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Frischer Wind – Dr. Carolin Lauer

05.04.2012

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: 2005 kam mit Dr. Carolin Lauer, der damals neuen Leiterin der Abteilung 3 – Abteilung für Kommunales, Ordnungsaufgaben, Veterinäramt, Abfallwirtschaft und staatliche Rechnungsprüfung, frischer Wind in das Schweinfurter Landratsamt. Schon ihre Person polarisiert. Weiblich und elegant ihre Erscheinung, die Röcke sind meistens kurz, eine junge hübsche Frau mit einem ‚Dr.‘ vor dem Namen. Ihr sportliches Erscheinungsbild kommentiert sie: „Ist halt so, plagen muss ich mich dafür nicht.” Nichts an ihr passt zum Klischee der grauen Verwaltungsmaus. Carolin Lauer kann um die ‚Ecke‘ denken und geht zum Lachen sicher nicht in den Keller.

Mit ihr kann man sich trefflich unterhalten, über Gott und die Welt, sie kann sich in alle möglichen Situationen und Geschichten schnell und mit schlagfertigen Reaktionen hineindenken. Zusammenhänge, auch wenn sie kompliziert sind, durchschaut sie sofort, für ein kurzweiliges Gespräch mit ihr sind nur Stichworte nötig. Nichts muss man ihr umständlich erklären.

 

Carolin Lauer und die Hunde

Ihre Augen mit den Lachfältchen strahlen, wenn ein Hund vor Freude an ihr hoch springt. Dass dabei Teile ihrer gepflegten Bekleidung leiden mindert ihre Freude kein bisschen. Das mit dem Hund ist ihr größtes Leiden. Ihr Job, ihre Leidenschaft für ferne Länder, alles das lässt ein Leben mit einem eigenen Vierbeiner momentan nicht zu. In ihrem Elternhaus in Walldürn im Odenwald gab es immer einen Hund.

 

Nicht das typische ‚Mädle‘

In ‚Badisch Sibirien‘ ist sie nicht wie ein typisches ‚Mädle‘ aufgewachsen. Immer hat sie lieber im Garten gearbeitet, mit dem schweren Schubkarren dem Vater geholfen, als der Mutter in der Küche. Die Küche ist auch heute nicht unbedingt ihr Lieblingsort. Carolin Lauer ist als Einzelkind aufgewachsen, der Vater, Betriebsleiter in einer Textilfabrik und die Mutter in der klassischen Rolle der Hausfrau; verhätschelt wurde sie trotzdem nicht. Grundschule und dann Gymnasium in Buchen, mit Deutsch und Französisch als Leistungskurs, waren die ersten Bildungsstationen.

 

Ihr Traum von der Tiermedizin 

zerplatzte an der menschlichen Medizin, Carolin Lauer hatte einfach zu viele Tierhaar-Allergien, um schadlos mit diesem Job leben zu können. Hundehaare bildeten da wohl die einzige Ausnahme.

Eine Weile hat sie mit Germanistik geliebäugelt. Da wäre als ‚Brotjob‘ eigentlich nur ein Lehramt-Studium geblieben. Lehrerin wollte sie nicht werden. Das positive Ergebnis bei einem Auswahlverfahren für den öffentlichen Dienst stärkte ihren Entschluss, für zwei Jahre Praxis und zwei Jahre Fachhochschule, als Beamtin auf Widerruf bei der Stadtverwaltung einzusteigen.

 

‚Verliebt‘ in die Juristerei

Getreu ihrem selbst gewählten Motto „…ich versuche immer das Beste zu geben und machen” und der Tatsache, dass sie sich schon auf der Fachhochschule in die Juristerei ‚verliebt‘ hat, hat sie sich danach gleich in Würzburg an der Uni für Rechtswissenschaften eingeschrieben. Streitfälle haben sie von Anfang an fasziniert, Carolin Lauer wollte Rechtsanwältin werden. Ihr jungendlicher Gerechtigkeitssinn war Antrieb genug, wenngleich sie später feststellen musste, dass Recht und Gerechtigkeit oft wirklich manchmal zwei Paar Stiefel sind.

 

‚Die Grauzonen der Testamentsvollstreckung‘ 

Alles hat sie mit dem ihr eigenen Elan durchgezogen und danach gleich noch promoviert – ein Thema, das für Nichtjuristen total trocken, eher makaber erscheint: ‚Die Grauzonen der Testamentsvollstreckung‘. Carolin Lauer ist ohnehin strukturiert organisiert, sie hat sich auch beim Projekt ‚Dr.‘ einen genauen Zeitplan gemacht. So viel Monate wird Literatur gesammelt, dann werden zwei Seiten pro Tag geschrieben und bevor die nicht geschrieben sind, gibt es keinen Schlaf. Daraus sind dann oft auch fünf Seiten geworden oder noch mehr, aber nie weniger und einen ‚schreibfreien‘ Tag hat sie nicht zugelassen. Über die Frage, ob ihre Doktorarbeit auch der Überprüfung durch eine Wiki-Plattform standhält, kann sie nur herzlich lachen: „Ja, da bin ich mir ganz sicher.”

 

Erst einmal Anwältin

Ihren ersten Job als Volljuristin hat sie bei der renommierten Kanzlei Baumann in Würzburg angetreten. Die Spezialisten des öffentlichen Rechts bearbeiten Verfahren und Projekte in ganz Deutschland. Bekannt geworden ist die Kanzlei mit Prozessen, die in den Medien immer Aufmerksamkeit erregten. Beim Umwelt- und Planungsrecht, für Energieversorgungsanlagen, Straßenplanungen, Bundesbahntrassen, Anlagen und Maßnahmen nach dem Immissionsschutzrecht, Abfallwirtschaft und -beseitigung, Flurbereinigungen, Gewässerausbauten, überall hat Baumann mitgemischt. Alle Fälle waren auch für die junge Nachwuchsanwältin sehr interessant. Nicht zufrieden war sie mit dem Umstand, dass ein Rechtsanwalt auch Leute verteidigen muss, von denen er weiß, dass sie nicht Recht haben und auch keines vor Gericht bekommen werden. Einen Mandaten aus diesem Grunde abzulehnen ist ja dann vielleicht auch wirtschaftlicher ‚Selbstmord‘.

 

Ein Anruf in München 

Entschlossen hat sie in München angerufen und gefragt, ob sie nicht doch wieder im öffentlichen Dienst gebraucht würde. Das Bayerische Staatsministerium des Innern ist für das Personalwesen in den Verwaltungen zuständig.

 

Die ‚Insel der Glückseligen‘

Eigentlich empfindet Carolin Lauer den öffentlichen Dienst als ‚Insel der Glückseligen‘, was die beruflichen Chancen für Frauen betrifft. Da spielt es keine Rolle, welchem Geschlecht man angehört, es zählen einzig die Noten und ob man für den betreffenden Bewerber Verwendung hat. Für Dr. Carolin Lauer hatten sie sofort eine. Das Vorstellungsgespräch in München war eigentlich nur noch eine Formalie. Nach einer vierwöchigen Vorbereitungszeit bei der Regierung in Würzburg, ist Carolin Lauer an das Landratsamt nach Kitzingen geschickt worden. Landrätin war damals schon Tamara Bischof. Man hat Carolin Lauer gleich richtig ins kalte Wasser geschubst, sie wurde Nachfolgerin der Landrätin als Abteilungsleiterin für die Abteilung Umwelt und Bau. Carolin Lauer engagierte sich in Kitzingen besonders dafür, dass das Bauamt nicht als ‚Baubehinderungsbehörde’ angesehen wird, sondern versuchte einen modernen Dienstleister für die Bevölkerung und für die Kundenzufriedenheit zu formen. Von 2001 bis 2004 war sie in Kitzingen tätig.

 

Von Kitzingen nach Schweinfurt

Ihr Dienstherr, die Regierung von Unterfranken hat sie im Anschluss nach Schweinfurt geschickt. Am 1. März 2005 hat sie als Leiterin der Abteilung 3, das ist die Abteilung für Kommunales, Ordnungsaufgaben, Veterinäramt, Abfallwirtschaft und staatliche Rechungsprüfung ihre neue Aufgabe übernommen. So ganz ‚nebenbei‘ ist sie noch Geschäftsleiterin des ZRF Schweinfurt, das ist die Arbeitsgemeinschaft der Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Bayern. Mit dem Veterinäramt ist sie wieder ein Stückchen näher an ihren Tierarzt-Traum aus Kindertagen gerückt. Ihr Aufgabenfeld ist sehr breit. Das war das, was sie an dieser Abteilung so gereizt hat. Langeweile gibt es da sicher keine und sie sagt: „Man lernt an jedem Tag etwas dazu.”

 

Was zählt sind präzise Sachargumente 

Aufmerksamkeit erregen ihre öffentlichen Auftritte in jedem Fall, wenn sie z.B. im kurzen ‚Röckle‘ bei einer Feuerwehrversammlung antritt. Im Gespräch verfliegt das männliche Grinsen eigentlich sehr schnell. Messerscharf, mit wachem Geist und handfester Argumentation wischt sie die oft typisch männlichen Vorurteile ohne Gnade vom Tisch. Was bei ihr zählt sind präzise Sachargumente, gute Vorschläge und wenn das Gegenüber weiß wovon er spricht, umständliches Gefasel kann sie nicht ausstehen.

 

Das private Glück 

Ihr privates Glück endete mit einer Scheidung, eine Ehe aus der keine Kinder hervorgegangen sind und begann neu mit dem Auseinanderbrechen der Ehe ihres Chefs, Landrat Harald Leitherer. Dass die beiden zueinander fanden, hat zu Anfang das Landratsamt und die kommunalpolitische Szene im Umkreis recht heftig durcheinander gewirbelt. Heute leben beide zusammen in Schwebheim. Die wenigsten Probleme hat die Verbindung in ihrer eigenen Abteilung bereitet. Ihre 65 Mitarbeiter haben gleich mitbekommen, dass sich am Innenverhältnis des Amtes nichts geändert hat, auch nichts daran, dass der Landrat ihr Vorgesetzter ist, da sie als juristische Staatsbeamtin dienstrechtlich der Regierung von Unterfranken unterstellt ist. Die Kolleginnen und Kollegen haben gemerkt, dass sich Carolin Lauer nicht verändert hat. Sie gesteht ein, dass sie genauer auf eigene Fehler achten muss, um niemand Angriffsflächen zu bieten.

 

Die ‚Versetzungsgelüste‘ sind vom Tisch

Am Anfang war man in Würzburg bei der Regierung der Meinung, dass diese Konstellation nicht funktionieren kann, heute sind die ‚Versetzungsgelüste‘ der Würzburger vom Tisch. Eine Versetzung wäre für Carolin Lauer schon als Strafe empfunden worden. Sie sieht sich am richtigen Platz im Landratsamt und nicht in der vom Publikumsverkehr doch eher abgeschotteten Regierung. Was ihr in Würzburg auch fehlen würde wären die Gestaltungsmöglichkeiten, wie sie auf der Ebene der Landkreise vorhanden sind.

Dass sie eine Frau ist, hat ihr zu keiner Zeit ihres Berufslebens Nachteile eingebracht. Emanzipation, das Wort hatte nie Bedeutung für sie. „Von was hätte ich mich emanzipieren sollen? Ich war schon immer so wie ich bin.”

Ausgeprägtes Fernweh

Auf die Frage, was sie außer ihrem Beruf und den Hunden noch begeistern könnte, ist die Antwort sehr einfach: „Reisen, Reisen und Reisen.” Besonders die arabischen Länder haben es ihr angetan. In Syrien z.B. war sie vor ein paar Jahren. Sie hat Syrien als tolerantes und offenes Land kennengelernt und die heutige Entwicklung macht sie sehr betroffen. Durch die gute internationale Anbindung ist Ägypten gut für kurze Trips. Jetzt, Anfang März, hat sie sich dort für eine Woche eine Auszeit genommen. Ihr Fernweh ist ausgeprägt, wie sie selbst sagt. Mit Französisch kommt man in den arabischen Ländern schon weit, wenngleich sie Arabisch in Schrift und Sprache fasziniert und irgendwann wird sie dazu vielleicht mal wieder die Schulbank drücken. Einen Anlauf hat sie schon gemacht, hier in Schweinfurt. Der Kurs ist, sehr zu ihrem Bedauern, wegen zu geringem Interesse nicht zustande gekommen.

 

Das Gegenteil der deutschen Gründlichkeit

Die Kultur, die Natur und die Menschen ziehen sie in den arabischen Ländern an. Die Menschen schon deshalb, weil sie mit ihrem ‚Laisser-faire‘ das exakte Gegenteil der deutschen Gründlichkeit, Strukturiertheit und Pünktlichkeit darstellen. Die Zufriedenheit im Alltag, die Freundlichkeit mit der man anderen gegenübertritt, alles Dinge, die Carolin Lauer dort bewundert. Zwei Länder, die ihr in den Wüstenstaaten noch fehlen, sind Libyen und der Jemen, dort will sie unbedingt noch hin. Außerhalb der arabischen Länder stünde noch Kuba auf ihrem Zettel.

 

Nix mit E-Books 

Dass sie eine Leseratte ist, erzählt sie noch. Früher hat sie die toten Klassiker geliebt und weil von denen naturgemäß kein Nachschub mehr kommt, musste sie zwangsläufig auf moderne Literatur umsteigen. Bei ihren Reisen schleppt sie sich schon mal mit ein paar Kilo Papier ab, damit ihr der Lesestoff nicht ausgeht. Mit einem E-Book hat sie schon geliebäugelt, aber die Haptik von bedrucktem Papier hat dann immer die Überhand gewonnen. Stöbern im Buchladen ist für sie ein intensiveres Erlebnis als die Bestellung über das Internet.

Mitbekommen hat man bei diesem Gespräch in der Revista-Küche noch eine Leidenschaft, von der Carolin Lauer nichts erzählt hat:

Die kleine Schale mit den Gummibärchen hat sie in dieser kurzweiligen Stunde ratzekahl leer gefuttert.

von Jürgen Kohl

Aus dem aktuellen SWmagaz.in: http://swmagaz.in/swmagaz-in-ausgabe-03-2012

 

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