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Es war einmal ein Dorf

28.06.2011

Ein Rundgang durch Weyer mit Gerald Riedl. Riedl ist Kämmerer der Mainbogengemeinde Schwebheim. Riedl ist in Weyer geboren und lebt in Weyer. Gerald Riedl hängt mit viel Herzblut an seinem Heimatdorf, sieht den Dorfkern aber mit Sicht auf die nächsten zwanzig Jahre, wenn weiter nichts passiert, menschenleer.

In den kommenden 20 Jahren wird auch für den Landkreis Schweinfurt ein deutlicher Bevölkerungsrückgang prognostiziert.

„Brachflächen und Leerstände wieder zu beleben,

dabei sind die Erhebung der Potenziale, ein entsprechendes Flächenmanagement und die Ansprache von Eigentümern wichtige Schritte. Um die Ortskerne wieder stärker zu beleben, gilt es schon heute entsprechende Strategien zu entwickeln”, so Landrat Harald

Leitherer im Vorwort zu einer neuen Broschüre, die sich mit diesem Thema befasst. In 20 Jahren würden nur noch eine geschätzte Zahl von ca. 107.000 Einwohnern im Landkreis leben, so das Prognosgutachten aus dem letzten Jahr.

 

Die Geschichte von Weyer geht auf das 11. Jahrhundert zurück

Zeugnisse der wechselvollen Geschichte Weyers aus dieser Zeit sind heute keine mehr zu finden. Dafür erzählen die leerstehenden Wohnhäuser und Bauernhöfe schon rein optisch ihre Geschichte. Gerald Riedl zeigt uns das Haus von Alois Hümpfner. Das stattliche zweistockige Haus hat er vor gar nicht langer Zeit erst hergerichtet. Trotzdem steht das Haus mit der Hausnummer 8 leer. Die Eigentümer haben sich aus privaten Gründen zu einem Umzug in eine Eigentumswohnung entschieden. Wie so häufig sind es die privaten Lebensläufe und Schicksalswege, die zu solchen Leerständen führen. Wie zu hören ist, soll das Anwesen derzeit auch nicht verkauft werden. Gleich nebenan hat ein ähnliches Haus vor nicht allzu langer Zeit einen Käufer gefunden. Junge Leute haben das Anwesen gekauft. Es war das Haus von

Anton Weingärtner, Altbürgermeister von Weyer. Weingärtner gehörte zu den Betuchten. Bei der Gründung der Raiffeisenbank war Anton Weingärtner sogar in der Lage, eine stattliche Summe in Goldmark der Bank als Startkapital zur Verfügung stellen zu können. Sohn Leo hat später eine mächtige Scheune angebaut und einen Brunnen geschaffen. ca. 2500 qm ist das Grundstück groß, die Weyerer gucken gespannt darauf, was die Käufer aus diesem Anwesen machen.

 

Weyer wurde schon einmal „verkauft”

Nach der Säkularisation 1803 und nachdem das Kloster Ebrach aufgelöst wurde, ging der Weyerer Zehnt an die Fürsten von Thurn und Taxis als Ausgleich für das gefallene Postmonopol der Fürsten. Die Post hat man damals verstaatlicht. Dass früher Weyer ausschließlich landwirtschaftlich geprägt war, ist heute noch zu sehen. Viele leerstehende Häuser sind Bauernhöfe.

 

Dornröschen-Schloss

An manchen Stellen holt sich die Natur das Dorf zurück. Gerald Riedl zeigt uns ein Haus, von dem fast nichts mehr zu sehen ist. Der Weyerer nennen es „Dornröschen-Schloss”. Ein anderes Haus zeigt sein prächtiges Fachwerk zur Straße hin. Hinten im Hof hat sich der Eigentümer eine neue Bleibe gebaut, das alte zweistöckige Fachwerkhaus steht leer. Die Initiatoren des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen würden sich vielleicht die Hände reiben über ein solches Schmuckstück. Verkaufen will der Besitzer dem Vernehmen nach nicht. Wie so häufig zu hören, auch bei Baulücken in anderen Gemeinden, ist der Satz: „Des frisst kee Brot.” Die Madonnenfigur an der Fassade und die „Taubenhäulsi” scheinen, zumindest von außen betrachtet, in gutem Zustand.

Der Rundgang durch Weyer führt weiter in Richtung Kirche. Der alte Pfarrer Popp hat viel für die Erhaltung dieser schönen Kirche getan. Baulärm drängt an diesem Freitagnachmittag an das Ohr der Besucher. Am alten Pfarrhaus wird gearbeitet. Ehrenamtliche Helfer der Pfarrgemeinde sind vertieft bei der Sache. Rudolf Rückert, selbst Fachmann vom Bau, sein Sohn Stefan und Siegfried Hußlein bewegen viel Erde rund um das Pfarrhaus. Das Haus scheint gut erhalten und ist vermietet. Die Einnahmen aus der Miete kommen der Kirche zugute. Der herrlich angelegte Pfarrgarten ist mit viel Einsatz gepflegt. Auch die bekannten Pfarrfeste spülen einige Euros in die Kasse. Das alles ist nur mit viel persönlichem Einsatz machbar.

An vielen Ecken des Dorfes spürt man das persönliche Engagement der Weyerer. Von ihrer Gemeinde fühlen sich die Weyerer schon ein wenig alleine gelassen. Im Gespräch sind immer wieder Lobeshymnen auf die alten Zeiten unter den Bürgermeistern Willi Keß, Karl Schöner und Walter Korn zu hören. Seit der jetzigen „Regierung” scheint Weyer als Gemeindeteil ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Die Weyerer versuchen mit viel Bürgerengagement dagegen zu halten. Weyer hat sich1971 als erste Gemeinde freiwillig nach Gochsheim eingemeinden lassen, ohne Zwang von oben, einfach weil man erkannt hat, dass ein Dorf mit rund 600 Einwohnern alleine nicht verwaltungstechnisch überlebensfähig ist.

Vielleicht wäre Weyer gerade für junge Leute, die heute in Eigentum investieren wollen und können, die Gelegenheit auf dem Lande zu leben, mit einer schnellen, zentralen Verkehrsanbindung in alle Richtungen.

Nur ein Beispiel für gelungenes Bürgerengagement Rudolf Rückert, sein Sohn Stefan und Siegfried Hußlein langen bei der Instandhaltung des Pfarrhauses richtig hin.

 

Ein Artikel aus der aktuellen Ausgabe SWmagaz.in


 

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