Aus dem aktuellen SWmagaz.in: Großes haben sie sich vorgenommen, die Sömmerdorfer, für die Passionsspiele 2013. Die einzigartige Kulisse mitten im Wald haben die Sömmersdorfer völlig umgekrempelt. Auf dieser idyllisch gelegenen Freilichtbühne erwartet die Besucher eine völlige Neuinszenierung der Leidensgeschichte Jesu.
Vom Premierensonntag am 23. Juni bis zur letzten Vorstellung am 18. August stehen die Sömmerdorfer auf der in Breite und Tiefe gewachsenen Bühne und lassen den Orient lebendig werden. Auch in der Bewirtung der Besucher wird sich dieser Hauch verbreiten. Orient-Schale mit Lammhackfleischbällchen, gefüllt mit Feta-Käse, dazu Feigen und Fladenbrot, die Gäste sollen den Orient auch schmecken. Für die Vegetarier wird z.B. ein Feta-Aufstrich mit Datteln auf Fladenbrot geboten. Für die Liebhaber von Süßem zum Kaffee hat der Orient auch einiges zu bieten, da stehen z.B. Mandelrolle, Quarkmohnzunge oder eine Blätterteigtasche mit Pekannuss und Ahornsirup auf der Karte.
Es ist aber bestimmt nicht nur das Speiseangebot, das den Orient in Sömmerdorf aufleben lässt. Die beiden neuen Regisseure, Marion Beyer und Hermann J. Vief aus Coburg, Theaterpädagogen und Dozenten für professionelle Jugendarbeit, haben das Spiel vollkommen umgekrempelt. Beide sind Referenten am Institut für Jugendarbeit in Gauting und bringen große Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Amateurschauspielern mit. „Wir wollen Bilder schaffen, die beim Publikum zum intensiven Erlebnis werden. Die Leute sollen nachhaltig berührt werden“, so Marion Beyer.
Musik, nicht von der Konserve
Neu ist auch, dass die Musik nicht von der Konserve kommt. Komponisten der Bühnenmusik für die Passionsspiele sind Martin Kleiner und Dr. Hans-Jürgen Beyer. Ihre Musik will nicht im Vordergrund stehen, sondern die Inszenierung unterstützen. Beide Komponisten wollen einen Bogen spannen, um uralte Melodien und Harmonien mit heutigen Stilelementen zu verbinden.
Nationalinstrument der Armenier
Als Instrumente kommen ein moderner Synthesizer ebenso zum Einsatz wie der Duduk, eine uralte armenische Flöte, die bereits vor 3000 Jahren gespielt wurde. In Wikipedia steht zu lesen: das Duduk ist ein Holzblasinstrument mit einem extrem großen Doppelrohrblatt, das bis zu zehn Zentimeter lang und bis zu drei Zentimeter breit ist. Es gilt als armenisches Nationalinstrument und ist auch als ‚armenische Flöte‘ bekannt.
Das ganze Dorf ist für den Ansturm gut gerüstet und hat neben den Passionsspielen einiges zu bieten.
Der Passionsgarten
Mitten im Dorf haben die Sömmersdorfer einen Passionsgarten angelegt. Zwischen der Freilichtbühne und der Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer ist eine Ruhezone entstanden, mit einer Dauerausstellung unter freiem Himmel. Auf großen Tafeln wird die Geschichte des geistlichen Spiels und der Passionsspiele Sömmersdorf dargestellt, selbst die Pflanzen auf dem Gelände haben einen biblischen Bezug.
Der spirituelle Rundweg
Für Spaziergänger und Wanderer wird es einen spirituellen Rundweg geben. Auf zwei Routen, nördlich und südlich des Dorfes, werden an verschiedenen Stationen Impulse zum Nachdenken gegeben, zur Thematik der Passion in der heutigen Zeit. Der Spazierweg führt durch landschaftlich reizvolle Umgebung und durch landwirtschaftliche Felder mit weitem Blick in die Ferne. Eine Beschilderung wird die Besucher auf der Route lenken.
Moderne Ausstellungsräume
An zentraler Stelle im Ort, am Kirchberg neben der Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer, steht die ehemalige Schule. Sie wurde mit großer Eigenleistung der Sömmersdorfer saniert, es gibt moderne Ausstellungsräume. Es wird eine Ausstellung über die Passionsspiele des 20. Jahrhunderts zu sehen sein. Die Dauerausstellung soll bestückt werden mit Filmen von den Sömmersdorfer Passionsspielen, mit historischen Dokumenten, Plakaten oder Entwürfen von Bühnenbildern. Erhalten sind zudem alte Kostüme oder das Holzkreuz der ersten Aufführung von 1933.
Ein Höhepunkt, veranstaltungstechnisch für die Freilichtbühne, ist sicher die Ausstrahlung des bekannten ZDF-Fernsehgottesdienstes, der zum ersten Mal live aus Sömmersdorf gesendet wird. Diese Fernsehübertragung von der Passionsspielbühne aus ist auch für das ZDF ein Novum.
Am Samstag zuvor findet ein Probegottesdienst statt. Außerdem werden im Anschluss an den Live-Gottesdienst einige Sömmersdörfer Zuschauerfragen am Telefon beantworten. Die ZDF-Fernsehgottesdienste verfolgen durchschnittlich rund 700.000 Zuschauer.
Jürgen Kohl
Zum SWmagaz.in geht es hier: http://swmagaz.in