„Lass Dir leise den Rotbart streicheln und empfange einen Kuss auf jede Wange und dann nimm meine Seele auf und trinke sie. Trinke sie in einem heißen Kuss der Liebe“, schreibt Paula Modersohn-Becker an Otto Modersohn. Dieser und andere ihrer Briefe an ihren Ehemann dokumentieren eine zunächst glühende und leidenschaftliche, tief innige Liebe, die sich später, im Verlauf der Ehe, wandelt in eine stille Regression, einen inneren Rückzug bis hin zu einer Zeit der Trennung. Dieser und andere ihrer Briefe an ihren Ehemann dokumentieren eine zunächst glühende und leidenschaftliche, tief innige Liebe, die sich später, im Verlauf der Ehe, wandelt in eine stille Regression, einen inneren Rückzug bis hin zu einer Zeit der Trennung.
Das Programm „Nimm meine Seele auf und trinke sie…“ ist eine Reise durch die Jahrhunderte, eine Begegnung mit den verschiedensten großen, renommierten, wie auch den vermeintlich unscheinbareren, vergessenen weiblichen Persönlichkeiten der Geschichte, deren Lebenswegen und persönlichen Schicksalen. Zu Worte kommen große politisch engagierte, herausstechende Einzelpersönlichkeiten wie Heloisa, Marie Antoinette, Mary Wollstonecraft oder Rosa Luxemburg, schillernde Frauengestalten wie die große Liebenden und Verführerinnen Ninon de Lenclos oder Lou Andreas-Salomé bis hin zu höchst romantischen Schwärmerinnen und treuen Ehegattinnen, Bettine von Arnim, Charlotte Schiller, Clara Schumann bis hin zu Paula Modersohn-Becker.
Musikalisch bereichert wird der Abend von Christina Triebener auf der Bratsche – gespielt werden Werke von Max Reger, Johann Sebastian Bach, Robert Schumann, u.v.m.
Der Brief war bis weit ins 19. Jahrhundert neben dem Tagebuch die einzige Schriftform, der sich die Frau bediente und bedienen durfte. Äußerlich stand die Frau unter den Richtlinien strenger sozialer Normen, sie war stets zensiert durch die Frage der sozialen Respektabilität. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die
„weibliche Textform“, der Brief, somit in vielen individuellen Fällen die einzige Ausdrucksmöglichkeit, sich dem Geliebten ganz mitzuteilen; wie Ricarda Huch äußert: „Sie legt keinen Zwang auf.“
Sie war aufgrund räumlicher Trennung oder gesellschaftlichen Widersprüchen häufig und lange die einzige Möglichkeit, sich dem Angebeteten zu schenken, zu versprechen, ihn zu verführen, ihn zu halten oder um ihn zu ringen, drohte er sich ihr zu entziehen. Der Liebesbrief gewährt somit einen höchst intimen, ehrlichen Eindruck in das sonst, vor allem äußerlich verborgene Gefühlsleben, aber auch schlicht in die Lebensgeschichte vieler faszinierender Frauen vergangener Jahrhunderte, und dokumentiert somit viele Jahrhunderte der kollektiv weiblichen wie auch ganz persönlichen Entwicklungs- und Lebensgeschichte, ist somit Dokument der Zeit und Epochen.
Die Lesung findet im Freskensaal des barocken Landschlosses statt. Plätze sind dort begrenzt. Es empfiehlt sich daher vorherige Anmeldung.
Informationen und Platzreservierung:
Schloss Zeilitzheim
Marina von Halem
Tel. 09381-9389
E-Mail:
karten@barockschloss.de
Foto: Freskensaal im Schloss Zeilitzheim (Fotograf: Alexander von Halem)