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Michael Wollny „Ein ganz großes kompositorisches und interpretatorisches Talent”

vom 22.05.2012 - 10:05 Uhr

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Eigentlich ist der Künstler so kurz vor einem Konzert nicht ansprechbar. Alle im Museum Georg Schäfer waren bemüht ihn bestmöglich abzuschirmen. In seinem Umfeld bewegen sich die Menschen flüsternd und auf Zehenspitzen. Der Schreiberling, von so viel Ehrfurcht beeindruckt, macht sich vor der Tür zum Konzertsaal im Museum klein, um den Meister in seiner Meditation vor dem Soundcheck nicht zu stören. Die Tür ist angelehnt und durch den offenen Spalt winkt ein erfrischend jung wirkender Michael Wollny und bittet mit seinem Handzeichen herein. Aus dem Türrahmen streckt sich eine Hand entgegen und sein offenes Lachen überwindet augenblicklich alle Scheu vor der Tatsache, dass man einer der größten deutschen Musikerpersönlichkeiten gegenübersteht.

Michael Wollny gibt in Schweinfurt ein Konzert. Der Rahmen ist der für Wollnys Musik bestens geeignete Konzertsaal des Museums Georg Schäfer. Wollny, inzwischen Weltenbürger, hat seinen Lebensmittelpunkt in Frankfurt. Es ist nicht so, dass er anonym vorbeikommt und ein Konzert spielt, Schweinfurt hat schon noch eine ‚Hausnummer‘ in seinem Leben.

 

Seine Schweinfurter Zeit, 

die Umgebung Elternhaus, die Menschen, die er getroffen hat, die Schule, die Lehrer, Klassenkameraden, das alles sind feste Größen, die ihn in seinen ersten 20 Jahren geprägt haben, obwohl, wie er in seiner Bescheidenheit sagt, er das selbst am wenigsten beurteilen kann. Gefragt nach den Ursprüngen seiner Musik, glaubt er, dass es sicher so war, dass durch das Celtis-Gymnasium und die Musikschule bestimmte Dinge beschleunigt worden sind, die anderenorts vielleicht länger gebraucht hätten. Die Musik hat von früher Kindheit an immer eine große Rolle gespielt. Er erinnert sich mit positiven Gefühlen daran, dass er bei allem, was er musikalisch alleine und mit seinen ersten Bands angefangen hat, immer sofort eine breite Unterstützung von allen Seiten erfahren hat.

 

Schweinfurt ist keine Großstadt 

„Vielleicht liegt es ja gerade daran, dass Schweinfurt keine Großstadt ist. Der Enthusiasmus für Kunst und Kultur ist spürbar, Schweinfurt hat für seine Größe ein sehr beeindruckendes Kultur-Angebot, kontinuierlich ausgebaut in den letzten Jahren, von der Kleinkunst bis hin zum Theater und den großen Museen.”

 

Wohlwollende Förderung 

Seine eigene musikalische Entwicklung war ziemlich früh in wohlwollenden Infrastrukturen eingebettet, die alles gefördert haben. Vielleicht eine Besonderheit seiner Heimatstadt. Seine erste wichtige musikalische Bezugsgröße war seine Schwester. Sie ist auch durch die Musikschmiede Celtis gegangen, hat später Musik studiert und bei ihr hat er schon als kleiner Junge die ersten Tonfolgen abgelauscht.

Auch später hatte er großes Glück mit seinen Musiklehrern, mit denen er zum großen Teil bis heute noch in Kontakt geblieben ist. Alle haben ihm große Impulse gegeben, auch in Richtung Komposition. Michael Wollny erzählt darüber, wie ihn jedes Lob beflügelt hat, wie es ihm gut getan hat und er sich zusammen mit seinen Mitschülern über positives Feedback gefreut hat.

Lob und Anerkennung, Wettbewerbe und Kombinationen mit anderen Musikern öffneten neue Türen. Vorbilder gab es in dieser Zeit viele, denen nachzueifern war Ansporn für die Schüler.

 

Keine exakte Karriereplanung 

Zu keinem Zeitpunkt hat sich Michael Wollny vor den Spiegel gestellt und gesagt „ich glaube an mich, ich will das machen”. Es waren die kleinen Schritte, da hat ein Schritt zum anderen gepasst. Erst haben die Lehrer gelobt, dann waren es die ersten Erfolge bei einem Vorspielabend mit Publikum, dann einen Wettbewerb gewonnen. Später, am Konservatorium in Würzburg kam das Interesse von anderen mit Michael Wollny zusammenspielen zu dürfen, exakte Karriereplanung war das alles nicht.

Immer in kleinen Schritten

Die ersten Bands, erste Konzerterfolge, immer so in kleinen Schritten weiter. Michael war schon vor seinem Abitur Student an der Musikhochschule in Würzburg. Dann, als er das Abi in der Tasche und den Zivildienst abgeleistet hatte, war es für ihn keine Frage, das begonnene Studium auch zu beenden. Zu Anfang hat er zwei Jahre Mathematik nebenbei studiert, aber plötzlich war schon während des Studiums die Zeit für die Kurse knapp. Viele Konzerte und Projekte waren zeitgleich angelaufen, Michael Wollny war mitten in seinem Beruf angekommen. Dass das kein ‚normaler‘ Beruf war, hat er vorher gewusst. Bei einem normalen Beruf weiß man zumindest ungefähr was kommt. Für einen Berufsmusiker sind die Wege unberechenbar. In diesem Job ist auch das Lob, der Beifall immer wieder wichtig, um Urvertrauen zu bekommen, eine Bestätigung, dass man auf dem richtigen Weg ist, auch wenn man lange Zeit nur alleine vor sich hin arbeitet, so formulierte es Michael Wollny im Gespräch.

 

Irgendwann war seine Karriere einfach Realität

„Das Musikbusiness ist ein riesiger undurchsichtiger Haufen, in dem man sich seinen Platz suchen, manchmal auch erfinden muss.”

Zweifel, ob man sein Leben mit Musik bestreiten kann, kennt ein Künstler eigentlich jeden Tag, „dieses Gefühl verlässt einen auch nicht. Gerade jetzt, mit den großen Diskussionen über das Urheberrecht, kann man als Musiker schon Angst bekommen.” Seine Entscheidung dabei zu bleiben hat bei ihm nichts mit Sturheit zu tun. „Es muss einfach so sein. Wenn man als Musiker aktiv wird und merkt, dass es funktioniert, ist einfach zu wenig Platz für anderes, nicht im Kopf und auch nicht zeitlich. Es ist die Notwendigkeit sich am Instrument auszudrücken, Kunst zu machen, nicht die Karriereplanung. Etwas muss einfach raus.”

In seinem Musikerleben gibt es ruhigere Phasen und richtige Busy-Phasen. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs waren gerade einmal zehn Tage Pause. Pause, das bedeutet Schreibtisch abarbeiten, Briefe und E-mails lesen oder nur Freunde treffen, ein bisschen abschalten. Konzerte planen, dafür hat Michael Wollny mehrere Agenturen. Koordination, die Richtung vorgeben ist und bleibt trotzdem seine Sache.

 

Die Zeit der Konzertreisen

Dann kommt sie wieder, die Zeit der Konzertreisen. Das ist so eine Art ‚Strudel‘, in den man hineingezogen wird, sagt er. „Reisen, ankommen, kurz ausruhen, Soundcheck, essen, Konzert, versuchen nicht so spät ins Bett zu kommen, schlafen, weiterreisen. Wenn man das so drei, vier Wochen am Stück macht, teilweise mit verschiedenen Projekten, ist es anstrengend, aber es ist auch das, was einen am meisten belohnt.“

Ein großer Teil seiner Arbeit sind auch Studioaufnahmen. Im Studio werden neue Platten eingespielt, neue Projekte entwickelt. Zu Hause hat er sich ein eigenes Studio eingerichtet, dort kann er für sich Stücke aufnehmmen, kann komponieren, üben und ausprobieren.

In letzter Zeit hat er auch mal für Popproduktionen Klavierparts im Studio eingespielt. Das wird immer wieder von Produzenten angefragt. Für Wollny ist das interessant, weil Musik dabei ganz anders entsteht als im Jazz.

 

Michael Wollny hat auch eine Botschaft 

Die Antwort auf die Frage nach einer Botschaft, die er heute jungen Talenten mitgeben will, fällt ihm nicht leicht. Michael empfiehlt, sich den Blick nach innen zu bewahren, bei sich selbst zu bleiben und dabei über die Jahre eine gewisse Souveränität zu entwickeln.

„Wichtig ist aber auch, ein großes Netzwerk zu haben, mit vielen Leuten in Kontakt zu treten. Ob das Lehrer oder Mitmusiker, andere Künstler sind – es geht darum, sich selbst immer wieder in diese Menge reinzuwerfen, sich austauschen, offen bleiben, die Augen offen halten. Es ist vielleicht das Wichtigste, keine Angst zu haben vor der inneren Stimme einerseits und dem Austausch mit Neuem andererseits.”

 

Quer durch alle Stilrichtungen

Wenn Michael nicht selbst Musik macht sondern Musik konsumiert, geht sein Geschmack quer durch alle Stilrichtungen. Er wechselt wahnsinnig schnell, wie er selbst sagt. Er hat Phasen in denen er eigentlich nur Klassik hören kann, das wechselt mit Phasen in denen er nur Pop hört oder nur Jazz und Free-Improvs.

Michael Wollny bezeichnet sich selber als ziemlich eklektisch. Das ist die Bezeichnung, die sich auf ein einzelnes Kunstwerk, in dem verschiedene vergangene Stile verarbeitet sind bezieht. Ein Aha-Effekt kann für ihn aus allen Richtungen kommen. Es ist auch für ihn ein Mysterium, warum ihn bestimmte Dinge inspirieren.

 

Die Disharmonie 

Zur Disharmonie in Schweinfurt hat Michael Wollny ein besonderes Verhältnis. Dort hat er ein ganzes Jahr Zivildienst abgeleistet. Die Kontakte zur Disharmonie sind nie abgerissen. Im letzten Jahr, als er mit dem Trio die neue Platte vorbereitet hat, waren sie drei Tage in der Disharmonie zum Proben. Auch in diesem Mai gibt es wieder zwei Konzerte in der Disharmonie.

 

Michael Wollny‘s CD-Präsentation ‚Wasted & Wanted‘ 

Im Programm steht zu lesen: Auch auf ‚Wasted & Wanted‘ ist kein vergrübelter akademischer Jazz zu hören, sondern eine höchst vitale Musik mit traumwandlerischer Interaktion. Das Trio spielt auf einem derart hohen Energielevel, wie es im Jazz selten ist. Michael Wollny, der stilistisch autarke Querdenker am Klavier, beweist abermals, warum er als ‚stärkste (Jazz)-Musikerpersönlichkeit, die Deutschland seit Mangelsdorff hervorgebracht hat‘ (Hamburger Abendblatt) gilt. Eva Kruse bildet mit ihrem rhythmisch treibenden Bass das Kraftzentrum. Schlagzeuger Eric Schaefer entfacht mit seinem insistierenden, aber wandlungsfähigen und extrem farbenreichen Schlagzeugspiel Rock-Energie. ‚Wasted & Wanted‘ schafft eine frische, unverbrauchte, stets überraschende und spannende Musik voller Einfallsreichtum, Power und Virtuosität.

„Atemloses Staunen, mit welcher Intensität und Reife Michael Wollny die Klangmöglichkeiten seines Flügel auslotete. Von flüsternden Zärtlichkeiten einer Schubert-Interpretation bis zu donnernder Tastengewalt, mitreißend angetrieben von Drummer Eric Schaefer und satt geerdet von Eva Kruse als perfekter Vermittlerin am Bass. Ein Meilenstein der Festivalgeschichte.”

von Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-05-2012

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