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Holger Laschka, permanent in Bewegung

26.10.2012

Die professionelle Fremdbeobachtung verschiedener Gesellschaftsbereiche ist für den Journalisten Holger Laschka Auftrag und Passion zugleich. Es war ihm dabei immer egal, welches Medium er zur Verbreitung nutzte. Nicht egal waren und sind ihm seine Leser, Hörer, Zuseher und ihre Reaktionen auf sein Tun. Es ist ihm bewusst, dass Worte, egal ob gesprochen oder geschrieben, Waffen sein können. Sie können ebenso schmeicheln wie tief verletzen. Sein Leitspruch ist es, mit Worten sorgsam umzugehen.

Von Hans-Dietrich Genscher, den am längsten amtierenden Bundesminister des Auswärtigen und Stellvertreter des Bundeskanzlers der Bundesrepublik, erzählte man, dass er so schnell und viel unterwegs war, dass er sich gelegentlich bei einer seiner vielen Flüge über den Atlantik selber begegnete. Dieser Scherz kommt einem in den Sinn, wenn man dem Schweinfurter Journalisten Holger Laschka an den oft zeitlich dicht gedrängten Terminen zuverlässig immer wieder begegnet.

Laschka ist Schweinfurter, in seiner Heimatstadt verwurzelt.

Als Kind, von der Kerschensteiner Schule ins Humboldt-Gymnasium ‚umgezogen‘ und dort mit dem Abi wieder ‚ausgezogen‘, um die Welt zu erobern. Erst einmal, das war zu dieser Zeit so üblich, stand die Bundeswehr auf dem Plan. Nicht gerade freiwillig war er angetreten, die Wehrpflicht war ein heiliges Gut.

Ein Schweinfurter lernt was „Gscheits”

Eine Lehre bei der Großindustrie war so eine Art Existenzversicherung, Industriekaufmann, so etwas wie der gehobene Dienst. Einen Blaumann musste man dabei nicht tragen. Während seiner Ausbildung haben ihn Computer fasziniert. Das Fenster des startenden Betriebssystems hatte für ihn etwas Magisches. Am vorläufigen Ziel seiner Wünsche war er dann, als er nach seiner Lehre in der EDV-Abteilung der SKF eine Anstellung fand. Seine Vorgesetzten hatten seine Fähigkeiten erkannt und ihm gleich ein richtiges Projekt ‚auf‘s Auge‘ gedrückt. Mit einem Crashkurs in München hat man ihn in die Geheimnisse der Kobol- und Datenbankenprogrammierung eingeweiht.

Versehen mit diesen höheren Weihen ist er nach Schweinfurt zurückgekommen, um für seine Firma eine Datenbank zu ‚bauen‘, die Verwaltung der DIN-Normen war das Thema. In einem Industriebetrieb wie der SKF ist das Einhalten der DIN-Normen Voraussetzung, um die Produkte am Markt überhaupt durchsetzen zu können. Die Entwicklungsingenieure mussten sich immer durch Berge von Papier wühlen, um für besimmte Teile die gültige Norm zu finden. Das kostete nicht nur Zeit, sondern auch bares Geld. Dass seine vor 25 Jahren kreierte Datenbank heute noch läuft, darüber lacht er wie über einen Bubenstreich. Ein Computerprogramm, das ein Vierteljahrhundert überlebt, das ist schon eine Seltenheit. Seine erste intensive Berührung mit der EDV im professionellen Bereich hinterließ Spuren. Der Entschluss, sich in Bamberg für ein Studium der Wirtschaftsinformatik einzuschreiben, war kein schwerer. Bis zum Vordiplom (auf seine 1,3 als Mathenote ist er heute noch sehr stolz) hat er es geschafft. Warum er dann sein Studium geschmissen hat, hat mit einer anderen Leidenschaft zu tun, der Leidenschaft zu Schreiben.

 

Die Leidenschaft zu Schreiben

In seiner Studentenzeit hat er immer schon für die Mainpost geschrieben und als freier Mitarbeiter Teile seines Lebensunterhaltes bestritten. Immer mehr ist er in den Redaktionsbetrieb hineingewachsen. Als Spezialgebiet kristallisierte sich die Sportberichterstattung heraus. Sport deshalb, weil er, sehr zur Freude seines Sportlehrers Kurt Vogel, schon im Gymasium als ganz passabler Leichtathlet aufgefallen ist. Einer dieser Sportevents im Stadion, die er als Lokalreporter besuchte, bescherte ihm dann eine schicksalhafte Begegnung.

Es war die Zeit der spannenden Geburt

von lokalen Fernseh- und Radiosendern. Nachdem die ersten Versuche des Mainpresseverlages Regionalfernsehen zu machen eingestellt wurden, hat sich Johannes Bloching erfolgreich um die Sendelizenz beworben. Er gründete 1984 TV1. Bloching war es dann auch, der Holger Laschka zum Fernsehen holte. Am Anfang stand, so erzählt Laschka heute, das geschriebene Wort. Bloching beauftragte ihn über diesen Event im Stadion einen redaktionellen Text zu schreiben. Zum ersten Mal musste Holger Laschka seinen eigenen Text dann auch selbst im Bergrheinfelder Studio auf die bewegten Bilder sprechen.

Im ausgebauten Dach des Häuschens der Familie Bloching in Berg-rheinfeld hat TV1 mit dem Sendebetrieb angefangen.

 

Die 1 im Namen

war Blochings Anspruch von Anfang an, mit der damals bestmöglichen technischen Qualität zu senden. In der Technik machte Bloching keine Abstriche, wohl aber im Platz. Eine winzigkleine Kammer war abgetrennt und mit Schaumstoff ausgekleidet. Die eineinhalb Quadratmeter dienten als Sprecherkabine. Das war der erste Arbeitsplatz von Holger Laschka im Medium Fernsehen.

Seine eigenen Anfänge fand er schon damals sehr hölzern. Ohnehin hält er sich nicht für ein Naturtalent vor der Kamera. Laschka glaubt heute noch nicht, dass er Fähigkeiten besitzt, die ihn zum Auftritt vor großem Publikum befähigen. Obwohl er jahrelang vor der Kamera gestanden hat, hält er sich nicht für einen guten Fernsehmoderator.

Tatsache war und ist es: keiner hat das regionale Fernsehen so personifiziert verkörpert wie Holger Laschka. Seine sympathische Art, mit dem Mikrofon in der Hand seinen Gästen im Studio oder draußen bei den Drehterminen Worte zu entlocken die den Zuschauer interessieren, war schon legendär.

 

Er wusste immer, wovon er redete

Sein Geheimnis war, immer gut vorbereitet zu sein. Er wusste immer genau, wo von er und mit wem er redete. In Vorbereitung seiner Sendungen hat er konsequent alles gelesen, was er über seine Gesprächspartner in Erfahrung bringen konnte. Nur so war es möglich schlagfertig zu reagieren und auch mal nachzuhaken.

Holger Laschka hat sich immer geweigert, seine eigenen Sendungen anzuschauen, genauso wie er sich heute dem Medium Fernsehen mit ganz wenigen Ausnahmen auch privat völlig verweigert.

 

Besser schreiben als reden

An der Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten als Journalist lässt er keinen Zweifel. Laschka hält es für seine Stärke, dass er besser schreiben als reden kann. Er sagt von sich, dass er sehr hartnäckig in der Recherche ist und zwar immer. Es geht ihm keine Geschichte durch, die nicht von vorne bis hinten abgesichert ist. Noch die vierte oder fünfte Meinung zu einer Geschichte zu hören ist für ihn keine Last. Seinen beruflichen Erfolg beim Fernsehen führt er auf viel Wohlwollen aller Beteiligten zurück. Speziell Johannes Bloching ließ ihn machen und unterstützte seine Ideen.

 

Seine Wurzeln in der Gesellschaft

Als ein Glück bezeichnet er seine Wurzeln in der Schweinfurter Gesellschaft. Guter Lokaljournalismus braucht unbedingt diese Wurzeln. „Der Lokaljournalist ist darauf angewiesen, dass er etwas zugetragen bekommt. Daraus zu erkennen was berichtenswert ist, das aufzugreifen und nach zusätzlicher Recherche darüber zu berichten ist sein Kerngeschäft.” Alle Versuche, externe, auch bekannte und gute Leute für diesen Job einzusetzen, sind immer schon fehlgeschlagen, quer durch alle Medien.

Schon vor seinem Vordiplom war Holger Laschka gut beschäftigt. Der Journalist hat neben seinem Fernsehjob immer auch weiter geschrieben. Die Entscheidung, das Studium zu ‚schmeißen‘ und sich ganz dem Journalismus zu widmen, ist ihm sicher nicht leicht gefallen. Johannes Bloching hat seine Sendeplätze für TV1 immer weiter ausgebaut. Das Lokalfernsehen wuchs zu einem gewaltigen Medium heran. Laschka hat seine Diplomarbeit noch bei der SKF geschrieben. Bei dem Thema, wie Netzwerkverkehr abgerechnet werden kann und bei seinem Schreibtalent, ist es ein umfangreiches Werk geworden.

 

Die nächste Stufe gezündet

Die Fügung oder der Zufall wollte, dass in dieser Zeit der Mainpresseverlag seine Anzeigenblätter, die ‚Märkte‘, unterfrankenweit neu aufgestellt hat. Der Anspruch, mehr zum Lesen in die Blätter zu bringen, brachte Holger Laschka den Job des Redaktionsleiters für ganz Unterfranken ein. Seinen Zweitjob bei TV1 hat man geduldet. Bis zur historischen Jahrtausendwende raste der Getriebene als Redaktionsleiter von einem Standort zum anderen durch ganz Unterfranken.

 

Vom Konzern getrennt 

Die Stadt Schweinfurt suchte einen kompetenten Partner für ihren Internetauftritt. Die Idee, das Portal Schweinfurt.de mit redaktionellen Inhalten aufzupeppen und sich mit diesem Konzept als Partner zu bewerben, stieß auf Widerstand. Kurzerhand bewarb sich Holger Laschka selbst bei der Stadt und machte mit seinen Ideen gegen alle anderen großen Anbieter das Rennen. Darüber kam es dann zu einer recht unguten (so sieht es Holger Laschka heute) Trennung vom Verlagskonzern.

Im Zuge der Zusammenarbeit mit der Stadt wurden die Anforderungen an technische Dienstleistungen und Hilfestellungen immer höher. Der Handel mit Computern ergab sich zwangsläufig. Ein Franchisesystem bot die Möglichkeit zu einem günstigen Einstieg. Der Laden in der Stadt war Treffpunkt für alle, die mit ihrem Computer nicht weiter wussten. Zeitgleich hat Laschka die erste Schweinfurter Onlinezeitung SWEX installiert. Er brauchte, trotz seiner vielen Aktivitäten, immer auch eine Plattform zum Schreiben.

Die Sache mit dem Stadtportal hat er nach zehn aufregenden Jahren aufgegeben. Bis letztes Jahr hat er dieses Portal noch organisiert. Viel Geld hat er nach eigener Aussage dabei verloren. Alleine die Lizenzgebühren zum ‚Virtuellen Marktplatz‘, wie das vom Freistaat zusammen mit Siemens und SAP angestoßene Projekt, das leider niemals zur Ausführung kam, hat ihm viele tausend Euro gekostet.

 

Eine bürokratische Veranstaltung mit vielen Luftschlössern,

so bezeichnet er heute dieses Projekt. Noch im letzten Jahr hat man ihn, Vertrag ist Vertrag, zu Lizenzzahlungen aufgefordert. Nach scharfen Einsprüchen hat man ihm diese Zahlung großzügiger Weise erlassen. Laschka legt Wert auf die Feststellung, dass die Stadt Schweinfurt an dieser Sache keine Schuld trifft. Im Gegenteil, er fand bei Stadoberen z.B. bei Kämmerer Martin Baldauf, immer ein offenes Ohr und Unterstützung bei der Lösung seiner Probleme.

Seinen Computerladen hat er in der Zwischenzeit aufgegeben. Er sah bei dem Preiskampf der großen Ketten keine Chance als Mittelständler im Handel zu überleben.

Als ob sich das Schiksal gegen ihn verschworen hätte kam dann auch noch das Ende von TV1 als lokaler Fernsehanbieter dazu. Die Rückgabe der Sendelizenz bedauert er heute noch sehr. Mit seinem Internetportal und Aufträgen aus der freien Wirtschaft hat sich Holger Laschka über Wasser gehalten. Seine Fähigkeiten als Moderador haben ihm auch auf Bühnen überregional Aufträge verschafft.

Jüngst ist auch wieder die heute neue Generation von Verlagsmanagern auf ihn aufmerksam geworden. Seine Fähigkeit im Umgang mit dem Wort hat Andreas Kemper, leitender Redakteur der Mainpost, veranlasst, ihn für das Schweinfurter Tagblatt unter Vertrag zu nehmen. Holger Laschka macht jetzt wieder das, was er eigentlich schon immer gemacht hat, gute Geschichten schreiben.

 

Die Zukunft der Medien 

Nach der Zukunft aller Medien befragt, hat er seinerseits eine Geschichte erzählt: Holger Laschka war über die Herbstferien zu einem Kurzurlaub an der Ostsee. Das herrliche Wetter hat es gut gemeint, im Strandkorb sitzen war möglich. Internetzugang gab es nicht und Fernsehen ist am Strand einfach doof. Er hat sich Zeitungen gekauft, jeden Tag ein paar. „Der Genuss, eine echte Zeitung aus Papier in der Hand zu halten, zwischendurch auf die Ostsee hinaus zu gucken, ist durch kein iPad, kein iPhone, iBook oder sonst ein i zu ersetzen.”

 

Eine Renaissance des bedruckten Papiers

Laschka wünscht sich eine Renaissance des bedruckten Papiers. Er glaubt, dass eine ganze Generation für die Zeitung verloren ist. Diese Kids kommunizieren anders, sie brauchen keine Zeitung, um sich zu verabreden, sie interessieren sich auch nicht dafür, was gestern im Stadtrat war. Alle aber kommen seiner Meinung in ein Alter, in dem sie wieder eine Zeitung gedruckt lesen wollen, sich wieder ein Magazin am Kiosk kaufen. Die Kultur, in den Netzwerken sich die Infos alle selber zu beschaffen, wird nicht auf Dauer angelegt sein. Die Jungen werden dann Familien haben, in einer Stadt oder einer Gemeinde wohnen und die Zeitung wieder als das bindende Element ansehen. Die hohen Verkaufszahlen wird es seiner Ansicht nach nicht mehr geben. „Die Verlagshäuser müssen sich so aufstellen, dass Print vielleicht das eine ist und Internet das andere”, riet Laschka den Großen. „Ob die Verlagshäuser unbedingt Fernsehen und/oder Radio machen müssen, glaube ich eigentlich nicht.”

 

Radio ist ein Begleitmedium

Das Radio ist für ihn ohnehin nur ein Begleitmedium im Auto. Auch den Erfolg von Podcasts glaubt er nicht. Laschka erzählte von einem Versuch aus seiner Zeit bei Schweinfurt.de. Oberbürgermeisterin Gudrun Gieser wollte mit einem eigenen regelmäßigen Podcast die Bürger erfreuen. Den Versuch hat man aber nach ein paar Anläufen wieder eingestellt, messbare zusätzliche Klickzahlen hat das keine gebracht.

Nachzutragen wäre, dass Holger Laschka in seiner ersten Zeit bei der Mainpost, auch noch ein zweites Studium berufsbegeleitend angefangen hat und dann auch mit dem Titel Lic.rer.publ. (licentiatus rerum publicarum) abgeschlossen hat. (Licentia docendi ist die Erlaubnis zu lehren.) Die Freie Universität Berlin ermöglichte Journalisten mit mindestens fünfjähriger Berufserfahrung ein dreijähriges berufsbegleitendes Aufbaustudium. Pro Jahr wurden nur jeweils 40 Bewerber für diesen Studiengang zugelassen.

Auch in Sachen Sport bleibt er selbst ein Getriebener. Pro Jahr spult er mit seinem Rennrad rund 2500 km auf den Straßen der Region herunter. Im Sommer macht er immer mal eine längere Tour. In diesem Jahr radelte er zusammen mit einem Freund durch Slowenien und Kroatien.

Bild und Text Jürgen Kohl – jkohl@revista.de

Aus dem SWmagaz.in 10/11

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