Schweinfurt: Der junge Mann hält eine Rosenkohlröschen in der Hand, er dreht und wendet es, verzweifelt schaut er seine Mitstreiter an – was ist denn das? Aber auch die beiden schütteln ratlos den Kopf. Im Raum nebenan werden ebenfalls rauchende Köpfe zusammengesteckt. Hier sollen Werbetexte von Anglizismen befreit werden. „Come in and find out“ – wie übersetzten wir das am besten? Komm rein und finde raus? Oder findet’s raus? Oder doch besser: schau dich um?
Willkommen im Alfons-Goppel-Berufsschulzentrum, hier fand heuer erstmals der Berufswettbewerb für Junggärtner statt. Auszubildende aus ganz Unterfranken zeigten in 68 Teams und zehn Stationen, was sie im ersten, zweiten oder dritten Lehrjahr schon alles gelernt haben. Da mussten Blumenzwiebeln und Gemüse eingeordnet, die Symbolik von Friedhofspflanzen gekannt, Innenräume begrünt oder Geschichten und Zeichen zum Valentinstag kreiert werden – um nur einiges zu nennen.
Die jungen Leute waren mit Feuereifer bei der Sache, dabei waren die Herausforderungen gar nicht so einfach. Warum erkennt ein angehender Gärtner keinen Rosenkohl? Nun, weil er vielleicht kein Gemüsegärtner werden will, sondern Landschafts- oder Staudengärtner. In sieben unterschiedlichen Sparten werden die jungen Leute ausgebildet und ein angehender Friedhofsgärtner weiß eben nicht automatisch auch etwas über Obst und Kräuter, Zierpflanzen oder Baumschulen. „Wir sind halt alle sehr spezialisiert“, erklärte Schulleiter Rainer Schöler.
Über 200 Jugendliche waren angetreten, 50 Prüfer kamen zum Einsatz. Für das Berufsschulzentrum war der Tag auch eine logistische Herausforderung. Die Abteilung Hauswirtschaft sorgte nicht nur für die Frühstückspause, sie verköstigte auch unter Mittag 270 Leute. Alle zwei Jahre findet so ein bundesweiter Wettbewerb statt. Getragen wird er von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Junggärtner und dem Zentralverband Gartenbau unter Schirmherrschaft von Bundesministerin Ilse Aigner. Einerseits soll er frühzeitig zu Leistung motivieren, andererseits die vielfältigen Berufe im Gartenbau vorstellen.
„Grüne Berufe sind voller Leben – Wir lassen‘s wachsen“ lautet das Motto des Wettbewerbs. Die jungen Gärtner waren aber nicht nur „voller Leben“, die Prüfer beeindruckten sie vor allem auch durch ihre Kreativität. So war das floristische Symbol einer Gruppe zum Valentinstag eine Weinflasche. Warum, verrät die Erzählung, die die jungen Leute zu ihrem Symbol schreiben mussten.
„Es war anno 1976 bei einer Weinprobe in der Toskana, mein Ohrring fiel zu Boden und als ich ihn aufheben wollte, traf meine Hand eine andere Hand, die sich ebenfalls nach dem Ring ausstreckte. Ich hob den Blick und schaute in tiefbraune Augen…“ „Positiv amüsiert“ habe das die Prüfer, erklärte Wolfgang Graf, der die Kreativtät der Wettbewerber lobte.
Zur Siegerehrung kam dann auch hoher Besuch: Landrat Harald Leitherer, Oberbürgermeister Sebastian Remelè und der leitende Regierungsschuldirektor Norbert Kornder übergaben die Urkunden. Sechs Teams qualifizierten sich für den Landesentscheid. Zum erfolgreichsten Team in der Gruppe der Junggärtner aus dem ersten und zweiten Ausbildungsjahr gehörten Jessica Maier, Martin Daryl (beide Schweinfurt) und Felix Schäfer (Mainberg). Bei den Auszubildenden im dritten Lehrjahr siegten Nicole Kiesel (Oberspiesheim), Franziska Ruppert (Waizenbach) und Lisa Spiegel (Schonungen).