Aus dem aktuellen SWmagazin: „Es ist Feierabend!“ für das Brauhaus Schweinfurt. Der allerletzte dunkelblaue Brauhaus LKW steht noch auf dem Hof, das letzte Bier wurde im April abgefüllt. Die Sudkessel sind leer, das Leergut stapelt sich in den Hallen bis unter die Decke und auf dem Hof.
Ein letzter Gang durch die Büros, die Hallen, entlang der Abfüllanlage, am Sudkessel und am leeren Bräu-Stüberl vorbei. Was wurde hier schon alles begossen: das neue Volksfestbier, das große Fest im Hof – sogar mit der bayerischen Bierkönigin.
Und wie viele Menschen haben bei einem Gang durch die Gebäude Wissenswertes über das Bier gelernt: über den Anteil von Hopfen und Gerste, wie der Alkohol ins Bier kommt und später – wie er wieder rausgeht. Was man machen muss, damit ein Bier dunkel oder herb schmeckt. Was unter- und was obergärig ist. Leider alles Geschichten aus der Geschichte.
Früher, da hat es eine ganze Menge von Brauereien in Schweinfurt gegeben und irgendwann war es nur noch eine – das Brauhaus nämlich. Dann hat sich Edgar Borst getraut und gebraut und leitet nun die einzige Biermacherei der Stadt. Früher, da haben wir Schweinfurter (sogar ich noch) Wallbräu und Hagenmayer getrunken. Haben mir die älteren von der Vereinsbrauerei erzählt, gab es alte Ortsbezeichnungen wie den Brückenbräukeller am Stadtrand, wo früher der Brückenbrauer seinen Gerstensaft dunkel und kühl lagerte.
Es ist auch ein jähes Ende für die Beschäftigten im Brauhaus Schweinfurt. Die waren in den letzten Jahren immer weniger geworden. Über 200 Menschen verdienten ihr Brot beim Bierbrauer in den besten Zeiten. Zuletzt waren es weit weniger; eine Handvoll Menschen arbeiten noch in den Räumen, bis irgendwann einer kommt und abschließt, für immer..
Wer heute beispielsweise durch die Rhön fährt sieht an vielen Ecken noch das Logo der Schweinfurter Brauanstalt. Auch diese Schilder werden verschwinden. Aus den Ortsbildern, aus den Gaststätten. Vielleicht gibt es ja weiterhin Brauhaus Bier – die Kulmbacher Biergroßmacht hat sich die Rechte dafür gesichert. Werner Bräu, die einst größte Brauerei im Landkreis, gibt es zwar nicht mehr, das Bier mit dem wohlbekannten Schriftzug aus Poppenhausen findet man im Getränkehandel aber weiterhin.
Für einige Biertrinker wird so eine Kiste Brauhaus dann doch noch alte Erinnerungen wecken. An das alpha etwa, ein für seine Zeit neuartiger Trank in kleinen durchsichtigen Flaschen und dem Etikett, dass man beim Trinken, nicht beim Kaufen lesen konnte.
Vieles andere lief wie in vielen Brauereien. Das Märzen, Frankens ganzer Stolz, wurde (in den Absatzmengen) vom eher norddeutschen Pils verdrängt und das Pils musste dem Weißbier, dem Bayerischen Trunk mit Hefe, Absatzmengen überlassen. Zuletzt boomten die alkoholfreien Sorten.
Irgendwann in dieser Zeit – keiner weiß genau wann und keiner weiß genau wo, hat das Brauhaus den Erfolgsweg verlassen. Das ist schon länger her. Keine Frage, auch keine Frage von Wochen oder Monaten. Irgendwann auf diesem Weg haben die Menschen dem Brauhaus den Rücken gekehrt und andere Biere gekauft und getrunken.
Und fürs Schrumpfen – so hatte das nach außen stets gewirkt – war die Schweinfurter Brauerei viel zu groß. Und zum wirklichen Wachsen – angesichts der großen Brauereizusammenschlüsse – viel zu klein.
Es ist Feierabend. Das Brauhaus ist Geschichte. Wie die Brauerei Hagenmayer. Oder der Wallbräu. Oder die Brauerei zum Roßknecht, Schweinfurts erste Gaststättenbrauerei (und wohl einzige) in den Räumen des alten Kretschmar.
Die im Gegesatz zum traditionsreichen Brauhaus – nur eine kurze Episode darstellte in der Geschichte des Biermachens in Schweinfurt.
Text: Hans-Peter Hepp / Fotos: Jürgen Kohl