Schweinfurt: Die Idee ein eigenes Unternehmen zu gründen haben viele. Michael Fischer aus Schweinfurt und Sebastian Berlein aus Bergrheinfeld haben den Schritt zum eigenen Unternehmen bereits in jungen Jahren gewagt. Auf youtube und in den sozialen Netzwerken werden sie dafür bewundert.
Von den Erfahrungen der Beiden konnten rund 30 Gründer und Gründungsinteressierte bei der 4. Netzwerkveranstaltung von StartupSchweinfurt, die von den Wirtschaftsjunioren initiiert wurde, im Fotostudio von Industrie- und Werbefotografie Bräutigam lernen.
Für Sebastian Berlein, der sein Unternehmen „Vanilla Campaign“ vorgestellt hat, war der Weg zum Vanille Handel alles andere als geradlinig, wie er berichtete. Letztlich hat ihn ein spontaner Internetpost und das unerwartete positive Feedback darauf, dazu gebracht den 1. Schritt zu wagen und sich mit 5 kg Vanille auf die Heimreise von Mexiko zu begeben, um sich in einem fairen Handel mit einem nach seinen Worten seltensten und teuersten Nahrungsrohstoffe auszuprobieren. Vor allem die allgemein verbreitete Unwissenheit über das Produkt hat ihn erstaunt und zugleich motiviert Aufklärungsarbeit zu leisten, berichtete der junge Gründer. Damit fällt seine Gründung in den Bereich des Sozialunternehmertums. Ein Begriff, der selbst noch Wenigen geläufig ist und häufig dann gebraucht wird, wenn monetäre Ziele bei einer Unternehmung insofern zurückstehen, als dass sie der Erreichung anderer vorwiegend gesellschaftlicher Ziele dienen. Mit seinem Projekt hat er letztes Jahr den ersten Platz beim Gründerwettbewerb von „GründenLive“ erreicht.
Für die Gründerwelt allgemein wünscht sich Berlein „mehr Leute, die den Mut zu einem wertorientierten Portfolio“ haben. Neben der Unternehmensausrichtung hat Sebastian Berlein den Zuhörern noch zwei Kernbotschaften mit auf den Weg gegeben: Ein Schlüssel für schnelle Expansion waren bei ihm Kunden, die als „Fans“ von seinem Produkt so überzeugt sind, dass diese als Multiplikator weiterreichend Werbung für sein Produkt machen konnten, als ihm das mit finanziellen Mitteln möglich gewesen wäre. Der zweite augenöffnende Moment für ihn war, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sein Produkt auch für Geschäftskunden interessant sein könnte und er diesem Vertriebskanal keine Bedeutung geschenkt hat. Mittlerweile bilden Geschäftskunden die kontinuierliche Bestellbasis für sein Geschäft. Daher empfiehlt er jedem die eigenen vorschnellen Annahmen zum eigenen Produkt über Bord zu werfen und einfach mehr auszuprobieren und dann zu hinterfragen.
Zur Pause erwartete die Teilnehmer eine kühle Erfrischung mit Zutaten aus Beringers Projekt, die von Thomas Firsching von „Eisgeliebt“ am Schillerplatz präsentiert wurde. Firsching, der kürzlich selbst über seine Leidenschaft für Eis zum eigenen Eiscafé am Schillerplatz gelangt ist, zählt zu den regelmäßigen Abnehmern für sein Vanilleeis. Die Teilnehmer waren durch die Bank überrascht, dass die Vorstellung von Vanillegeschmack durch die bekannten Aromen der Konzerne so deutlich vom ursprünglichen Vanillegeschmack abweicht.
Auch Michael Fischer, der sein Unternehmen „Michiko Moore“ vorstellt, hat sich zwar schon immer für Mode interessiert, bis zur eigenen Kollektion und in Konsequenz dann zum eigenen Laden waren es auch für ihn einige Umwege. Den Weg geebnet, den sicheren Arbeitsplatz in der Schweinfurter Großindustrie für den eigenen Traum aufzugeben, haben letztlich gute Kontakte und glückliche Umstände. Fischer erklärt, dass gerade das Netzwerk, welches er sich von Beginn an aufgebaut hat, ihm zum einen wichtiges positives Feedback, aber auch wertvolle Kontakte weitervermittelt hat, um letztlich weiter machen zu können, ohne in große Fallen zu tappen. Besonders wichtig für ihn ist nach wie vor, den eigenen Traum zu leben und in seiner Arbeit einen Mehrwert für die Gesellschaft zu sehen. Wenn Anderen die Mode, die er anbietet gefällt und ein Kunde glücklich über den neuen Style seinen Laden verlässt, ist das für Fischer die Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein. Da es nicht leicht ist auf diesem zu bleiben, rät er den Teilnehmern, wenn man sich selbständig macht „eigene Fehler einzugestehen und die Ursachen zu analysieren“.
Hilfreich für die Teilnehmer, waren bei der Präsentation der beiden Gründer besonders auch zahlreiche Unterschiede in der Herangehensweise, die deutlich herausgestellt wurden. Während bei Fischer in der Modebranche die gezielte Platzierung von gesponserten Beiträgen, vor allem auch von Bildern in sozialen Medien zur schnellen Reichenweitenerhöhung, einen großen Teil seines Werbebudgets verschlingen, setzt Berlein rein auf den kostenlosen dafür deutlich langsameren Weg über die Community.
Eins haben beide Gründer dann aber wieder gemeinsam, was sie deutlich von den aus den Medien bekannten Startups, die auf schnelles Wachstum getrimmt sind, unterscheidet. So haben sich beide in ihrer Entwicklung nicht vom 1. Erfolg blenden lassen und dann Gefahr zu laufen zu viele Schritte gleichzeitig zu machen. So setzt Fischer momentan auf den weiteren Aufbau seiner Vertriebskontakte, bevor er den nächsten Schritt mit der Produktion einer größeren eigenen Kollektion wagt. Berlein investiert gerade in einen aufwändigen Zertifizierungsprozess der mexikanischen Plantagen, was viel Anwesenheit in Mexiko erfordern wird und so dem Vertriebsausbau in Deutschland erstmal vorgestellt ist.
„StartupSchweinfurt“ ist eine Netzwerkveranstaltung für Gründer und Gründungsinteressierte auf Initiative der Wirtschaftsjunioren Schweinfurt. Ziel ist es den Erfahrungsaustausch unter einander zufördern und Impulse für eine Gründerszene in der Region zusetzen. Zukünftige Veranstaltungen werden über die Facebookseite „StartupSchweinfurt“ bekannt gegeben.