk insgesamt soll bis 2013 abgeschlossen sein. Für die nächste Zeit gibt es noch die Möglichkeit, Ideen und Anregungen bei der städtischen Verkehrsplanung unter der email-Adresse fritz.hebert@schweinfurt.de einzubringen, die von dort aus an das Planungsbüro weitergeleitet werden.
Nun seid Ihr gefragt: Wie ließe sich die ÖPNV Nutzung bei uns im Landkreis erhöhen? Ist es alleine mit einer Erhöhung der Taktung zu machen? Ist Bus fahren für euch generell unattraktiv oder wie kommt Ihr vom Land in die Stadt? Vielleicht kriegen wir ja ein paar Kommentare zusammen oder sogar eine konstruktive Diskussion. Ich bin gespannt!
Text und Bild von Julian Bauer
Twitter: @Kammerkoenig
Mail: julian[at]ej-schweinfurt.de
Aus der Kreisentwicklung im Landratsamt kam zu diesem Artikel folgende Email:
Hallo, Julian,
habe gerade den interessanten Artikel bei Revista.de gelesen.
Da ich auch ein „offizieller“ ÖPNV – verantwortlicher bin, muss ich immer nach der Finanzierung fragen.
Wer soll z.B. einen ½ Stundentakt in die Gemeinden des Landkreises finanzieren, wenn die Nachfrage nicht da ist. Das ist auch ein Unterschied zu Ballungsgebieten oder – für SW Verhältnisse – in die Stadtrandgemeinden, die von den Stadtwerken bedient werden.
Ist auch das Angebot des „Anruflinientaxis“ bekannt, der besondere Service für den Lkr SW? Mit dem z.B. , aber nicht nur, Jugendliche nach dem Kino o.ä. in den Abendstunden raus kommen in die Heimatgemeinden?
Und warum stehen so viele Autos, die von Schülern gefahren werden, an den Schweinfurter Gymnasien rum? Luxus von den Eltern finanziert?
Oder Bequemlichkeit? Würden die alle den Bus benutzen, hätten die Verkehrsunternehmer eine bessere Auslastung.
Freundliche Grüße
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Konrad Bonengel
Leiter Sachgebiet Kreisentwicklung