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Nachts ist Lokführer nicht unbedingt ein Traumberuf

vom 01.10.2012 - 13:10 Uhr

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Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Die Bibel ist der Fahrplan. Wenn Stefan Volland mit seinem Triebwagen durch die Nacht saust, ist von dem Traumberuf vieler Kinder nicht allzu viel übrig. Sein Blick ist mehr auf die vielen Instrumente vor sich gerichtet als auf die Fahrstrecke. Bremsen wie bei einem PKW kann man vergessen.

Die Bremswege sind, obwohl mit allen technischen Tricks gearbeitet wird, sehr lang. Zu den Tricks gehört ein Tank über den Rädern aus Stahl, der jeweils mit feinem Sand gefüllt ist. Der Sand, bei einer Vollbremsung vor die Räder auf die Gleise gestreut, gibt mehr Reibung und verkürzt damit den Bremsweg. An Vollbremsungen und den damit verbundenen Problemen verschwendet an diesem Abend der Lokführer keine Gedanken. Seine Aufmerksamkeit gilt, auch wenn er die Strecke schon hunderte Male gefahren ist, seinen Armaturen und vor allem den Signalen, die über seinem Kopf an der Strecke vorbeirauschen. Der Frankenexpress von Schweinfurt nach Bad Kissingen ist um diese Zeit ziemlich leer. Stefan Volland erzählt, dass wir da mal am frühen Morgen mitfahren sollten oder zur Feierabendzeit, da sind die Züge rappelvoll.

Stefan Volland ist in Weimar geboren und wohnt in Schweinfurt. Seine Hobbys haben mit der Eisenbahn nichts zu tun. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Musik. Deutscher Underground ist sein Ding, er managt nebenher eine Musikgruppe, die aus seinen Freunden besteht. Eigentlich wollte er immer mal einen Musikladen aufmachen, aber in Zeiten des Internets ist das heute auch keine erfolgversprechende Geschäftsidee, wie er klar erkannt hat.

 

Lokführer war sein Traumberuf nicht

Eigentlich wollte er Berufssoldat bei der Bundeswehr werden. Die angestrebte Planstelle wurde nicht frei und so ist er erst einmal zur Ausbildung bei der Deutschen Bahn gelandet. Egal ob Privatbahnen oder Deutsche Bahn, die Ausbildung zum Lokführer ist für alle gleich.

 

Die erste Praxis bei der Erfurter Bahn

Seine Praxis-Ausbildung machte er dann bei der Erfurter Bahn und er ist bis heute dabei geblieben, ebenso wie seine Lebensgefährtin, die er auch bei der EB kennengelernt hat. Zur Zeit fährt er die Routen: Kissinger Stern, Schweinfurt-Meiningen, Schweinfurt-Bad Kissingen-Gemünden und an den Wochenenden die sogenannten „Bundeswehrzüge“ Schweinfurt-Würzburg-Gemünden-Hammelburg.

Sein Arbeitsplatz ist der Führerstand mit den rund 400 PS starken Dieselmotoren unter den Sitzen. Dieses Cockpit gibt es in jedem Triebwagen zweimal, einmal vorne, einmal hinten, wobei es vorne und hinten bei diesen ‚janusköpfigen‘ Triebwagen eigentlich gar nicht gibt. Die wichtigste Arbeitsgrundlage des Lockführers ist sein Fahrplan. Das ist ein richtiges Buch, in dem jeder Streckenabschnitt ganz genau beschrieben ist. Da steht, an welcher Stelle, mit welcher Geschwindigkeit gefahren werden muss. Da sind Besonderheiten detailliert beschrieben, wie Gefälle, Bahnübergänge, Weichen, Ausfahrtsignale und Einfahrtsignale. Jeder, der da vorne im Cockpit sitzt, hat sich exakt daran zu halten. Dieser Plan wird vom Bundesamt genehmigt, für Änderungen gibt es gesonderte Anweisung z.B. bei Bauarbeiten am Gleis.

 

 

Signale sind die Verkehrsregelung

Wir sind auf der Strecke von Schweinfurt nach Bad Kissingen, langsam wird es dämmrig. Auf einem Signal an der Strecke leuchtet groß die Zahl sechs. Sechs bedeutet Weiterfahrt mit 60 kmh, die fehlende Null muss sich der Lokführer einfach dazu denken. Für den Komfort der Fahrgäste ist es sehr vorteilhaft, wenn sich der Lokführer genau an seinen Fahrplan hält. Bei einer zu schnell überfahrenen Weiche z.B. könnten Fahrgäste durch die Erschütterungen sogar verletzt werden. In einer zu schnell durchfahrenen Kurve könnten Fahrgäste aus den Sitzen geschleudert werden, auf Beifall könnte der Lokführer sicher nicht spekulieren.

 

Sicherheit auf den Schienen

Überhaupt hat Sicherheit auf der Schiene die allerhöchste Priorität. Ein raffiniertes Zugsicherungssystem überwacht den Lokführer. Alle 30 Sekunden muss er auf ein Pedal zu seinen Füßen treten, tut er das nicht, erinnert ihn erst ein Lichtsignal, dann eine laute Hupe an sein Versäumnis. Hat der Mann im Cockpit auch dann noch nicht reagiert, leitet das System eine Notbremsung ein.

 

Ein Lokführer muss fit sein

Die körperliche Fitness, seine Sehschärfe, sein Hörvermögen alles wird regelmäßig vom Bahnarzt überprüft. Alle zwei Jahre muss der Lokführer antreten zur Untersuchung.

 

Lokfahren ist Schichtarbeit

Die Schicht von Stefan Volland dauert heute noch bis kurz nach 23.00 Uhr, seit kurz nach elf am Mittag sitzt er schon in seiner Schaltstelle und dirigiert seinen Triebwagen.

 

Schweinfurt – Bad Kissingen und zurück

In der Zwischenzeit ist unser Zug in Bad Kissingen eingelaufen. Langsam wird es richtig Nacht. Nach dem Umsetzen für die Rückfahrt steigen doch noch einige Passagiere zu. Es geht wieder nach Schweinfurt.

 

Unterfranken-Shuttle

Der Unterfranken-Shuttle wird gut angenommen. Früh und abends sind die Zuge jedenfalls rappelvoll. Die 75 Sitzplätze reichen da regelmäßig nicht aus, so dass viele Passagiere auf diesen Kurzstrecken mit einem Stehplatz vorlieb nehmen müssen. Zugfahren ist ‚in‘ und ein gutes Lebensgefühl. Für immer mehr junge Leute ist ein eigenes Auto nicht mehr der große Traum.

EB Erfurter Bahn

Die Erfurter Bahn EB ist ein privates Unternehmen, das heute mit 240 Mitarbeitern, 56 moderne Regio-Shuttles betreibt. Als erste nicht bundeseigene Eisenbahn hat die Erfurter Bahn gemeinsam mit der DB AG die Möglichkeit genutzt, die Pünktlichkeit der Züge im elektronischen Fahrplan unter www.bahn.de anzeigen zu lassen. Über drei Millionen Kilometer auf einem 407 km umfassenden Schienennetz legen die 24 Regio-Shuttles der Erfurter Bahn jedes Jahr zurück.

Die Nacht im Cockpit

Die Fahrtlichter an der Front des Zuges hellen die Schienen vor uns recht gespenstisch auf. So hell wie bei unseren Autos gewohnt ist es nicht. Bremsen für ein Hindernis ist ohnehin nicht möglich.

 

Zugende und noch kein Feierabend

Die Lichter der Stadt und der beleuchtete Hauptbahnhof fliegen auf uns zu. Die Geschwindigkeit erscheint auf den ersten Blick viel schneller als die tatsächlich gefahrene. Der Zug endet um diese Nachtzeit in Schweinfurt. Feierabend hat Stefan Volland deshalb noch lange nicht. Er fährt seinen Zug noch zum Tanken, morgen früh geht es noch bei Dunkelheit wieder los. Die Nacht wird genutzt, um die Züge zu reinigen, die Toiletten zu leeren und einfach die Technik durchzuschauen. Im Leitbild der EB steht ganz vorne:

‚Pünktlich, sicher und gut ankommen‘.

 

 

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-9-2012

Text und Bilder: Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

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