Schwebheim: „Hier wissen nicht alle, auf was sie sich einlassen“, da ist sich Joshua Fenn sicher und fürchtet: „Der erste Platz ist eine Fahrt im Krankenwagen“. So schlimm allerdings kam es dann doch nicht bei der ersten unterfränkischen Kür des „Chili-Checker 2009“.
14 Teilnehmer traten an, um in 10 Durchgängen immer schärfere „Currywürstchen“ zu konsumieren. Die meisten waren von Natur aus „Scharfesser“, wie Veranstalter Peter Henkel es formuliert: „Was für den einen seine Briefmarkensammlung, das ist für andere scharf essen.“ Er rief das Event ins Leben, vor dem Wettbewerb allerdings mussten alle eine Verzichtserklärung unterschreiben: „Der Teilnehmer verzichtet vollumfänglich auf sämtliche Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche, die aus dem Verzehr der Würste und Saucen entstehen können.“
„Ein Kreislaufkollaps ist durchaus drin, wenn man‘s übertreibt“, weiß ein Teilnehmer und betont gleich: „Man muss halt wissen, wann man aufhören muss.“ Dann aber geht es los. Auf den Tischen im offenen Partyzelt stehen für jeden Teilnehmer ein Schälchen Honig, ein Glas Milch, außerdem Körbe mit Weißbrot. Die erste Würstchen-Runde, die Sauce ist etwas schärfer als Tabasco, meistern alle mit Bravour. Die Kälte von 12 Minusgraden setzt den Teilnehmern mehr zu. Die Milch ist längst im Glas gefroren und kann nur noch als Eis mit der Gabel herausgeholt werden. Auch das Weizenbier kann nur noch gelutscht werden.
Pia Dees ist die einzige Frau in der Runde. Sie hat so etwas schon mal im Fernsehen gesehen, fand‘s lustig und dachte sich: „Dabeisein ist alles, so schlimm kann es nicht sein.“ Sie sollte länger durchhalten als so mancher Mann. Angefeuert von ihrem Fanclub unter der Leitung ihrer Großmutter hält sie bis zur sechsten Runde durch. Erst bei der Sauce Pain 100% langt‘s ihr: „Mir ist so schlecht, ich hab noch nie in meinem Leben so viel Wurst gegessen.“
Die viele Wurst, die Träger der scharfen Chilisaucen ist, macht auch Bastian Breitenbach zu schaffen. Die Wurststücke waren ihm zu groß, „die musste man richtig kauen“. Das verstärkte seiner Meinung nach die Wirkung der Chilis.
Nach der neunten Runde – die kredenzte Sauce ist jetzt 500-mal schärfer als Tabasco – sind nur noch zwei Teilnehmer übrig. Der Rest steigt aus: „Die brennt im Gaumen und im Hals“, beschwert sich ein Teilnehmer. Der nächste, der in der Vorrunde noch sicher war, dass man sich an die Schärfe gewöhnt, steigt aus „Vernunftgründen“ aus: „Man muss ja schließlich nichts riskieren.“ Peter Henkel freut sich inzwischen, dass Oliver Hartmann und Markus Terwart zum Finale antreten. Denn das habe es bundesweit noch nicht gegeben, dass jemand die zehnte Runde erreicht hat. „The Source“ heißt die Sauce, die jetzt auf die Würstchen gestrichen wird. Köchin Kerstin Pfeuffer witzelt, dass man dafür eigentlich Schutzkleidung tragen müsste. Immerhin misst die gelartige Masse 7,1 Millionen Scoville und ist die schärfste Sauce der Welt, 2366-mal so scharf wie Tabasco.
In Scoville wird die Schärfe der Chilis gemessen. Der Wert hängt mit dem enthaltenen Capsaicin zusammen, einem Stoff, der die Schmerzrezeptoren der Schleimhäute reizt und so die Schärfeempfindung auslöst. Ein Milliliter reines Capsaicin beispielsweise muss mit 15000 Litern Wasser verdünnt werden, bevor man keine Schärfe mehr wahrnimmt. Reines Capsaicin hat eine Schärfe von 16 Millionen Scoville.
Kein Wunder, dass Peter Henkel seine Finalisten warnt: „Wenn ihr’s im Kopf merkt, dann hört bitte auf. Die beiden aber denken vorerst nicht ans Aufhören, tapfer werden die sieben Wurststückchen mit „the Source“ gegessen. Die Nase läuft, die Augen sind gerötet und tränen und die Gesichtszüge entgleisen so manches Mal, aber keiner will aufgeben. Dann jedoch entschließen sich Oliver Hartmann und Markus Terwart, sich den Sieg lieber zu teilen. Die Alternative wäre gewesen, solange weiterzuessen, bis einer aufgibt; das, fanden beide, müsse nicht sein.